Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
zum Kofferraum. Wilhelm drückte auf den silbernen Knopf. Die schwere Heckklappe sprang einen Millimeter weit nach oben, und Wilhelm wuchtete sie auf.
Zuerst konnte Karl Gustav überhaupt nichts Interessantes entdecken. Es sah schmuddelig wie eh und je darin aus. In der Mitte lagen der Koffer und ein paar alte Gummistiefel, deren Profile vor Dreck nur so strotzten. Inzwischen hatten sie den gesamten Boden vollgekrümelt. Überall flogen Erdklumpen herum. Auf der linken Seite dieses Durcheinanders stapelten sich die schmutzigen Einkaufstüten, die Wilhelm, aus welchen Gründen auch immer, hortete. Vielleicht rechnete sein Kumpel damit, dass es bald zu einer akuten Plastiktütenverknappung kommen würde. Dann wäre er allerdings fein aus dem Schneider.
Plötzlich nahm Karl Gustav aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf der anderen Seite wahr. Dort lag ein Korb mit Zeitungspapier. Eine winzige Hand erschien zwischen den Zeitungen und wurde gerade nach oben gereckt.
»Gutes Versteck, oder?«, freute sich Wilhelm. »Das Kind scheint langsam wieder munter zu werden. Zeit, dass wir die Biege machen.«
Karl Gustav legte den Kopf schief und linste in die zerknüllten Zeitungsseiten. Wenn man genau hinsah, konnte man sogar Teile des Gesichtes sehen. Die Nase schob sich wie eine deformierte Münze zwischen zwei Schlagzeilen hindurch. Ein geschlossenes Augenlied befand sich nicht weit daneben.
»Erstickt es nicht?«
»Kaum«, gab Wilhelm gut gelaunt zurück. »Hab noch nie gehört, dass jemand durch die BILD erstickt ist.«
Wilhelm stieß Karl Gustav an die Schulter und brach in brül lendes Gelächter aus. Auch Karl Gustav kamen vor Lachen schon bald die Tränen.
Der Korb fing einmal zu vibrieren an.
»Wir dürfen nicht so laut sein«, stellte Karl Gustav jauchzend fest. »Das Balg wacht auf.«
Noch bevor Wilhelm zu einer Antwort ansetzen konnte, hörten sie plötzlich eine Frauenstimme hinter sich.
»Was habt ihr denn da bloß so Lustiges im Kofferraum?«, fragte Dorothea und streckte ihren Hals, um besser an den beiden Männern vorbeisehen zu können.
Geistesgegenwärtig schlug Wilhelm die Klappe herunter. Das Blech rumste derart kraftvoll ins Schloss, dass der ganze Wagen wackelte.
»Mein Gott, hast du uns erschreckt«, stammelte Wilhelm und grinste nervös. Jegliche Heiterkeit war auf einen Schlag von ihm gewichen.
Dorothea bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick. Dann wandte sie sich an Karl Gustav und hielt ihm einen Plastikteller unter die Nase.
»Hatte ich fast vergessen«, säuselte sie leise. »Ein Abschiedsgeschenk. Für dich. Ist ein Kuchen.«
Karl Gustav fixierte das gut in Zellophanfolie gewickelte, längliche Teil. Kuchen war ihm zuwider. Dennoch rang er sich ein Grinsen ab, zumal unmittelbar in dieser Sekunde ein Geräusch unter dem Kofferraumdeckel zu hören war.
»Furchtbar lieb von dir, Doro-Schatz«, sagte er und griff nach dem Teller.
»Wir sind spät dran«, rief Wilhelm und öffnete hastig die Fahrertür. Er hatte das Glucksen des Balges also auch gehört.
Karl Gustav drückte dem Hausmädchen einen Kuss auf die Wange und stieg ein.
»Ich melde mich wieder, versprochen.«
Wilhelm gab Gas, und Karl Gustav hatte gerade noch Zeit, sich über Dorotheas verstörten Gesichtsausdruck zu wundern, während sie ihnen hinterhersah.
»Die sind wir los«, sagte Wilhelm vergnügt.
Karl Gustav brummte.
»Wir hätten Doro zum Abschluss noch mal so richtig verhauen sollen.«
»Ich habe heute Schmerzen bei jeder Bewegung«, antwortete Wilhelm zerknirscht. »Außerdem müssen wir noch etwas anderes erledigen. Wir brauchen ein Baby für dich.«
»Kennst du den Weg zu diesem großen Spielplatz?«, fragte Karl Gustav und drückte sich in seinen Sitz. Er blickte kurz hinter sich und sah den verhüllten Kuchen auf dem Teller neben einer Windel liegen. Ihm lief ein weiterer kalter Schauer über den Rücken. Das hätte eben gewaltig schiefgehen können. Zum Glück war das Hausmädchen nicht besonders helle. Sonst hätte sich ihr Plan um einiges in die Länge gezogen. Sie hätten Dorothea in den Wagen zwingen müssen. Dann hätten sie erst einmal Ausschau nach einem verlassenen Ort halten müssen, an dem sie diese neugierige Kuh ungestört umbringen konnten. Natürlich erst, nachdem Dorothea von ihnen ordentlich verprügelt worden wäre. Es machte unheimlich viel Spaß, Weiber windelweich zu schlagen. Das kam gleich nach Sex mit ihnen zu haben. Manchmal sogar noch davor.
Karl Gustav grinste bei dieser
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