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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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würde, an dem sie sich wohlfühlte, der ihr Schutz bieten konnte, irgendwohin, wo sie sich auskannte. Und da sie offensichtlich nicht gefunden werden wollte, würde dieser Ort so versteckt sein, dass niemand sie dort vermuten würde. Das schloss schon einiges aus. Dann kam mir eine Idee. Und mein Gefühl wurde darin bestärkt, da ich wusste, dass die Gorillas diesen Ort noch nicht genannt hatten.
    »Vielleicht auf dem alten Spielplatz!«, rief ich und war schon fast begeistert von meiner Idee.
    »Du meinst den alten Spielplatz am Village Woods Park, in der Nähe eurer Schule?« Mr. Chang war stehen geblieben und überlegte. »Versuchen wir es!«
     
    Bis zum Village Wood Park war es noch ein kleiner Fußmarsch. Die Dunkelheit erschwerte die Suche. Unsere Taschenlampen leuchteten nicht sehr weit und ein Schauer lief mir über den Rücken, als wir in die Nebenstraße einbogen. Ständig musste ich darüber nachdenken, dass Amy vielleicht irgendwo verletzt liegen könnte.
    Schnell vertrieb ich meine angstvollen Gedanken und versuchte, mich auf ihre Aura zu konzentrieren. Ich hatte die Hoffnung, dass ihre Farben sichtbar für mich waren. Doch egal wo ich hinsah, es war nichts als immer tiefer werdende Schwärze. Nichts deutete auf meine Schwester. Hin und wieder meldete sich einer der Männer am Funkgerät, doch auch von denen gab es nichts, was auf Amy schließen ließ.
    Wir befanden uns in der Nähe des Waldes. Hinter uns waren die Lichter von Bayville. Wir drei huschten über die unbefahrene Straße und Tom fing an, laut nach Amy zu rufen. Sofort tat ich es ihm gleich, in der Hoffnung, sie würde antworten. Doch alles blieb still. Nur die Grillen zirpten leise.
    »Und wenn du dich getäuscht hast? Wo könnte sie sonst noch sein, Jade?«, fragte Tom.
    Leise Zweifel befielen mich, als ich versuchte, in die Stille des Waldes hinein zu hören. Da war nichts. Nicht einmal Laub, das in den Bäumen raschelte. Ich verbarg meine Enttäuschung. Vielleicht hatte Tom recht und sie war doch in einer Bar oder vielleicht sogar ganz woanders. So sehr ich mir wünschte, Amy zu finden, desto frustrierter wurde ich, da ich glaubte, mich getäuscht zu haben. Alles um mich herum schaltete ich gedanklich aus und versuchte mich nur auf meine Schwester zu konzentrieren.
    Deutlich sah ich ihr wütendes Gesicht von heute Mittag vor mir und dann …, dann spürte ich etwas. Das Gefühl war ganz schwach. Es kitzelte im Magen und wurde stärker. Es war Traurigkeit und Wut, die in mir aufkeimte, die eindeutig nicht mein eigenes Empfinden widerspiegelte. Sofort blieb ich stehen und versuchte, das Gefühl näher zu analysieren. Das brachte auch Tom und Mr. Chang zum Stehen. Sie sahen mich an, während ich deutlich wahrnahm, dass dies nicht meine Empfindungen waren.
    »Was ist?«, wollte Tom wissen, während Mr. Chang mich genau beobachtete.
    »Schsch...!«, zischte ich leise und legte den Zeigefinger auf meine Lippen. Langsam ging ich Schritt für Schritt weiter. Tatsächlich. Wie war das möglich?
    »Was ist denn los, Jade?« Tom wurde ungeduldig.
    »Ich bin mir sicher, dass sie hier ist. Folgt mir!«, sagte ich leise, da ich mich zusammenriss, um nicht laut aufzulachen vor Freude. Ich war mir sicher, dass es sich um Amys Gefühle handelte. Es erfüllte mich mit Glück und auch Erleichterung. Sofort wichen lila und orange aus mir. Zum Glück konnten Mr. Chang und Tom es nicht sehen.
    Es war einfach unfassbar. Die Gefühle meiner Schwester führten mich zu ihr. Das fand ich noch besser, als ihre Gefühle in Form von Farben sehen zu können.
    »Habt ihr etwas gefunden?«, ertönte die Stimme von Onkel Finley aus dem Funkgerät. Nacheinander gaben alle Männer die verneinenden Antworten. »Jade hat wahrscheinlich eine heiße Spur, aber die führt direkt in den Wald, auf den alten Spielplatz, Mr. Lewis«, informierte Mr. Chang meinen Onkel.
    Während Onkel Finley befahl, dass wir bleiben sollten, wo wir waren, lief ich einfach weiter. Ich hörte gar nicht zu, was mein Onkel anordnete. Ich fühlte nur die stärker werdenden Gefühle meiner Schwester. Sie war traurig, um nicht zu sagen deprimiert. Wer wusste schon genau, in welchem Zustand sie wirklich war. Ich hatte keine Zeit, auf die Anweisungen meines Onkels zu hören. Jetzt stand ich direkt vor den ersten Baumgruppen des Waldes. Angst, Wut, Trauer waren jetzt deutlich spürbar.
    »Jade, warte! Dein Onkel ...!« Tom versuchte, mich am Arm zu fassen, doch schon war ich den ersten Schritt in die

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