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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. Eigentlich war er mir vertraut, doch diese Geste rief ein merkwürdiges Gefühl in mir wach, das ich bisher nicht kannte.
    »Jade, du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich hörte, dass du unverletzt bist. Aber als du auf meine Anrufe nicht reagiert hast, machte ich mir schon Gedanken. Agnes versicherte mir, dass es euch gut geht, sonst wäre ich sofort gekommen. Als du dann endlich heute Vormittag angerufen hast und ich deine Stimme hörte, spürte ich sofort, dass dich etwas bedrückt«, erzählte er.
    Mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken, ihn nun weiter belügen zu müssen, doch gab es einen anderen Weg?
    »Es geht mir gut, Tom.«
    »Das glaube ich dir aber nicht. ... Du kannst es mir sagen, ganz egal, was es ist.«
    Abwartend sah er mich an und ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich jetzt tun sollte. Deshalb senkte ich meinen Blick und schwieg. Doch die Stille zwischen uns war für mich unerträglich.
    »Jade, ich kann verstehen, dass dieser Unfall ein Schock für dich und Amy war. Aber … da ist noch etwas, oder?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst?«
    Tom fuhr mit der Zunge über seine Lippen.
    »Es gibt etwas, was ich dir schon seit Längerem zu sagen versuche.«
    Neugierig setzte ich mich auf und sah ihn an.
    »Seit ich in Washington bin, hat sich viel verändert«, begann er und blickte in die Ferne.
    »Mein Leben dort ist einfach, aber auch anstrengend. Die Stadt ist groß und man bekommt dort nichts geschenkt. Ich arbeite wirklich hart und kann die Semesterferien kaum erwarten.«
    »Bist du nicht glücklich dort?«, fragte ich.
    Dieses Studium war alles, was Tom sich jemals gewünscht hatte. Ich konnte mich noch erinnern, wie er um mich herum getanzt war, als er die Zusage der Uni bekommen hatte.
    »Doch, aber darum geht es nicht. Ich ...!« Seine Augen strahlten mich an, ja sie leuchteten schon fast.
    »Du bist verliebt!«, erkannte ich und merkte erst jetzt, dass ich es laut ausgesprochen hatte. Ein leichtes Grinsen spielte um seine Lippen. Er war verliebt! Wieso fiel mir das erst jetzt auf? Aber er war doch noch nie verliebt gewesen. An andere Mädchen konnte ich mich nicht erinnern. Klar, gab es hier und da mal ein Mädchen, das sich näher für ihn interessiert hatte, doch das Interesse war eben eher einseitig. Außer einmal. Damals hatte ich ihn knutschend mit Kitty Gellar aus der Oberstufe erwischt. Doch langfristig war aus den beiden auch nichts geworden. Jetzt schien es ernster zu sein. Mein Gott, Tom war ernsthaft verliebt. Überrascht sah ich ihn an.
    »Sieht man das so deutlich?«
    Ich betrachtete ihn eine Weile und nickte bestätigend. Vorsichtig zog ich meine Hand aus seiner zurück, da mich das nicht klar denken ließ. Verwirrt sah er mich an.
    »Jade, schon lange versuche ich, es dir zu sagen. Und bevor ich wieder nach Washington gehe, wollte ich wissen, ob du ...?«
    Halt! Stop! War ich wirklich so blind gewesen? Was tat er da?
    »Es gibt niemandem, dem ich mehr vertraue als dir. Du bist der einzige Mensch, der mich wirklich kennt. Wir kennen uns jetzt schon so lange. Ich denke jeden Tag über dich nach und ... « Er stockte mitten in seinem Redefluss und schluckte aufgeregt. Erschrocken über sein Geständnis brachte ich keinen Ton heraus.
    »Schon das letzte Mal in dem Restaurant wollte ich dir das hier geben.«
    Er zog seine Halskette aus und legte mir das silberne Kettchen mit einem Anhänger in die Hand. Die etwas dickere Kette mit den geschliffenen Gliedern kannte ich, doch der Anhänger war neu. Es war ein Buchstabe, ein „T“, in dessen unterem Teil ein kleiner Glitzerstein eingefasst war.
    »Tom!« Zu mehr war ich im ersten Moment nicht imstande. Noch warm von seinem Körper lag die Kette in meiner Hand.
    »Den Anhänger habe ich in einem kleinen Laden in Washington entdeckt. Gefällt er dir?«
    »Schon, aber ...!« Ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. Oh, Gott! Was sollte ich ihm nur sagen? Ich würde vielleicht bald für immer aus seinem Leben verschwinden. Er hatte keine Ahnung, wie es um mich und meine Familie stand. Wer wusste schon, ob wir in drei Wochen noch am Leben waren? Ich würde ihm das Herz brechen. Das hatte er wirklich nicht verdient.
    »Tom, ich … kann nicht.« Es waren nur noch geflüsterte Worte, die meine Lippen verließen.
    Sofort lag Traurigkeit in seinen Augen, die ich kaum ertragen konnte.
    »Wieso nicht? Hast du nicht die gleichen Gefühle wie ich?«, fragte er

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