Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Zane den Kopf. Damian war ja schon immer seltsam gewesen, aber seine plötzliche Besessenheit von Nachrichtensendungen übertraf alles. Zane fand es irgendwie verstörend, dass sich ein Untoter derartig für solche Dinge begeistern konnte.
„Hat Diana ein Kleid gefunden?“, fragte Damian neugierig.
Zane richtete seinen Blick auf den Bildschirm, über den gerade das Bild eine demolierten Autos flackerte. „Ich wäre ja wohl kaum hier, wenn es nicht so wäre.“
Auf Damians Lippen erschien ein Grinsen und Zane wurde wieder einmal brutal vor Augen geführt, warum es nie eine Frau geben konnte, die sich für ihn selbst interessierte.
Wie sollte es auch? Er würde immer im Schatten seines besten Freundes stehen. Damian war nicht beeindruckend groß, sein Körper nicht beeindruckend muskulös und seine Haare nicht beeindruckend schön. Doch Damian hatte ein derart makelloses Gesicht, das sich Zane sogar manchmal selbst dabei ertappte, ihn staunend anzusehen. Er kannte keine Frau, die Damian nicht rettungslos verfallen war. Wenn er lächelte, sah er aus wie ein Engel, herzensgut und vertrauensvoll. War es nicht gerade ein nahezu abartiger Zufall, dass es gerade Damian war, der die gesamte Menschheit zerstören wollte?
„Was ist los mit dir, mein Freund?“
Zane zuckte zusammen, als er bemerkte, dass Damian ihn besorgt musterte. Mit seinen Spionagefähigkeiten ging es aber rapide abwärts. Bald würde er alt und hässlich und genauso fett wie einer dieser Menschen sein.
„Das geht dich nichts an!“, zischte er kühl. Warum genau er dies tat, war ihm selbst nicht so ganz klar. War er nicht eigentlich genau deshalb hierhergekommen?
Damian schien nur milde beeindruckt zu sein. „Du musst nicht mit mir darüber sprechen. Ich habe sowieso keine Lust, den Seelsorger für dich zu spielen.“ Er grinste vergnügt. „Seelsorger! Verstehst du?“
„Beeindruckend.“
„Ach komm schon. Das war lustig!“
„Zweifellos“, raunte Zane sarkastisch, bevor er sich beinahe ruckartig umdrehte und sich daran machte, aus dem Zimmer zu stürmen.
Er kam nicht sehr weit. Als er gerade an der Tür angelangt war, hielt ihn Damians vergnügte Stimme zurück: „Sieht ganz so aus, als wäre Parkers Tochter vor ein paar Tagen entführt worden.“
„Dieser Idiot hat es nicht anders verdient“, murmelte Zane und warf einen kühlen Blick über die Schulter.
Er hatte geplant, zu verschwinden. Wirklich. Doch er konnte es nicht. Nicht nachdem er gesehen hatte, was gerade über den Bildschirm flackerte.
„Oh“, hauchte er, während er sich langsam, unendlich langsam, umdrehte, die Augen vor Entsetzen geweitet, den Mund weit aufgerissen. Er sah Damian die Stirn runzeln, doch er nahm es gar nicht richtig wahr. „Das ist sie.“
„Wer? Von wem sprichst du?“
„Das Mädchen“, hauchte Zane, während sich seine Augen an die braunen Locken der jungen Frau klebten und langsam hinabwanderten. Ihre Augen, ihre Nase, ihre Lippen – ohne Zweifel, sie war es.
„Parkers Tochter? Was ist mit ihr?“
„Ich habe sie umgebracht.“
„Hast du?“, fragte Damian fasziniert und verfolgte mit begeisterter Miene den Bericht über die spektakuläre Entführung des Mädchens aus dem Krankenhaus. „Genial!“
Zane warf ihm einen müden Blick zu. „Aber sie lebt noch.“
„Du hast sie umgebracht? Und sie lebt trotzdem noch?“ Verwirrung legte sich auf Damians Züge. „Zane? Geht es dir gut?“
„Ich wollte sie umbringen. Aber…ich konnte es einfach nicht. Ich hatte ihre Seele schon, aber…“ Er stockte. Was erzählte er da eigentlich? Er verriet viel zu viel.
Damian musterte ihn interessiert. Er schwieg nachdenklich und mit einem merkwürdig belustigten Funkeln in den hellbraunen Augen. „Ich glaube, ich weiß, warum du sie nicht töten konntest. Du liebst sie.“
„Danke, Damian. Danke, dass du mich und meine Probleme so ernst nimmst“, bemerkte Zane mit ätzender Stimme. „Ehrlich – was hätte ich nur ohne dich machen sollen?“
Damian blickte ihn verwirrt an, bevor mit einem Mal ein wenig Verständnis sein Gesicht erhellte. „Das war kein Scherz. Es gibt nur diese Möglichkeit.“ Er zuckte die Achseln. „Wir können keine Menschen umbringen, die wir lieben. Aber das wusstest du bestimmt auch schon.“
„Das ist ausgemachter Schwachsinn!“
„Offensichtlich nicht.“
„Damian“, machte Zane langsam. „Ist die eigentlich entfallen, mit wem du gerade redest? Du redest mit mir! Und ich habe keine Gefühle.
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