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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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hat.«
    »So? Worum ging es denn?«
    »Wenn ich dir das erzähle, wirst du sie aber nicht damit ärgern, versprochen?« Tom grinste schelmisch, und als ich ihn bittend ansah, gab er mir das Versprechen.
    »Sie hat Alegras Designerschuhe zersägt und ihre teure Kleidung verwüstet.«
    Kurz war Tom still und sah mich ungläubig an. Seine Mundwinkel zuckten und ich wusste, er versuchte sich das Lachen zu unterdrücken. Doch er schaffte es nicht und prustete laut los, schüttelte ungläubig den Kopf dabei.
    »Typisch Amy! Sie ist so temperamentvoll, dass sie vergisst, nachzudenken, bevor sie handelt.«
    Da hatte Tom recht.
    »Und wie hat sie das angestellt, mit ihrem Gipsarm? Ich meine, Schuhe zu zersägen, mit einer Hand?«
    »Du kennst sie doch. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann man sie sehr schwer wieder davon abbringen. Außerdem, Not macht eben erfinderisch. Ich weiß auch nicht genau, wie sie es angestellt hat, jedenfalls liegen alle Absätze im Schlafzimmer verteilt.«
    Jetzt huschte mir auch ein Grinsen über die Lippen, als ich das Bild des chaotischen Zimmers vor mir sah.
    »Wie hat Alegra darauf reagiert?«
    »Ja, wie wohl? Sie ist wütend!«, ich sah zurück auf die Sonnenterrasse, wo Alegra noch bis vor ein paar Minuten gelegen hatte. Die Sonnenliege war jetzt aber leer.
     
    Ich spürte Toms vertraute Nähe, die ich schon mehr als tausendmal wahrgenommen hatte, doch seit unserem letzten Gespräch hatte sich etwas verändert. Auf einmal war es schwieriger, hemmungslos und frei mit ihm zu reden. Wie eine Art Barriere fühlte es sich an. Unfähig, es richtig zu begreifen, suchte ich einen Weg, mein Gewissen, das sich lautstark meldete, zum Schweigen zu bringen.
    Tom hatte es nicht verdient, von mir angelogen zu werden. Doch in diesem Fall musste ich es tun, um ihn zu schützen. Vielleicht war es eines der letzten Male, die wir uns sehen würden.
    Lange sah ich ihn von der Seite an. Versuchte, mir jede Kleinigkeit an ihm einzuprägen. Ich wollte auf keinen Fall meinen besten Freund vergessen. Wer wusste schon, ob wir noch einmal so eine Gelegenheit bekommen würden, in völligem Frieden und so entspannt wie jetzt, zusammenzusitzen.
     
    Alles saß perfekt wie immer. Keine Strähne hatte sich verirrt. Sein braunes Haar glänzte golden in der Sonne und seine sonst so helle Haut hatte sich schon etwas braun gefärbt. Sein weißes Poloshirt verdeutlichte die Bräune, die er in den letzten Tagen bekommen hatte. Seine Wangenknochen traten hervor, wenn er schluckte. Er war nicht mehr der Junge oder mein Spielkamerad von damals. Es war das erste Mal, dass ich ihn als Mann wahrnahm. Er hatte sich so sehr verändert, und doch war auf eine Art alles gleich geblieben.
    »Und der Unfall gestern, wie ist das passiert?«
    Sofort versteiften sich meine Glieder. Es war doch ganz natürlich, dass er sich danach erkundigen würde, auch wenn ich diese Erinnerungen gerne aus meinem Kopf gelöscht hätte. Ich erzählte ihm natürlich nur ab dem Teil, als ich mit Amy vor der Bar stand. Ich vermied es, ins Detail zu gehen, aus Angst ich könnte dadurch noch mehr Fragen in ihm hervorrufen.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Gerüchte durch euren Unfall in Bayville im Umlauf sind!«
    »So? Was sagen denn die Leute?«
    Tom lachte. »Stell dir vor, einige behaupten, dass es überhaupt kein Unfall war. Sie glauben, dass dein Onkel in irgendwelche Mafiageschäfte verwickelt ist und deshalb Probleme hat.«
    »Das glauben die Leute?«, fassungslos schüttelte ich den Kopf.
    Tom nickte, doch er schien das genauso abtrünnig zu finden wie ich. Zum Glück. Es war schon schlimm genug, dass Onkel Finley in schlechtem Licht stand. Obwohl, wenn die Leute die Wahrheit kennen würden, würde das wohl auch nichts besser machen.
    »Die Polizei meinte, dass es ein Betrunkener gewesen sein muss. Wahrscheinlich hat er zu viel Alkohol im Blut gehabt und die Kontrolle über das Motorrad verloren. Jedenfalls haben Amy und ich Glück gehabt. Onkel Finley erzählt, dass die Polizei das Motorrad am Straßenrand gefunden hat, aber vom Fahrer fehlt jede Spur. Sie überprüften das Kennzeichen und es stellte sich heraus, dass es ein gestohlenes Bike war.«
    Ich sah den Schwänen beim Schwimmen zu und bemerkte nicht, wie Tom meine Hand berührte.
    »Wahrscheinlich werden sie den Typen nie finden.«
    Er sah in mein Gesicht. »Ich bin so froh, dass euch nicht viel passiert ist, Jade, das kannst du mir glauben.«
    Plötzlich strich er

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