Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
Ellenbogen in die Seite zu stoßen. Dass sie es nicht tat, lag nicht an ihrer außergewöhnlichen Freundlichkeit. Sie hatte nur einfach keine Lust, im Straßengraben zu landen. „Irgendwann“, murmelte sie stattdessen und richtete ihren Blick aus dem Fenster. „Irgendwann zahle ich dir diese ganzen Andeutungen sowas von heim. Verlass dich drauf.“
„Sag mir Bescheid, wenn du ihn wieder anzünden willst. Dann schieße ich ein Foto davon“, warf Tizian amüsiert ein.
„Wer sagt, dass du nicht ebenfalls in Brand gesteckt wirst?“, fragte Melica interessiert.
„Das würdest du niemals tun. Dafür magst du mich viel zu sehr.“
Melica lächelte leicht. Da hatte er vielleicht sogar Recht… „Da sei dir mal nicht so sicher“, entgegnete sie dennoch, bevor sie tief Luft holte, sich räusperte, kurz schluckte, die Augen schloss und sie Sekunden später wieder aufriss. „Isak ist kein deutscher Name“, verkündete sie dann.
„Das ist Melica auch nicht. Und wir reden trotzdem mit dir. Du siehst also: Vorurteile gegenüber Dämonen ohne deutsche Namen sind völlig unnötig.“
Melica warf Jonathan einen vorwurfsvollen Blick zu, den dieser jedoch nicht einmal bemerkte, weil er noch immer verbissen auf die Straße starrte. Der war aber auch ein vorsichtiger Fahrer!
„Ich habe keine Vorurteile, Jonathan“, unterrichtete sie ihn kühl. „Ich wollte nur fragen, wie ihr ihn gefunden habt.“
„Mein Bruder ist ein Idiot, Melica“, bemerkte Tizian freundlich. „Ein unglaublich eifersüchtiger Idiot. In seinen Träumen ist er nämlich selbst einer der Auserwählten.“ Er rollte mit den Augen. „Warum wir Stefan trotzdem gefunden haben? Er ist Deutscher. Er wohnt erst seit etwa 30 Jahren hier.“
Aus den Augenwinkeln bemerkte Melica, dass sich Jonathans Hände für einen Moment lang fester um das Lenkrad klammerten.
„Hieß der Kerl nicht gerade noch Isak?“, fragte sie und blickte Tizian konsterniert an.
Dieser hob nicht minder verwirrt die Augenbrauen. „Natürlich. Das habe ich doch auch gesagt.“
„Nein“, widersprach Melica. „Du hast Stefan gesagt.“
„Warum sollte ich das bitte tun?“ Tizian blickte sie verständnislos an. „Der einzige Stefan, den ich kenne, wohnt in Florida und züchtet Blumen.“
„Aber ich hab’s doch ganz deutlich gehört!“
„Das musst du dir eingebildet haben. Er hat wirklich Isak gesagt“, unterbrach Jonathan sie harsch und trat hart auf die Bremse. Melica wurde nach vorne geworfen, der Sicherheitsgurt schnitt ihr unangenehm in die Brust.
Sie wollte schon protestieren, doch als ihr Blick aus dem Fenster fiel, erstarb ihr Widerspruch sofort. Sie standen auf einem Parkplatz. Auf einem großen Parkplatz. Mit vielen Autos. Doch nicht die unzähligen Fahrzeuge sorgten dafür, dass sich ein süffisantes Lächeln auf ihren Lippen ausbreitete. Nein, daran war ganz allein das Gebäude Schuld. Es war riesig. Und hatte ein knallblaues Dach. Fenster, überall, zugepflastert mit Zeichnungen von Giraffen, Fotos von lachenden Kindern, Girlanden, in allen Größen, Formen und Farben. Aus irgendeinem Grund, und sie konnte wirklich überhaupt nicht nachvollziehen warum, war sie sich sicher, dass sie gerade vor einer Kinderarztpraxis hielten. Das große, bunte Schild über der Tür mit der Aufschrift „children‘s doctor“ hatte damit natürlich rein gar nichts zu tun.
Sie blickte Jonathan fragend an. „Fehlt dir irgendetwas? Bist du krank?“
Der blonde Dämon presste die Lippen zusammen. Er antwortete nicht. Stattdessen griff er nach dem Türgriff, zog und kletterte schweigend aus dem Auto.
Auch Tizian hatte das Fahrzeug inzwischen verlassen und sie allein zurückgelassen.
Beleidigt schüttelte Melica den Kopf. Anstalten hinauszugehen machte sie keine. Sollten die beiden doch sehen, was sie von ihrem Verhalten hatten!
„Melica?“ Tizian riss die Fahrertür auf und lugte hinein.
„Ja?“
„Kommst du bitte raus?“
Sie lächelte süßlich. „Warum sollte ich das tun?“
„Weil Isak dich bestimmt kennenlernen möchte.“
„Und was ist, wenn ich ihn nicht kennenlernen möchte?“
„Deine Wünsche sind uns egal, Melica.“
„Danke.“ Sie schnaubte. Dann klopfte sie einladend auf den freien Platz neben sich. „Setz dich.“
„Warum sollte ich das tun?“, fragte nun Tizian.
„Ich komme erst mit, wenn du etwas über diesen Isak erzählst“, forderte Melica bestimmt. „Nicht, dass ich mich schon wieder so blamiere wie vor
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