Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Chauvinist, Tizian.“
„Bullshit! Ich bin einfach fantastisch!“
Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Melicas Lippen, doch sie hielt ihre Augen weiterhin eisern geschlossen. „Eingebildet bist du aber kein bisschen, oder?“
„Eingebildet klingt so negativ. Ich würd‘ mich eher selbstverliebt nennen.“
„Das ist das gleiche!“
„Nö, ist es nicht. Ich wäre eingebildet, wenn ich sagen würde, dass ich geil bin, obwohl ich gar nicht geil bin. Aber ich bin geil, also kann ich nicht eingebildet sein.“
„Das ist unlogisch.“
„Stimmt doch gar nicht!“
Das war doch nicht zu glauben! Melica schlug ihre Augen auf, Belustigung und Fassungslosigkeit lagen zu gleichen Teilen auf ihrem Gesicht und ließen sie seltsam gequält aussehen. „Doch!“
„Nein!“
„Doch!“
„Nein!“
„Seid endlich still!“, brüllte Jonathan unbeherrscht und starrte Melica aus weitaufgerissenen Augen wütend an.
Diese zeigte sich jedoch nicht sonderlich beeindruckt, sondern schenkte Jonathan ein schelmisches Lächeln, bevor sie sich erneut auf die Seite rollen und die Augen zufallen ließ. „Höflich war das aber nicht gerade“, erklärte sie leise.
Sie musste wohl eingeschlafen sein. Eine andere Erklärung gab es einfach nicht dafür. Denn warum sonst sollten mit einem Mal Sonnenstrahlen über ihr Gesicht tanzen? Melica sah sie nicht, doch sie spürte die Strahlen ganz genau. Warm und freundlich strichen sie über ihre Haut, lachten und neckten sie, fast so, als hätten sie es sich zum Ziel gesetzt, sie aufzuheitern. Um jeden Preis. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dämliches Sonnenlicht. Da wollte sie einmal beleidigt sein und dann so was. So etwas machte man doch nicht!
„Ich verstehe nicht, warum wir nicht einfach ein Flugzeug genommen haben“, flüsterte jemand gedämpft und Melica erkannte instinktiv, dass es Tizian war. So langsam wurde sie richtig gut in dieser Stimmenerkennungssache.
„Wie oft denn noch?“ Jonathan klang wütend, obwohl er genauso leise flüsterte wie sein Bruder. Es schien fast so, als hätten die beiden Angst, sie aufzuwecken. „Es wäre viel zu gefährlich!“
„Aber wir wären schon längst da gewesen.“
„Nein“, widersprach Jonathan. „Wir wären schon längst aufgeflogen! Die ganze Welt sucht nach ihr! Meinst du nicht, es wäre ein wenig auffällig, wenn sie versuchen würde, in ein Flugzeug zu steigen?“
„Wer sagt denn, dass es jemandem auffallen würde?“
„Menschen mögen dumm sein, doch so leichtsinnig sind nicht einmal sie!“
„Hast du es ihm schon gesagt?“, wechselte Tizian plötzlich das Thema.
„Nein. Ich wollte ihn nicht mit Nebensächlichkeiten belästigen.“
„Nebensächlichkeiten? Weißt du eigentlich, was du da sagst? Isak hat ein Recht darauf!“
„Vielleicht hat er das. Aber was ist, wenn Melica Recht hat? Wenn sie wirklich keine Auserwählte ist, wäre es dann nicht falsch, ihm Hoffnungen zu machen?“
„Er wird vollkommen schockiert sein…“
„Natürlich wird er das“, sagte Jonathan unwirsch. „Wie lange willst du dich eigentlich noch schlafend stellen, Melica?“
Verdammt! Melica hatte wirklich unglaubliches Glück, dass sie es schaffte, ein Zusammenzucken zu verhindern. Sie blieb ganz ruhig, hielt die Augen weiterhin geschlossen, das Gesicht völlig regungslos.
„Melica? Wen versuchst du hier eigentlich für dumm zu verkaufen? Wir wissen, dass du nicht schläfst“, redete Jonathan weiter. „Melica?“
Sie reagierte noch immer nicht. Niemals würde sie jetzt noch zugeben, dass sie die beiden belauscht hatte!
„Melica?“, versuchte es nun auch Tizian. „Kleine? Bist du wach?“
Sie fing an zu murren und sich langsam hin und herzurollen. „Was ist denn?“, brummte sie und betete, dass ihre Stimme zumindest ein wenig verschlafen klang.
Irgendeiner der Barkleys begann zu lachen. „Sie ist wirklich eine erbärmliche Schlauspielerin!“
Melica riss die Augen auf. Tizian betrachtete sie mit einem gigantischen Grinsen im Gesicht, doch Jonathan war der, der lachte. Merkwürdig eigentlich. War es nicht sonst immer der andere Bruder gewesen, der wegen jeder Kleinigkeit in Gelächter ausbrach?
Melica warf ihm einen beleidigten Blick zu. „Ich habe wirklich geschlafen!“, sagte sie trotzig und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Das kannst du vielleicht deinen kleinen Freunden erzählen. Wir sind schon viel zu alt, um dir das abzukaufen.“
Freunden…
Erschrocken starrte sie ihn an. „Wir müssen
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