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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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kann. Wenn diese Essenz in den Körper gelangt, aus dem sie anfänglich kam, vereinigt sie sich mit der vorhandenen Restessenz und stellt auf diese Weise den ursprünglichen Zustand der Seele wieder her, indem sie die getauschte Seele endgültig zurückdrängt.«
    Der Hauptmann machte eine Pause und betrachtete den Ärmel seiner Uniform. Mit einer ungeduldigen Bewegung wischte er irgendetwas weg. Einen Staubkorn oder ein kleines Haar vielleicht.
    »Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich die Essenz einer jeden einzelnen Seele aufhebe. Wer weiß, wofür ich sie noch gebrauchen kann.«
    Peter spürte das Kribbeln auf seiner Haut jetzt nicht mehr nur im Gesicht, sondern auch auf dem Rücken und den Oberschenkeln. Wenn es wirklich eine Essenz seiner Seele gab, musste er sie unbedingt haben. Um jeden Preis. In Gedanken stellte er sich einen Raum vor, in dem unzählige kleine Lichtkugeln durch die Gegend schwebten und vor sich hin blitzten. Unmittelbar danach lachte der Hauptmann schallend.
    »Nein, deine Vorstellung ist ganz falsch. Keine Lichtkugeln. Nur eine klare Flüssigkeit. Eine Essenz, ähnlich wie in der Homöopathie, in lauter kleinen Gläschen. Man muss sie in die Augen träufeln. Das war’s dann schon.«
    Lackner grunzte leise.
    »Das alles spielt doch überhaupt keine Rolle«, stellte er mit erhobenen Zeigefingern fest. »Die Seele wurde dir als Baby geraubt. In diesem Gläschen befindet sich nur die Seele eines kleinen Kindes. Wenn du sie aufnimmst, mutierst du dabei zu einem riesenhaften Säugling.« Der Alte zuckte mit den Achseln. »Ich meine, wann ist eine Seele erwachsen? Bestimmt noch nicht nach knapp einem Jahr.«
    Der Hauptmann sah Lackner einen Moment mitleidig an.
    »Du hast es noch immer nicht richtig verstanden, Karl Gustav«, sagte er dann resignierend. »Eine Seele hat mit der geistigen Entwicklung eines Körpers nichts zu tun. Eine Seele ist das Geschenk des Lebens. Sie verändert sich nicht. Durch Krankheiten oder Unfälle kann man die geistige Gesundheit verlieren, aber die Seele erleidet niemals Einbußen, auch wenn ihr Menschen manchmal fälschlicherweise von seelischen Schäden sprecht. Gemeint sind damit stets Probleme eurer lächerlich kleinen Gehirne.«
    Der Hauptmann breitete bedauernd die Arme aus. »Aber warum reden wir überhaupt darüber? Warum sollte ich dir deine Essenz wiedergeben? Bald wirst du mir gehören. Bald werde ich in dir auferstehen. Ich warte schon lange genug darauf.«
    Lackner richtete sich plötzlich kerzengerade auf.
    »Was hast du gesagt?«, fragte der Alte ungläubig. » Du wirst in ihm auferstehen? Wieso du? Wilhelm! Es ist Wilhelms Seele, auf die wir warten, schon ein halbes Leben lang.«
    Wieder fing der Hauptmann herzlich an zu lachen. Diesmal warf er den Kopf dabei zurück und presste seine Hände gleichzeitig gegen den Bauch. Diese Geste wirkte reichlich übertrieben. Peter fand, dass er wie eine bösartige Comicfigur aussah, die gerade irgendetwas Schreckliches angestellt hatte.
    »Du musst entschuldigen, lieber Karl Gustav«, sagte er, nachdem sich sein Freudenausbruch ein wenig gelegt hatte. »Ich glaube, da bist du auf dem Holzweg. Ich hatte niemals vor, deinem abgehalfterten Freund ein neues Leben zu schenken. Ich brauchte das Baby für meine Zwecke. Ich habe einen Teil meiner eigenen Seele in den Jungen gepflanzt. Wilhelm hat diesen Eingriff bedauerlicherweise nicht überlebt, ich habe seine Seele gefressen.«

31
    Lackner keuchte wie ein gescheuchter Fuchs. Er ging in die Hocke und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
    »Das kann nicht wahr sein«, stammelte er fassungslos.
    »Ich fürchte doch«, antwortete der Hauptmann. Sein unschuldiges Grinsen erinnerte Peter an einen Schuljungen, der einen harmlosen Spaß mit seiner Lehrerin gemacht hatte. »Ich sehne mich nach einem jungen Körper. Ich will endlich in Freiheit leben, mich mehr als nur ein paar Schritte von dieser verfluchten Höhle wegbewegen. Dazu benötigte ich einen unverbrauchten Körper, dem ich etwas von meiner Seele einpflanzen konnte, nachdem ich seine eigene zerstört hatte. Nun, ihr habt mir ein solches Baby gebracht, und da ich dich in dem Glauben ließ, dass Wilhelm irgendwann zurückkehren würde, hast du immer ein Auge auf den kleinen Wurm gehabt.« Der Hauptmann verbeugte sich spöttisch vor Lackner und fing wieder an zu kichern. »Dafür meinen herzlichen Dank. Du warst stets treu.«
    Peter schaute auf die glatten Haare des Hauptmannes. Einige der Strähnen waren

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