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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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sein würde, wenn sie endlich vom Hotelgelände verschwunden war.

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    Kapitel Zweiundzwanzig
    Vera streifte durchs Hotel, ging durch Türen, auf denen
Nur für Angestellte
stand, schaute in Schränke und sah in die Wäscherei und stieß schließlich auf den Pausenraum für die Angestellten. Ein kleiner, quadratischer Raum, in den kaum Tageslicht fiel, mit einer grellen Glühbirne an der Decke und Möbeln, die man im Hotel offenbar aussortiert hatte. An einer Wand eine Reihe Schließfächer.
    Lisa vom Schwimmbad machte dort gerade Mittagspause, sie aß kleingeschnittenes Obst aus einer Tupperdose und las ein Taschenbuch. Vera deutete mit dem Kinn auf das Buch. «Gute Geschichte?»
    In einer Ecke saßen ein paar Frauen mittleren Alters und tratschten. Sie blickten kurz auf und wandten sich dann wieder ihrem Gespräch zu. Mit gespitzten Ohren.
    Lisa ließ das Buch sinken und aß das letzte Stück Melone. «Ganz okay. Heile Welt, Sie wissen schon.»
    «Ach, das brauchen wir doch alle von Zeit zu Zeit. Haben Sie ein paar Minuten für mich? Ich habe mich gefragt, ob Sie mich wohl mal hinter die Kulissen hier führen könnten.» Mittlerweile glaubte Vera zwar, dass sie die Räumlichkeiten gut genug kannte, aber sie wollte nicht, dass die alten Schreckschrauben in der Ecke sie belauschten.
    «Na klar.» Lisa drückte den Deckel auf die Dose und schob sie in ihre Tasche. Sie war schon beim letzten Mal blass gewesen, aber heute kam es Vera so vor, als sei alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen.
    «Haben die Angestellten Ausweise?» Sie hatten den Pausenraum verlassen, befanden sich aber immer noch im Angestelltenbereich. Alles war grau und staubig, hin und wieder kamen sie an Stapeln mit nicht identifizierbarer Ausrüstung vorbei.
    «Ja. So Chipkarten, mit denen man aus dem Gästebereich hier reinkommt. Alles Hightech.»
    «Großer Gott», sagte Vera, «der reinste Albtraum! Ich hätte meine innerhalb von einer Woche verloren.»
    Lisa lächelte nachsichtig. Sie gehörte zu den Menschen, die nie etwas verloren.
    «Und wenn man einmal im Angestelltenbereich ist, kommt man überall hin?»
    «So ist es.»
    «Auch in die Schwimmhalle?» In Vera keimte eine Idee. Sie hatten immer angenommen, dass der Mörder aus den Umkleiden zum Pool gelangt war, aber wenn es einen Zugang für die Angestellten gab, musste das nicht notwendigerweise so gewesen sein. Wieder dachte sie, dass sie Mist gebaut, sich nicht auf die grundlegenden Dinge konzentriert hatte. Gleich als Erstes hätte sie einen Grundriss verlangen sollen. Nein, dachte sie. Charlie hätte sich um einen Grundriss kümmern müssen. Ihr kam der Gedanke, dass der ganze Wirbel um Elias Jones womöglich auf eine falsche Fährte geführt hatte.
    «Ja, hier lang geht’s zum Pool.» Lisa führte sie einen schmalen Flur hinab und in einen Raum, der halb Abstellkammer, halb Büro war. In einer Ecke stand ein kleiner Schreibtisch mit einem Computer und einem Telefon. Ansonsten war alles voll mit Schwimmhilfen und diesen biegsamen Schaumstoffrollen, die in den Aqua-Aerobic-Kursen zum Einsatz kamen. Lisa machte eine weitere Tür auf, und nun sahen sie in den Schwimmbereich und waren nur wenige Yards von der Sauna und dem Dampfbad entfernt.
    Lisa nahm ein Päckchen mit Überschuhen aus blauer Folie aus einer Schublade. «Wenn Sie rausgehen wollen, müssen Sie die da anziehen.»
    Vera zog sie über und trat hinaus auf die Kacheln. Die Überschuhe waren die gleichen wie jene, die sie am Schauplatz eines Verbrechens trug. Im Schwimmbad war alles ruhig. Man hörte nur das merkwürdige Hallen, das sie an schmerzende Glieder und ein hämmerndes Herz denken ließ. Vereinzelt pflügten wild entschlossene Schwimmer durch das Becken, und auf den Liegestühlen hatten sich ein paar Frauen ausgestreckt. Wenn sie geschlossen war, sah die Tür zu dem kleinen Büro von außen aus wie ein ganz normaler Wandabschnitt. Kein Wunder, dass sie das übersehen hatten. Lisa musste ihre Gedanken erraten haben. «Der Architekt wollte klare Linien», sagte sie. «Es gibt noch ein paar weitere Abstellräume, aber die sind auch verdeckt. Der hier ist der einzige, den man von beiden Seiten betreten kann.»
    Vera ging zu ihr zurück in das kleine Büro. Sie lehnte sich mit dem Hintern gegen den Schreibtisch. «Kennen Sie einen Kerl namens Michael Morgan?»
    «Der diese alternativen Heilmethoden anbietet?» Die Frage klang höchst unschuldig, aber Vera ließ sich nicht täuschen. Und ob Lisa ihn kannte.

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