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Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Jane sah alles andere als überzeugt aus. „Vielleicht hast du dich ja verfahren, Schatz“, bemerkte sie zögerlich, während sie ihren Blick zweifelnd durch die kargen Äste des Waldes schweifen ließ. Sie kniff ihre Lippen zu einem harten Strich zusammen.
    „Ich habe mich nicht verfahren“, stellte Frank klar und Melica meinte, eine Spur Belustigung in seiner Stimme mitschwingen zu hören. „Außerdem gibt es hier sehr wohl irgendetwas.“
    „Ach? Und was bitte?“, fragte Melica interessiert.
    „Bäume.“
    Genervt schloss sie die Augen, als das laute Lachen ihres Vaters die Luft erfüllte. Womit hatte sie das nur verdient?
    „Nein, jetzt einmal im Ernst. Wir sind hier wirklich richtig. Vater hat den kleinen Weg, der früher zu seinem Haus geführt hat, völlig verwildern lassen, damit er keinen ungebetenen Besuch bekommt. Wenn ihr die letzten Jahre nicht unter irgendwelchen schlechten Ausreden zu Hause geblieben wäret, wüsstet ihr das sogar.“
    Aua – steckte dort in seinen Worten wirklich so etwas wie ein Vorwurf? Ihre Mutter schien sich keinerlei Schuld bewusst zu sein. Sie zuckte nur leicht die Achseln.
    „Er hat den Weg verwildern lassen, damit er keinen Besuch mehr bekommt?“, wiederholte Melica irritiert. „Wer tut denn sowas?“
    „Dein Großvater. Und jetzt hör auf, so abfällig über ihn zu sprechen. Er will doch nur, genau wie wir, nur das Beste für dich“, wies Frank sie streng zurecht, bevor er zum Kofferraum stampfte und zwei Taschen herauszog.
    „Ich werde schon einmal vorgehen und ihm sagen, dass wir da sind“, sagte er gedankenverloren. „Nicht, dass er gerade jemanden umbringt.“
    Während Jane damit beschäftigt war, sich in einem kleinen Handspiegel zu betrachten, starrte ihn Melica perplex an.
    „Großpapa bringt Menschen um?“
    Frank sah aus, als wäre er auf sich selbst sauer. „Habe ich das gesagt?“
    „Ja!“
    „Ich meinte natürlich ein Tier. Vater ist Jäger – das weißt du doch!“ Er warf Jane einen fragenden Blick zu. „Du weißt doch noch, wo es langgeht, oder Jane-Schatz?“
    Jane-Schatz steckte den kleinen Spiegel zurück in ihre Handtasche. „Ich kann mich wage daran erinnern“, erwiderte sie und für den Bruchteil einer Sekunde huschte Besorgnis über Franks Gesicht.
    „Wir sehen uns gleich“, murmelte er, während er die Taschen über die Schultern warf und ohne zu Zögern in den Wald schritt.
    Melica blickte ihm skeptisch nach. Die Bäume, an denen er vorbeiging, das Gebüsch, das er plattdrückte – das sah genauso aus wie jeder andere Winkel dieses verdammten Waldes! Wie sollte ihre Mutter denn bitte den Weg finden? Jane brachte es ja sogar fertig, sich in einem kleinen Supermarkt zu verlaufen!
    Ein leises Seufzen stahl sich von Melicas Lippen. Sah ganz so aus, als würde wieder als an ihr hängenbleiben. Leise vor sich hin murrend schlurfte sie zum Auto und riss eine der beiden Hintertüren auf.
    Ihre Schwester hob langsam den Kopf und starrte sie mit geweiteten Augen an. Seit sie den Gasthof verlassen hatten, hatte Paula noch kein Wort gesagt. So langsam begann Melica, sich Sorgen um sie zu machen.
    „Wir müssen den Rest des Weges laufen“, erklärte Melica und trat einen Schritt zurück, um Paula herausklettern zu lassen.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem gequälten Lächeln, als sie ihrer Schwester nachsah. Ob sie wohl je wieder normal mit ihr umgehen würde?
    „Versteht ihr, warum euer Vater ohne uns gegangen ist?“, fragte ihre Mutter genervt.
    Melica und Paula schüttelten die Köpfe. Nein – woher denn auch?
    „Ich hasse es, einfach stehengelassen zu werden!“ Jane schnaubte leise, bevor sie sich nun ihrerseits daran machte, einen großen, grünen Koffer aus dem Auto zu ziehen.
    Melica blickte sie entgeistert an, doch ihre Verwirrung schwand sofort, als ihr der Koffer mit den Worten „Es ist deiner – du trägst ihn!“ in die Hand gedrückt wurde. Sie schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte doch wohl nicht etwa ernsthaft geglaubt, ihre Mutter würde freiwillig den Koffer tragen?
     
     
    Sie mussten ein seltsames Bild abgeben.
    Ein kleines, braunhaariges Mädchen mit einem gigantischen Koffer im Arm, der sie selbst beinahe überragte, dicht gefolgt von einem sogar noch kleineren Mädchen und einer äußert genervt aussehenden Frau, die sich durch die bedrohlichen Fänge des deutschen Schwarzwaldes kämpften.
    Und bedrohlich war dieser Wald wirklich! Nicht nur einmal geriet Melica ins Wanken oder war kurz davor, ihr

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