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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Pence gegeben. Sie war wahnsinnig dankbar. Ich hätte sie vor der Peinlichkeit bewahrt, die Zeche prellen zu müssen.» Er blickte mit ernstem Gesicht zu Vera und Joe hoch, wollte, dass sie es verstanden. «Sie besaß eine Schlichtheit, die mir den Atem raubte. Echte innere Schönheit.»
    «Aber eine Leuchte war sie ja nicht gerade, oder?», unterbrach ihn Vera. «Ich meine, worüber haben Sie sich denn so unterhalten, an diesen endlosen, langweiligen Abenden in ihrer Wohnung?»
    Er schüttelte den Kopf. Ihr Mangel an Feingefühl ließ ihn verzweifeln. «Sie wollte unbedingt was lernen», sagte er. «Ich habe mich schon immer für einen guten Lehrer gehalten – natürlich nicht im herkömmlichen Sinne –, und wenn ich mit ihr über meinen Glauben und meine Ideale gesprochen habe, sind sie auch für mich klarer geworden.»
    Egozentrischer Schwachkopf. Vera war froh festzustellen, dass sie sich nicht mehr von ihm angezogen fühlte. Sie sah die braunen Flecken auf seinen Zähnen und ein Haar, das aus einem Muttermal an seinem Nacken wuchs.
    «Dabei haben Sie Matties Leben aber ganz schön umgekrempelt, was? Sie haben ihr alles weggenommen, was wichtig für sie war: die Glotze, ihre Freundinnen auf der Straße, den Spaß, wenn sie mit ihrem Kleinen gespielt hat. Sollte sie immer bloß Ihr Versuchskaninchen bleiben? Bei Ihnen einziehen, so wie Ihre kostbare neue Freundin, das hätte sie nie gedurft, nicht wahr? Im Grunde genommen war sie nichts weiter als Ihr Betthäschen.»
    Vera begriff jetzt, dass Morgan froh gewesen war, einen Grund dafür zu haben, Mattie zu verlassen und nach Tynemouth zurückzuziehen. Nach Connies Besuch und den Bedenken, die sie zur Sprache gebracht hatte, musste er im Stillen gejubelt haben. Das bot ihm einen Ausweg und ließ seine Fahnenflucht aussehen, als brächte er ein Opfer: Ich gehe deinem Sohn zuliebe.
    Mattie hätte besser ihn ertränken sollen anstelle des Jungen, dachte Vera.
    Morgan fuhr im gleichen ungerührten Ton fort wie zuvor. «Ich habe nicht begriffen, wie verstört sie war. Nie hätte ich gedacht, dass sie Elias umbringen würde in der Hoffnung, mich wiederzukriegen.»
    «Wann ist Jenny Lister bei Ihnen gewesen?», fragte Vera. Freya würde bald zurück sein, und sie wollte sich das Mädchen schnappen, bevor es Gelegenheit hatte, mit Morgan zu reden. Es wurde Zeit, dass sie vorankamen.
    Zum ersten Mal hatte er nicht sofort eine Antwort parat.
    «Sie ist aber doch bei Ihnen gewesen?»
    «Sie ist ein paar Mal hierhergekommen», sagte er. «Ich habe davon gehört, dass sie umgebracht worden ist. Es tut mir sehr leid, dass sie tot ist.»
    «Ziemlicher Zufall», sagte Vera. «Der Tod folgt Ihnen auf Schritt und Tritt. Was hat sie von Ihnen gewollt?»
    «Sie wollte sich ein Urteil über mich bilden.» Er lächelte dünn. «Hat sie wenigstens gesagt.»
    «War das, bevor Sie was mit Freya angefangen hatten, oder danach?» Von irgendwoher spürte Vera einen mächtigen Zorn in sich aufsteigen. Um ein Haar hätte er mich eingewickelt. Das ist ein verdammt schlauer Hundesohn.
    «Das erste Mal war noch, bevor Elias ums Leben gekommen ist. Ich denke, sie wollte sichergehen, dass ich keinen Einfluss mehr auf die beiden habe. Was das betraf, konnte ich sie beruhigen.»
    «Jenny ist also Ihrem Charme erlegen, hm?»
    «Sie hat mir geglaubt. Mein Charme hatte damit gar nichts zu tun.»
    «Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?»
    Er schwieg kurz. Unten auf der Straße lachten und johlten ein paar junge Leute und lenkten Veras Aufmerksamkeit einen Augenblick lang von dem Geschehen im Zimmer ab. In der Ferne sah sie Freya kommen.
    «Nun? Das war erst vor kurzem, oder? In den letzten zwei Wochen. Mattie Jones hat ihr erzählt, dass Ihre kleine Freundin ein Kind erwartet. Und Jenny wollte Sie warnen, mit ihr nicht die gleichen Spielchen zu spielen wie mit Mattie.»
    «Ich spiele keine Spielchen, Inspector.»
    «Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?», rief Vera, und ihre Stimme schien in dem spärlich möblierten Raum widerzuhallen.
    Er nickte leicht. «Sie haben ganz recht. Das war vor zehn Tagen, genau eine Woche, bevor Jenny umgebracht worden ist.»
    «Und was hat sie von Ihnen gewollt?»
    «Sie hat mit Freya gesprochen, die ihr bestätigt hat, dass sie aus freien Stücken hier ist und dass wir uns lieben. Aber ich glaube nicht, dass Sie von der Liebe etwas verstehen, Inspector.»
    «Mr Morgan, hatten Sie eine Affäre mit Jenny Lister?»
    Er warf den Kopf in den Nacken und

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