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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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ihres Sweatshirts. „Suchst du mit mir das Klo?“ Paula blickte sie so flehend an, dass Melica gar keine andere Wahl blieb, als zu nicken. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Eltern, die mit sichtlich angeekelten Mienen in der langen Schlange auf das Essen warteten.
    Melica griff nach Paulas Hand und zog sie zu einer Tür in der Ecke des Raumes. Sie hatte das vergilbte Schild an der Tür gar nicht lesen müssen, um zu wissen, was sich dahinter verbarg. Öffentliche Toiletten stanken einfach bestialisch…
    Paula schien sich jedoch nicht sonderlich daran zu stören, denn sie zog die Tür ohne zu Zögern auf und schlüpfte hindurch. Während sie einen langen, schmutzigen Gang entlangschritten, wurde Melica plötzlich von zwei Erkenntnissen in den Nacken gebissen. Die erste war, dass der Innenausstatter dieses Gasthofes verklagt gehörte. Zugegeben, dieses Wissen war nicht sonderlich produktiv.
    Ganz im Gegensatz zu ihrer anderen Erkenntnis. Sie musste sich diesen ganzen Mist doch gar nicht antun! Hatte Jonathan nicht selbst gesagt, Dämonen müssten nicht atmen? Melica grinste leicht, als sie ihr Atmen einstellte und – nichts. Kein Gestank mehr, der sie halb ohnmächtig werden ließ. Ach, was war sie doch schlau!
    „Ich find’s megagemein, dass du echt wegmusst.“ Paulas hohe Stimme hallte durch den leeren Gang und wurde gespenstisch von den kahlen Wänden zurückgeworfen.
    „Da bist du nicht die einzige“, schnaubte Melica, bevor sie auf zwei ramponierte Türen am Ende des Ganges deutete. „Viel Spaß!“
    Paula blickte sie verdutzt an. „Musst du denn nicht?“
    Zur Antwort ließ Melica nur ein freudloses Lachen hören.
    Leichte Verwirrung huschte über Paulas Gesicht, doch sie zuckte die Achseln und verschwand schweigend hinter der Tür, an der mit krakeliger Schrift das Wort „Damen“ angebracht worden war.
    Melica sah ihr traurig nach. In ihrem Alter war sie selbst auch noch so unbesorgt gewesen – kein Vergleich zu nun, wo sie sich mit der Frage herumschlagen musste, wie sie überleben konnte, ohne einen Menschen zu töten. Sie war so damit beschäftigt, sich selbst zu bemitleiden, dass sie den Mann erst bemerkte, als er sie anrempelte.
    Überrascht riss Melica die Augen auf, entspannte sich jedoch sofort wieder, sowie ihr Blick auf ein junges, sommersprossiges Gesicht gefallen war.
    Aus irgendeinem Grund schien er jedoch nicht so gut damit zurechtzukommen, sie angerempelt zu haben. In seinen Augen stand pures Grauen. „Hexe!“
    „Wie bitte?“ Fassungslos starrte sie ihn an. Sicherlich hatte sie sich verhört!
    Aber ihre Zweifel waren wie weggewischt, als sie ihn entsetzt einen Schritt zurückweichen sah. Seine Hand flog in den Ausschnitt seines karierten Hemdes und umklammerte ein schwarzschimmerndes Amulett.
    Melica musterte ihn verwirrt, unsicher, ob sie irgendetwas verpasst hatte.
    Während sich das Gesicht des Mannes mit einem Mal zu einer kalten Maske verzerrte, formten seine Lippen zischende Worte: „Du wirst mit mir kommen!“
    Wie aus weiter Ferne nahm sie seine Worte wahr und beinahe augenblicklich spürte sie, wie ihr Widerstand erstarb.
    Melica nickte und machte schon einige Schritte auf die Tür zu, als sie in ihrem Kopf eine eindringliche Stimme vernahm, die sich den Befehlen des Fremden entschieden widersetzte.
    „Verlasse jetzt dieses Gebäude!“, hörte sie ihn wieder sagen.
    Nein! Melica rührte sich keinen Zentimeter, obwohl in ihr der brennende Wunsch heranwuchs, jetzt sofort nach draußen zu rennen.
    „Rausgehen! Sofort!“
    Gequält schloss sie die Augen. Niemals!
    „Du wirst jetzt gehen!“
    „Das werde ich ganz sicher nicht tun!“, brach es plötzlich aus ihr hervor. Heftig atmend starrte sie ihn an und das, obwohl sie doch eigentlich gar nicht atmen musste. Was war denn das gewesen?
    Der Mann erbleichte. „Das ist vollkommen unmöglich…“ Er zögerte kurz, bevor er mit einer hastigen Bewegung in seine Tasche griff und ein Messer hervorzog.
    Melica war wie erstarrt, ihre Augen ruhten fest auf der glänzenden Klinge. Irgendwie hatte sie das Gefühl, im falschen Film zu sein. Warum hatte der denn ein Messer? Und warum sah er so aus, als plane er, jede Sekunde damit auf sie loszugehen?
    Melica hatte keine Zeit zu reagieren. Der Mann schoss wie ein donnernder Zug auf sie zu und stach ihr in die Brust. Die scharfe Klinge bohrte sich direkt in ihr Herz. Schmerz durchflutete ihren Körper, füllte jede winzige Zelle mit unendlicher Qual. Ein Schrei durchbrach die

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