Seelensplitter - Unsterblich wider Willen (German Edition)
„Ich habe inzwischen aber wirklich unglaublichen Hunger. Würde es dir also irgendetwas ausmachen, mir endlich meine Nudeln zu geben?“
„Spaghetti gab es leider nicht. Sarah habe ich auch nicht gefunden. Ich habe dir aber Pommes mitgebracht“, erklärte Isak ohne Nachzudenken, griff nach der Dose und streckte sie ihr entgegen.
Dankbar griff Melica danach. Endlich! Während sie sich eilig daran machte, die Dose aufzureißen, fragte sie neugierig: „Es gibt wirklich Hexen?“
„Früher auf jeden Fall schon“, antwortete Tizian langsam.
Melica hörte nur mit halbem Ohr zu. Genüsslich schob sie sich die erste Pommes in den Mund. Sie war schon kalt geworden und widerlich fettig, doch Melica schloss trotzdem genießerisch die Augen, als der fade Geschmack auf ihrer Zunge explodierte und sich unaufhaltsam in ihrem ganzen Mund ausbreitete. Gott – noch nie hatte sie Essen derartig genossen. Aber sie hatte auch noch nie einen solchen Hunger gehabt.
„Und du willst mir wirklich weismachen, Melica sei ein Dämon?“, fragte Isak Jonathan belustigt.
Dieser erwiderte seinen Blick trotzig. „Ich weiß, was ich gesehen habe. Melica hat sich verwandelt! Verdammt – ich war doch dabei!“
„Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich ein Dämon geworden bin“, verkündete Melica, nachdem sie den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte. „Naja. Auf jeden Fall muss ich nicht mehr atmen. Und ich falle nicht leblos zu Boden, wenn mir ein Messer in die Brust gerammt wird.“
Isak riss fassungslos die Augen auf. „Ihr habt auf sie eingestochen?“
„Ja“, antwortete Tizian gelassen. „Ich musste schließlich wissen, ob Jonathan Recht gehabt hat. Und ich muss mich meinem Bruder anschließen. Melica ist ein Dämon. Ihre Haut war gestern noch total warm. Die Wunden, die ich ihr zugefügt habe, sind auch sofort verschwunden.“
„Warum streitet ihr euch eigentlich?“, mischte sich Melica genervt ein. „So langsam wird das langweilig.“
Ihr Onkel lächelte sie an. „Was hältst du davon, wenn du uns für ein paar Minuten alleine lässt?“
Melica kannte diesen Satz. Sie hatte ihn schon unzählige Male von ihren Eltern gehört. Allerdings hatte er sie noch nie so amüsiert wie bei diesem Mal. „Was bekomme ich dafür?“
„Was möchtest du denn?“
Sie musste nicht lange überlegen. „Darf ich meine Freunde anrufen? Jonathan hat mein Handy weggeworfen.“
„Du hast doch gesagt, es sei kaputt gewesen!“, beschwerte sich Jonathan sofort.
Isak achtete jedoch nicht darauf. Ohne zu Zögern griff er in seine Manteltasche und reichte ihr ein unauffälliges, kleines Handy.
„Ich…ich darf tatsächlich telefonieren?“, fragte Melica vollkommen perplex.
„Solange du nicht verrätst, wo genau du steckst, spricht nichts dagegen.“
„Dankeschön!“ Strahlend riss sie ihm das Handy aus der Hand. „Danke! Du bist ein viel tollerer Dämon als Jonathan!“
Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte sie aus dem Zimmer, verwirrt und doch überglücklich. Sie konnte ja auch nicht ahnen, welche Kette an Ereignissen dieser Anruf alles mit sich bringen würde…
~*~
„Ja?“
Schon allein beim Klang seiner rauen Stimme stiegen Melica Tränen in die Augen. Hastig blinzelte sie sie davon, doch die Rührung blieb, auf ihrem Gesicht und mitten in ihrem Herzen. „Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass man sich mit seinem Namen vorste-“
„Mel? Bist du das?“
Melica lächelte leicht. „Ich habe mich schon gefragt, ob du meine Stimme wohl noch erkennst.“
„Mann – hör auf mit dem Scheiß!“, fuhr Jim sie an. „Du…Mel…du bist es wirklich, oder?“
„Mel?“ Eine zweite, hellere Stimme erklang am anderen Ende der Leitung.
Melica kannte sie nur zu gut. „Lina?“
„Ja, sie ist auch hier“, ein lautes Rumpeln übertonte Jims Worte.
„Ist da wirklich Mel? Jim! Wie geht es ihr? Wo ist sie? Gott, mach doch endlich diesen verdammten Lautsprecher an!“
Es knisterte. Melica grinste kurz. „Bist du hingefallen, Lina?“
„Mel!“ Angelinas Kreischen ließ Melica erschrocken zusammenfahren. „Oh Gott! Du bist es ja wirklich!“
„Aua!“, knurrte Jim. „Nimm‘ sofort deine Fingernägel aus meinem Arm!“
„Sorry“, sagte Angelina rasch. „Wie geht es dir? Was ist passiert? Wo steckst du?“
„Mir geht es gut“, antwortete Melica vorsichtig. „Ihr braucht euch keine Sorgen um mich zu machen. Und wie geht es euch?“
„Gut genug, um dir zu versprechen, dass ich
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