Seelensturm
Ich sah nur die beleuchtete Pool-Anlage, ziemlich weit weg, und die Ausläufer der Beleuchtung der Mini – Ufer - Promenade. Aber das „Teufelchen“ in mir wollte ein „Abenteuer“. Also los Angela. Ich ließ die Schuhe vorsichtshalber an, damit ich mir nichts rein trat, und lief los. Schön langsam gewöhnten sich meine Augen an die Schwärze der Nacht und ich sah wenigstens die Umrisse der größeren Steine und Liegestuhl - Stapel.
Plötzlich hörte ich in meiner Nähe ein lautes Platschen im Wasser. Erschrocken griff ich in meine Tasche und holte mein Gasspray heraus. Das war mir in den letzten Jahren immer ein treuer Begleiter gewesen, ich hoffte, dass ich es jetzt nicht zum ersten Mal gebrauchen musste. Ich blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sah ein Boot am Strand anlegen.
Ich verbarg mich hinter einem Liegestuhl - Stapel und hoffte, dass ich durch mein schwarzes Kleid nicht gleich sichtbar gewesen war. Vielleicht war es ja nur ein Liebespaar auf nächtlicher Bootstour, aber das Boot fuhr ohne Beleuchtung und ich dachte, das wäre auch bei Ruderbooten Pflicht. Na ja, ich kannte mich mit Bootsvorschriften nicht so aus. Auf alle Fälle hatte ich einen riesigen Schrecken bekommen. Gerade als ich mich aus meinem „Versteck“ entfernen wollte, hörte ich Stimmen. Sie sprachen griechisch. Okay dachte ich, Fischer, die ihre Beute nicht durch Licht erschrecken wollten. Aber weibliche Fischer???? Also doch ein Liebespärchen. Na gut, blieb ich halt in meinem Versteck, damit ich nicht in eine peinliche Situation platzte.
Ich setzte mich in das Kies–Sand-Gemisch und ruhte, meine vom Wein bleiernen, Füße aus. Plötzlich wurde mir klar, wie komisch diese Situation war. Ich saß hier im Finstern, alleine, auf einer mir noch unbekannten Insel als überzeugter Single, nicht weit von meinem gemütlichen Bungalow entfernt und musste mir wahrscheinlich jetzt das Liebesgegurgel von einem Pärchen anhören. Das war wohl der Wein, der mich in so eine blöde Situation brachte. Ziemlicher Blödsinn, warum stand ich nicht auf und ging? War doch nicht mein Problem, wenn die hier herum schmusen wollten. Als ich mich gerade aufraffen und über meine Situation laut los lachen wollte, hörte ich plötzlich eine weibliche Stimme, die deutsch sprach. War das nicht Frau Seitz` Stimme? Wenn man sich den zuckersüßen Unterton in der Stimme wegdachte, den sie mir gegenüber drauf hatte, dann konnte es leicht sein.
Ich verstand nicht alles wegen des Windes, aber die Gesprächsfetzen klangen nicht nach "Liebespaar". Mein Versuch zu erkennen, wer es war, wurde durch die Dunkelheit vereitelt. Ich konnte nur Umrisse sehen. Der Wind trug nur Satzteile zu mir. ER sprach jetzt auch deutsch. So was wie: „Schon mit ihr angefreundet....“Kam von IHM, dann SIE:“ misstrauisch..........Ziemliche Zicke......", dann ER: " ...Zeit haben wir nicht..... 14 Tage...
Zu kurz.......Zeit drängt......einzige Chance....Geh jetzt..... Hotel." Dann ging der, ich nehme an weibliche Schatten, Richtung Hotel und der männliche "platschte" im Ruderboot davon. Ich versuchte den weiblichen Schatten mit meinen Blicken zu verfolgen, sah aber nur noch kurz im Schein der Pool - Lampen eine schwarz gekleidete Gestalt mit Kopftuch. Ich wartete, bis sich das Boot weit genug entfernt hatte und ging dann auch die ca. 100 m zum Pool, sah mich noch einmal nach dem "schwarzen Kopftuch" dort um, aber es war nichts zu sehen.
Die Bar am Pool war nur noch spärlich besetzt. Dort saßen noch ein paar Gäste, unter anderem auch Frau Lammers. Sie winkte mir und ich ging hinüber, um sie zu begrüßen. "Hallo Frau Lammers, schon ein bisschen eingelebt?" "Ja, es ist ja so herrlich hier. Heute war ich mit Michaela und Klaus "ON TOUR". Wir haben uns die alte Festung in Korfu Stadt angesehen und eine Bootsfahrt gemacht, das war sehr interessant. Warum fahren sie morgen eigentlich nicht mit? Wir wollen noch einmal nach Korfu - Stadt." "Oh, vielen Dank, aber ich brauch` immer ein bisschen Anlaufzeit im Urlaub. Muss die erste Woche ganz in Ruhe den Stress abbauen, bevor ich mich auf Sightseeing - Tour begeben kann."
"Das kenne ich“, sagte sie, „als ich in ihrem Alter war, hatte ich auch einen sehr stressigen Job, habe in einem Verlag gearbeitet. Da braucht man wirklich erst mal Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe, bis man sich wieder anderen Dingen widmen kann." "Na wenigstens haben sie Verständnis dafür. Frau Seitz hat das nicht auf Anhieb kapiert“, sagte
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