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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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bisher noch nie aufgefallen. Es sah aus, als hätte jemand an ihrem Fuß ein schwarzes, kleines Kästchen befestigt. Ein dünnes, kurzes Kabel führte von dem Kästchen direkt in ihre Haut.
    »Jade, verscheuch sie doch einfach!«
    »Warum denn? Ich glaube nicht, dass wir in Gefahr sind. Vielleicht beobachtet sie uns nur«, meinte ich, »Mr. Tramonti hat doch gesagt, dass das eine ihrer Aufgaben ist. Die Taluris wissen ohnehin schon, wo du wohnst.«
    Der Vogel hatte den Kopf geneigt, während ich mit Amy gesprochen hatte. Immer wieder tockte sie mit ihrem Schnabel gegen das Fensterglas.
    Vorsichtig öffnete ich das Fenster, was Amy sofort in Panik versetzte.
    »Schsch ...! Sie wird uns nichts tun, versprochen.«
    Ich hatte keine Ahnung, woher ich das Wissen nahm, doch ich fühlte, dass die Krähe in dieser Nacht eine andere Aufgabe hatte.
    Natürlich wusste ich, dass das Tier mich nicht verstehen konnte. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sie zugehört hatte. Es klangt verrückt, doch was war schon normal nach all den unglaublichen Dingen, die wir in der letzten Zeit erlebten. Sofort strich die nächtliche Sommerluft meine Haut und eine Gänsehaut überzog meinen Oberkörper. Ich hielt die Luft an. Fast hatte ich erwartet, dass ein Taluri in der Nähe war und das Brennen meiner Haut ihn verraten würde. Doch nichts geschah. Die Krähe scharrte und pickte nach etwas. Ich ging auf Zehenspitzen und versuchte, etwas zu erkennen. Durch das Mondlicht erkannte ich ein gefaltetes Stück Papier, das im Schatten auf dem Fensterbrett lag.
    »Was tut sie da?«, flüsterte Amy, die das Scharren auch gehört hatte.
    »Ich weiß nicht genau, … aber da liegt etwas«
    »Sei bloß vorsichtig, nicht, dass das ein Trick ist, Jade.«
    »Ja, ja. … Es sieht aus wie ein Stück Papier.« Es lag direkt neben der Krähe rechts von mir.
    Plötzlich schob sie das klein gefaltete Papier näher zur Fensteröffnung. Sollte ich das als eine Aufforderung verstehen?
    Der Vogel schob das Papier Stück für Stück auf die linke Seite zu mir und als er damit fertig war, sprang er mit einem Satz wieder zur rechten Seite hinüber. Offenbar erwartete er nun wirklich, dass ich es an mich nehmen sollte. Vorsichtig und ganz langsam glitt meine Hand in die Richtung und griff danach, ohne dass ich das Tier aus den Augen ließ. Und genau in dem Augenblick, als ich es in der Hand hielt und das Fenster schnell wieder schloss, flog der Vogel mit einem lauten Krächzen davon.
    Ich sah ihr nach, bis die Dunkelheit sie schließlich verschluckt hatte.
    »Jade!«, rief Amy ängstlich.
    »Schsch ..., nicht so laut. Du weckst noch die Gorillas. Außerdem ist sie schon weg«, ermahnte ich sie.
    Neugierig betrachtete ich das Stück Papier in meiner Hand. Es war ein kleiner Zettel. Ich faltete ihn auseinander, während Amy endlich aus ihrem Versteck kam und sich neugierig zu mir stellte.
    »Was ist das? Das ist ja an mich gerichtet!«
    Wir waren beide sehr erstaunt darüber und sie begann, die handschriftlichen Zeilen laut zu lesen.
     
    Amy,
    ich schlage einen vorübergehenden, gegenseitigen
    Waffenstillstand vor, weil ich dich gerne treffen möchte.
    Ich werde dir nichts tun, verlange aber,
    dass du unbewaffnet und allein kommst.
    Als Treffpunkt schlage ich den alten Spielplatz vor.
    Morgen gegen Mitternacht.
     
    »Das ist eine Falle, Jade. Wir sollten es sofort Onkel Finley sagen.« Vielleicht hatte Amy recht, vielleicht aber auch nicht. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Einerseits könnte es wirklich eine Falle sein und andererseits wäre es eine Möglichkeit, mehr über ihn zu erfahren.
    »Jade, das kann nicht dein Ernst sein. Bist du lebensmüde?«, rief sie völlig verängstigt, als ich lange nichts dazu sagte. Sie starrte mich an, als hätten mich alle guten Geister verlassen. Dabei hatte ich keinen Ton gesagt. Wie immer verriet mich meine Aura. Orange, grün und weiß mischten sich zu einem Farbenspiel, das meine Schwester sofort richtig zu deuten wusste.
    »Ich weiß nicht warum, aber wenn er gewollt hätte, wäre ich schon lange nicht mehr am Leben. Er wird mir nichts tun«, sagte ich vorsichtig.
    »Woher willst du das wissen? Es könnte genauso gut sein, dass er dein Vertrauen erschleichen will. Vielleicht war das von Anfang an seine Absicht?«
    Natürlich konnte ich mich täuschen. Trotzdem konnte ich nicht anders und erlag dem Drang, ihn wiederzusehen. Wenn wir Onkel Finley darüber informierten, würde der Taluri das wissen und erst gar nicht

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