Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
Vom Netzwerk:
in die Hocke ging, um in die Tasche hineinzuschauen. Jetzt war er völlig vom Unkraut umgeben und sah aus wie ein großer, blauer Vogel in seinem Nest.
    Der Ermittler stand auf und schüttelte den Kopf. «Kein Notizbuch», sagte er. «Die anderen Sachen können Sie haben, sobald wir sie zurückkriegen.»
    Vera nahm das gelassener auf, als Ashworth erwartet hätte. Sie schimpfte nicht drauflos. Offenbar hatte ihre Wut sie ebenso schnell wieder verlassen, wie sie aufgekommen war. In der Einsatzzentrale eingesperrt zu sein bekam ihr eben nicht gut.
    «Aye, na ja, man kriegt halt nicht immer, was man will. Und das wäre ja auch zu einfach gewesen, was, Joe? Wir mögen es doch, wenn man uns herausfordert.»
    Wieder schrie sie etwas über den Bach. «Sind Sie auch am Tatort von dem Shaw-Mord gewesen?»
    «Nein. Das hat Billy übernommen.»
    «Dann werde ich den mal behelligen. Da hat jemand ein Feuerchen gemacht, und ich will, dass jeder Fetzen Papier, der noch übrig ist, untersucht wird, und zwar so schnell wie möglich.»
    Der Ermittler sah sie an, als wäre sie verrückt geworden. Sie stapfte davon, auf die Küchentür auf der Rückseite des Cottage zu, drehte sich um und rief Ashworth zu, dass er ihr folgen solle. «Stehen Sie da nicht rum. Der Mann weiß schon, was er tut. Er kann auch ohne Publikum arbeiten.»
    Vera schien die kleine Küche vollständig auszufüllen. Connie saß auf dem Boden und sah fern. Die Kleine musste schon im Bett sein. Vera hatte an die Küchentür geklopft und war ohne abzuwarten hineingegangen. Connie rappelte sich auf. «Möchten Sie vielleicht einen Tee?»
    «Gut gemacht, Herzchen!» Vera ging nicht auf die Frage ein. «Sobald Ihnen klar war, was Ihre Kleine da entdeckt hat, haben Sie alles richtig gemacht. Das hätte ich selbst nicht besser hingekriegt.»
    Ashworth sah, wie Connie erfreut lächelte. Anscheinend wollte jeder es Vera Stanhope recht machen.
    Vera beugte sich vor, die riesigen Hände auf den nackten Knien. Im Hintergrund lief die Erkennungsmelodie einer Seifenoper. Connie schaltete den Fernseher aus.
    «Ihnen ist doch klar, wie wichtig das ist.» Das war Vera, die auf vertrauensvoll machte. «Wenn wir rausfinden, wer die Tasche weggeworfen hat, sind wir einer Verhaftung ein gutes Stück näher. Und Sie wohnen hier, sind die meiste Zeit zu Hause, Ihre Kleine spielt im Garten. Vielleicht haben Sie ja jemanden gesehen.»
    «Der Mörder hätte das Beweisstück ja wohl kaum direkt vor unseren Augen beseitigt!»
    «Kann sein.» Vera tat so, als würde sie den Einwand ernsthaft erwägen. «Aber wir müssen uns überlegen, weshalb der Mörder gerade diese Stelle hier ausgewählt hat. Ganz Northumberland hätte ihm offen gestanden, wieso lässt er die Tasche dann ausgerechnet vor Ihrer Hintertür liegen?»
    «Sie glauben doch nicht etwa, dass ich es war? So dumm wäre ich nicht, wenn ich Jenny Lister umgebracht hätte.»
    «Natürlich nicht, Herzchen, und wenn ich im Ernst glauben würde, dass Sie Ihre Chefin umgebracht hätten, würden wir bei laufendem Tonband auf dem Revier miteinander reden, und nicht hier bei einer schönen Tasse Tee.» Sie lächelte breit. «Mir war so, als hätten Sie was von Tee gesagt?»
    «Ich kümmere mich schon drum», sagte Joe, der wusste, dass Vera genau das wollte. Er sollte sich trollen und mit dem Wasserkessel und der Teekanne herumhantieren, damit Connie das Gefühl bekam, die beiden Frauen würden sich zu zweit unterhalten. Aber er sollte die Ohren gespitzt halten, um eventuell etwas mitzubekommen, was Vera überhörte. Trotz allem waren sie ein gutes Team.
    «Es mag ein Zufall gewesen sein», fuhr Vera fort. «Aber Sie wohnen nicht an der Hauptstraße, und in Orten wie diesem fallen den Leuten fremde Autos auf. Deshalb frage ich mich, ob sich da nicht jemand einen Spaß auf unsere Kosten macht. Wie wär’s, wenn ich ordentlich Verwirrung stifte und die Tasche bei Connie Masters’ Cottage wegschmeiße? Und dann warte ich ab und sehe, was passiert. Ich habe das Gefühl, dass unser Mörder gern Spielchen spielt. Haben Sie also in letzter Zeit irgendwelche Besucher hier gehabt?»
    «Da war dieser Mann, an dem Tag, an dem Jenny ums Leben gekommen ist, der nach dem Haus der Eliots gefragt hat.»
    «Richtig», sagte Vera leichthin. «Von dem haben Sie Joe ja schon erzählt. Damals schien es noch keine große Bedeutung zu haben, aber im Rückblick könnte es wichtig sein. Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn wir Ihnen ein paar Fotos zeigen?»
    Connie

Weitere Kostenlose Bücher