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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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Dunkelheit gelaufen.
    »Jade, es ist zu dunkel. Woher willst du wissen, ob sie dort ist?«
    »Lass sie gehen, Tom. Ich glaube, wir sollten ihr einfach folgen. Wir müssen nur zusammenbleiben. Mit drei Taschenlampen werden wir schon etwas sehen. Vielleicht haben wir Glück und das Mondlicht dringt durch die Blätter.«
     
    Am Anfang des Waldes war es dunkel und wir hatten wirklich Schwierigkeiten, etwas zu erkennen. Doch als wir endlich auf den kleinen Pfad trafen, war uns der Mond wirklich gnädig und wir liefen den kleinen Schotterweg entlang. Plötzlich wusste ich genau, wo sie sich befand. Meine Schritte wurden schneller.
    Knirschend hörte man unsere Schritte auf dem Weg. Ich überprüfte meine Haut, doch keine Wärme und auch keine Ornamente bildeten sich. Immerhin war das ein gutes Zeichen. Kein Taluri in unserer Nähe.
    Warum bin ich denn nicht gleich darauf gekommen, dass Amy sich hier verstecken könnte? Schließlich waren wir als Kinder oft hier gewesen und Amy liebte dieses kleine Kinderparadies. Die größte Attraktion war die kleine Holzburg, auf die man klettern und sich verstecken konnte. Sie hatte viele Klettersteigen und kleine Nischen, in denen sie sich oft aufgehalten hatte. Damals spielten wir immer in dem großen Turm, während Tom darauf bestand, der Ritter in goldener Rüstung sein zu dürfen. Ich grinste, als ich mich daran erinnerte, wohl aber auch, weil ich mir nun sicher war, Amy hier vorzufinden. Trotzdem überwachte ich meine Haut. Jetzt hier angefallen zu werden würde sich für uns nicht gerade als Vorteil erweisen. Doch meine Haut zeigte keinerlei Gefahr an, als ich den weichen Moosboden des Spielplatzes betrat.
    Alles lag still im Mondschein. Die kleinen Holztürme der Kletterburg ragten dunkel in den Nachthimmel. Das kleine Karussell und die Rutschbahn standen verlassen an ihren Plätzen. Sehen konnte ich Amy nicht, aber ich wusste genau, dass sie hier war. Besser gesagt, ich spürte es so deutlich, als würde ich sie berühren.
    »Amy?«, rief ich. Doch sie gab sich nicht zu erkennen.
    »Amy, komm schon«, versuchte ich es noch einmal. Manchmal konnte sie störrisch wie ein Esel sein.
    »Vielleicht hast du dich getäuscht und sie ist nicht hier!«, meinte Tom. Sein Taschenlampenlicht leuchtete die kleine Holzburg ab, während Mr. Chang das Gelände des Spielplatzes absuchte.
    »Nein! Ich bin mir sicher! Sie ist hier.« Ich kletterte die ersten Sprossen hinauf. Früher war das Klettern hier einfacher gewesen. Die Holzbalken und die Windungen waren einfach zu klein für mich. Es war schwierig, mir vorzustellen, dass ich früher spielend leicht hier hochgeklettert war. Mit etwas Mühe schaffte ich es doch, und gerade als ich den kleinen Steg zum Turmzimmer laufen wollte, brüllte sie mich an.
    »Hau ab!«
    Jetzt erkannte ich ihre Umrisse. Es waren zwar nur Schatten, doch eindeutig erkannte ich ihr langes, braunes Haar und ihre Gestalt, die zusammengekauert in der kleinen Nische des Spielturmes lag.
    »Amy! Gott sei Dank! Geht es dir gut?«
    Erleichterung und Freude strömten lila und rosa aus mir, während ich ihre Farben vergeblich suchte, aber dafür ihre Wut und Verärgerung deutlich wahrnahm.
    »Hey, was ist los?«
    »Ich will einfach, dass ihr verschwindet und zwar sofort«, zischte sie mich an.
    »Wir suchen dich schon seit Stunden. Onkel Finley hat sogar die Polizei angerufen«, erklärte ich ihr. Doch das schien sie nicht zu beeindrucken.
    »Lasst mich einfach in Ruhe. Ich will euch nicht mehr sehen. Ihr steckt doch alle unter einer Decke.« Kurz sah ich zu Tom, der unten alles mit angehört hatte. Er nickte und deutete mir, ich solle versuchen, zu ihr zu gehen.
    »Jetzt sei nicht kindisch, Amy. Lass uns nach Hause gehen und alles wird sich klären.«
    »Ich bin kindisch? Ich bin kindisch?«, schrie sie mich an. »Und was bist dann du? Glaubst wohl, du bist schlauer, nur weil du vier Minuten älter bist als ich. Mir heute Mittag so einen Schwachsinn zu erzählen und mich dann als kindisch bezeichnen. Nein, ich habe so die Nase voll davon, und dass ausgerechnet du mir so in den Rücken fällst, und dich auf die Seite von Alegra stellst, hätte ich nie von dir gedacht, Jade!«
    Jetzt glaubte meine Schwester doch tatsächlich an eine Verschwörungstheorie. Obwohl, wenn ich so darüber nachdachte, war es leichter und auch sachlicher, so einen Unsinn zu glauben. Schließlich war die Geschichte mit den Taluris noch unsinniger. Doch ich erwiderte nichts und lief langsam über den

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