Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
selbstverständlich ergriff Melica sie. Seine Hand war warm. Melica ließ sich vorsichtig auf die Beine ziehen.
Dicht neben ihm blieb sie stehen, mit großen Augen und leicht geöffnetem Mund. Es war merkwürdig, ihm so nahe zu sein. Schon seit der ersten Sekunde an hatte sie sich ihm seltsam vertraut gefühlt, doch erst jetzt bemerkte sie, wie tief diese Verbindung wirklich ging. Und sie hatte rein gar nichts mit ihrer Verwandtschaft zu tun.
Isak schien es genauso zu ergehen. Er wirkte verblüfft, schüttelte jedoch kurz den Kopf, fast so, als wollte er einen lästigen Gedanken aus seinem Kopf vertreiben.
„Wenn du mit mir zurückgehst, kann ich bestimmt etwas zu Essen für dich auftreiben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sarah irgendetwas dabei hat.“
Als er ihren fragenden Blick sah, erklärte er schnell: „Sarah ist meine Assistentin. Ohne sie wäre ich ziemlich aufgeschmissen.“ Er seufzte leise. „Es ist ein Jammer, dass ich sie bald entlassen muss. Doch Sarah kennt mich schon viel zu lange. Meine Jugend würde auffallen.“
„Dann ist sie also ein Mensch?“, fragte Melica überrascht. „Ich hatte gedacht, Dämonen würden sich von Menschen fernhalten.“
„Natürlich tue ich das. Deshalb bin ich ja auch Kinderarzt geworden.“
Unter normalen Umständen hätte sie ihn wahrscheinlich für seine ironischen Wörter zurechtgewiesen oder ihm zumindest vollkommen erwachsen die Zunge entgegengestreckt. In Isaks Stimme war jedoch keine Spur von Arroganz oder dergleichen zu entdecken. Er klang einfach nur freundlich. Und ein wenig belustigt. Aber so würde wohl jeder klingen, wenn er längerer Zeit ihrer Dummheit ausgesetzt war. Und da behaupteten die alle wirklich, sie hätte einen IQ von 138? Unfassbar…
„Ich wollte dich nicht beleidigen“, sagte Isak schnell, als sie nicht antwortete. „Im Grunde hast du ja Recht: die meisten von uns halten sich von Menschen fern. Sie hassen Menschen schon seit Jahrhunderten. Ich aber bin unter Menschen aufgewachsen. In vielerlei Hinsicht bin ich sogar viel mehr Mensch als Dämon. Ich habe also keinen Grund, mich von ihnen fernzuhalten.“
Schweigend folgte sie Isak zurück in den Behandlungsraum.
Die beiden Barkleys hatten es sich in der Zwischenzeit gemütlich gemacht. Während Jonathan mit interessierter Miene in einem der vielen Ratgeber für junge Eltern herumstöberte, versuchte Tizian hochkonzentriert einen Turm aus Bauklötzen zu bauen. Beide blickten besorgt auf, als sie hinter Isak das Zimmer betrat.
„Hast du dich endlich beruhigt?“, fragte Jonathan sofort und erntete dafür einen bösen Blick von seinem Bruder.
„Halt‘ die Klappe, Jonathan!“, blaffte er kalt, bevor er sich an Melica wandte. „Was Jonathan eigentlich damit sagen wollte, ist, dass es uns leid tut. Wir hätten dir diese Sache vielleicht ein wenig schonender beibringen sollen.“
„Falsch. Es war ein Fehler, es ihr überhaupt zu sagen“, warf Isak ein. „Ich hole dir schnell etwas zu essen, Melica. Du magst doch Spaghetti?“ Er war verschwunden, bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte.
Fragend hob sie die Augenbrauen, als Jonathan und Tizian sie verstört anguckten. „Warum holt er dir denn etwas zu essen?“, fragte Tizian verwundert.
„Vielleicht weil ich Hunger habe?“, gab Melica achselzuckend zurück.
Jonathan runzelte die Stirn. „Aber du bist ein Dämon. Du kannst nicht hungrig sein.“
Das hatte Melica auch schon gedacht. Trotzdem starrte sie ihn angriffslustig an. „Willst du etwa behaupten, ich würde lügen?“
„Ja!“, antwortete Jonathan verärgert.
„Das ist doch nicht zu fassen! Woher willst du bitte wissen, was in meinem Körper vor sich geht?“
„Das muss ich gar nicht wissen, um sagen zu können, dass du gar keinen Hunger haben kannst! Das ist nämlich nicht möglich!“
„Isak hat es mir aber doch auch geglaubt! Er hält es nicht für unmöglich!“
„Isak hält dich ja auch für einen Menschen. Er hat keine Ahnung, dass du ein Dämon bist!“
„Ist sie denn einer?“
Sowohl Melica als auch Jonathan starrten Tizian verwirrt an. Dieser zuckte mit den Schultern. „Woher wissen wir überhaupt, dass sie einer ist? Irgendwie macht das nämlich keinen Sinn. Oder hast du schon einmal von einem Dämon gehört, der Dinge schweben lassen kann?“
„Jetzt erzähl‘ doch nicht solchen Unsinn! Ich erkenne einen Dämon, wenn er vor mir steht!“
„Und woran bitte?“, fragte Tizian trocken.
„Die Haut verändert sich bei der
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