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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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zu essen.
    «Deswegen sind wir hier und wollen mit Ihnen und Michael reden.» Vera wirkte jetzt wie die geduldigste Frau der Welt. «Sie haben sie beide kurz vor ihrem Tod noch gesehen.»
    «Dann sind wir ja so was wie Zeugen.» Freyas Miene hellte sich auf, die letzte Reaktion, die Ashworth erwartet hätte. Aber die Leute verspürten oft eine voyeuristische Erregung, wenn sie hautnah mit einem gewaltsamen Tod in Berührung kamen, als würde ihnen das eine gewisse Berühmtheit verleihen. Er hoffte, dass sie Freundinnen hatte, die sie anrufen und denen sie von ihrer Rolle in diesem Drama erzählen, denen sie eine SMS schicken konnte. Eine Mutter, bei der sie auf dem Weg zur Arbeit vorbeischauen konnte. Der Gedanke, dass sie allein mit diesem Mann in der Wohnung war, war ihm zuwider.
    «Ganz genau», sagte Vera. «Sie sind Zeugen. Es macht Ihnen also nichts aus, ein paar Fragen zu beantworten?»
    «Aber natürlich nicht. Ich dachte, Sie wären hier, um wegen Michael über mich herzufallen. Weil er ein bisschen älter ist als ich.»
    Vera wechselte rasch einen Blick mit Ashworth, sagte aber nichts dazu. «Wie oft haben Sie Jenny Lister gesehen?»
    «Nur einmal», sagte das Mädchen. «Aber Michael ist ihr vorher schon mal begegnet. Er war doch mit dieser furchtbaren Frau zusammen, die ihren Sohn umgebracht hat, und damals war das Sozialamt auch eingeschaltet.»
    «Er hat Ihnen davon erzählt?»
    «Natürlich», sagte Freya. «Michael und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Es hat sich so schlimm angehört. Michael hat den Kleinen wirklich gern gehabt. Er war am Boden zerstört, als das passiert ist. Und dann sind die ganzen Gerüchte aufgekommen, die Leute haben geglaubt, er hätte irgendwie damit zu tun gehabt.»
    «Schlecht fürs Geschäft.»
    Ashworth dachte, dass Vera jetzt zu weit gegangen sei, aber Freya nahm die Bemerkung ganz ernsthaft auf. «Oh ja, und wie schlecht! Seine Stammkunden haben natürlich zu ihm gehalten, aber er hatte doch gerade erst angefangen, sich einen neuen Kundenkreis aufzubauen.»
    «Das hat Sie nicht abgeschreckt? Die Tatsache, dass er in den Elias-Jones-Fall verwickelt war?»
    «Nein! Wenn man jemanden wirklich liebt, dann hält man doch zu ihm, oder nicht?» Sie blickte sie an, wollte, dass sie ihr zustimmten, aber keiner von beiden konnte ihr in die Augen sehen.
    «Um auf Jenny Lister zurückzukommen», sagte Vera sanft, «Sie haben sie vor etwa einer Woche gesehen?»
    «Ja, so um den Dreh.»
    «Wo haben Sie mit ihr gesprochen?»
    «Sie ist zu uns in die Wohnung gekommen», sagte Freya. «Wahrscheinlich hat sie vorher angerufen, um einen Termin auszumachen, denn Michael hat sie erwartet. Er hat mich gebeten, früher vom College nach Hause zu kommen.»
    «Wo gehen Sie denn aufs College?» Ashworth konnte nicht anders, er musste sie einfach unterbrechen. Er war froh, dass Freya noch ein eigenes Leben hatte. Vorlesungen und Klatsch mit Freunden. Am liebsten hätte er sie in sein Auto gepackt und zu ihren Eltern zurückgebracht.
    «In Newcastle. Ich habe Schauspielerei und Englische Literatur belegt. Die Schauspielerei ist mein Ding.» Sie lächelte verlegen. «Ich habe sogar schon einen Agenten.»
    «Wird Ihnen das Baby da nicht im Weg sein?» Vera funkelte Ashworth an, sie war sauer, weil er den Gesprächsfluss unterbrochen hatte. Entschuldigend zuckte er leicht die Achseln. «Ich nehme an, das Kind ist von Michael?»
    «Aber natürlich! Was glauben Sie denn, was ich für eine bin?»
    «Haben Sie denn nicht über eine Abtreibung nachgedacht?»
    Na großartig, Vera, dachte Ashworth. Wahnsinnig taktvoll. Plaudern wir doch hier im Café, wo jeder vorbeispazieren und zuhören kann, einfach darüber, wie sie am besten das Baby loswird.
    Aber das Mädchen ließ sich nicht beeindrucken. «Michael hält nichts davon, abtreiben zu lassen. Und er hat gesagt, dass wir uns beide um das Baby kümmern. Er glaubt, dass ich eine fabelhafte Schauspielerin sein werde. Er will, dass ich meine Möglichkeiten ausschöpfe, mir meinen Traum erfülle.»
    Einen Augenblick lang verschlug es ihnen die Sprache. «Nun, das wollen wir doch alle, nicht wahr, Herzchen? Ich hier möchte Polizeipräsidentin werden und die Wahlen zur
Miss World
gewinnen.» Vera trank einen Schluck Bier und seufzte, kurz abgelenkt, zufrieden auf. Ashworth, der an das Chaos bei sich zu Hause dachte, an die Zerrissenheit zwischen Beruf und Familie, hätte am liebsten um das Mädchen geweint. «Wie ist das Gespräch mit Jenny Lister

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