Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
würde sich die Motorsäge nun durch einen massiven Stein fräsen. Die schwarzen, hageren Beine tippelten aufgeregt umher. Der erste Beutel verfehlte sein Ziel. Der Käfer bewegte sich in einer bahnbrechenden Geschwindigkeit nach hinten. Beinahe wäre auch der zweite Beutel vorbeigeflogen. Einzig die Tatsache, dass der Käfer nicht darauf achtete, dass er nun einen viel breiteren Körper besaß und daher gegen eine der Felswände stieß, stoppte seine Rückwärtsbewegung.
Lackners Pulver traf das Gesicht des Dinges und platzte augenblicklich auf. Wieder trat die Wirkung unmittelbar ein. Die Wangen des Hauptmannes quollen auf, als befände sich unter der Haut eine ganze Armee wuselnder Schlangen. Sein Kiefer knackte nach unten. Ein Schwall fast schwarzen Blutes spritzte aus den Nasenlöchern. Und dann öffnete sich die Haut auf seiner Stirn. Ein Riss erschien, der mit atemberaubender Geschwindigkeit breiter und länger wurde. Es sah aus, als würde eine gemeine Kraft von innen seine Körperhülle aufschlitzen. Dunkler Eiter waberte hervor. Und noch etwas anderes. Gelber. Schleimiger.
Das Gehirn des Wesens floss förmlich aus dem inzwischen stark deformierten Kopf heraus, als würde es von einer geheimen Kraft außerhalb des Körpers angezogen. Die Beine des Wesens zuckten und knickten schließlich ein. Es gab ein unangenehm hohles Geräusch, als der Körper des Käfers auf den Steinboden schlug.
Lackner lachte hektisch.
»Damit hast du nicht gerechnet«, plärrte er mit überschnappender Stimme. »Du hast dir ja nicht mal die Mühe gemacht, in meinen Gedanken zu lesen. Dachtest wohl, ich mach sowieso alles, was du sagst. Mich legt man aber nicht so einfach herein. Du widerlicher Verrät…«
Ein Blitz schoss aus den Augen des Käfers, die nun stärker als die Fackeln an der Wand glühten, und traf den Alten auf der Brust. Lackner quiekte auf wie ein geschlachtetes Schwein und wurde gegen den Felsen geschleudert. Sein Kopf schlug auf einen Vorsprung, und es gab ein Geräusch, als würde man einen lasch aufgepumpten Fußball treten. Lackner fiel nach vorn, direkt auf sein Gesicht. Eine Blutlache breitete sich unter ihm aus. Peter schaute auf seinen spärlich behaarten Schädel. Ein handgroßer Punkt am Hinterkopf wirkte wie aufgeweicht. Peter war klar, dass der Schädel an dieser Stelle in tausend Stücke zersplittert sein musste. Lackners Beine zuckten. Zwei, drei Sekunden hatte er Ähnlichkeit mit einem Zitteraal, den man frisch gefangen hatte. Dann erschlaffte der Alte ebenso plötzlich.
Der Käfer kreischte erneut. Peter fragte sich, wie es überhaupt noch irgendwelche Geräusche machen konnte. Sein Gesicht glich inzwischen einem rohen Stück Fleisch, garniert mit feiner gelber Soße. Sekunden später erlosch das rote Feuer in den kaum mehr zu erkennenden Augen. Die Beine des Wesens zuckten ähnlich hektisch wie Lackners kurz zuvor. Dann herrschte Ruhe.
Ein Stöhnen von Maren ließ ihn herumwirbeln. Sie befand sich nicht mehr neben ihm. Seine Freundin war zu Lackner gerannt und berührte ihn an der Schulter.
»Komm her!«, schrie sie.
»Er ist tot«, sagte Peter. Seine Stimme hörte sich rau an.
»Nein, ist er nicht!«
Maren drehte Lackners dünnen Körper ohne Probleme um. Peter hockte sich neben sie und strich ihr beruhigend durch die Haare. Dann sah er, dass Maren recht hatte. Lackners Brustkorb hob und senkte sich kaum wahrnehmbar. Sein ausgeleiertes Kakihemd verdeckte die Bewegung beinahe.
»Er wird nicht durchkommen«, stellte Peter leise fest. »Sein Kopf ist kaputt. Wahrscheinlich wird er nicht mal mehr sein Bewusstsein zurückerlangen. Der Tod wäre eine Erlösung für ihn.«
Noch während Peter sprach, zuckten Lackners Lider. Kaum hatte Peter geendet, öffnete der Alte die Augen. Seine Pupillen wanderten von Maren zu Peter, und dann begann er, tatsächlich zu lächeln.
»Habe ich das Insekt erwischt?«, fragte er tonlos.
Peter und Maren nickten gleichzeitig.
»Gut. Ich habe mich schlau über dieses Biest gemacht«, erklärte Lackner. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Maren und Peter beugten sich dicht über ihn, um seine Worte verstehen zu können.
»Es existieren eine Menge Gerüchte und sogar einige Aufzeichnungen über den Hauptmann.« Ein tiefes Husten ließ Lackners Körper erschauern. Ein dünner Bluttropfen rann ihn aus dem Mundwinkel. »Hauptsächlich im skandinavischen Raum. Es geht um einen Dämon, der die Seelen der Menschen frisst, aber gottlob mit einem Ort
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