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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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runzelte die Stirn. «Ich bin mir nicht sicher. Seitdem ist so viel passiert.»
    «Einen Versuch ist es aber doch wert, oder?» Vera streckte die Hand aus und nahm die Tasse, die Joe ihr hinhielt. «Ich schicke Joe morgen mit ein paar Fotos hier vorbei. Hat er eine Tasche dabei gehabt?»
    «Ich glaube schon. Keine Aktentasche, so schick war die nicht, eher eine Reisetasche. Könnte auch ein Rucksack gewesen sein.»
    «Groß genug, dass Jenny Listers Tasche reingepasst hätte?», fragte Vera.
    «Ja.» Diesmal klang Connie sicherer. «Wenn die leer ist, lässt sie sich bestimmt ziemlich klein zusammenknautschen.»
    «Haben Sie gesehen, wie er gekommen und gegangen ist? Hätte er die Tasche über den Bach werfen können, ohne dass Sie es mitgekriegt hätten?»
    «Ich habe ihn weder kommen noch gehen sehen», sagte Connie. «Er ist aufgetaucht, als wir gerade in den Garten kamen. Alice hat ihn zuerst gesehen. Später dann bin ich ins Haus gegangen, um Tee zu kochen, und als ich wieder rausgekommen bin, war er verschwunden. Er hätte die Tasche vor oder nach unserem Gespräch wegwerfen können.»
    «Sie sagten, dass er nach dem Haus der Eliots gefragt hat.»
    «Ja. Das kam mir schon etwas komisch vor. Ich meine, wenn er mit Christopher und Veronica befreundet gewesen wäre, hätte er dann nicht gewusst, wo er hinmuss?»
    «Hat er denn wie ein Freund ausgesehen?», fragte Vera.
    «Nein.» Joe sah, wie Connie zögerte. Sie wollte sich nur ungern festlegen, hatte angesichts der Flut von Veras Fragen aber das Gefühl, eine Antwort geben zu müssen.
    «Uns ist klar, dass Sie da nicht sicher sein können», sagte er. «Nicht nach einem so kurzen Gespräch. Wir werden Sie nicht darauf festnageln. Aber wir müssen wissen, was Sie für einen Eindruck hatten. In Ihrem Beruf müssen Sie die Leute doch gut einschätzen können.»
    Connie blickte zu ihm hoch und lächelte. «Aber ich bin eine miserable Menschenkennerin gewesen, oder etwa nicht? Es ist mir nicht eine Sekunde lang in den Sinn gekommen, dass Mattie Jones ihren Sohn ertränken könnte.»
    «Ich wette, Sie hatten mit Ihren Urteil öfter recht als unrecht», mischte Vera sich ein. «Und wie Joe schon gesagt hat, wir brauchen nur Ihren Eindruck. Mehr nicht.»
    Connie holte tief Luft. «Mein Eindruck, wenn ich jetzt darüber nachdenke? Dass er geschäftsmäßig unterwegs war. Ein Besuch unter Freunden war das nicht.»
    «Wollte er was verkaufen?» Joe merkte, dass Vera sich nur mühsam beherrschte, um Connie mit ihrer Erregung nicht einzuschüchtern. Trotzdem schoss die Frage aus ihr heraus wie eine Silvesterrakete und schien nun den ganzen Raum zu erhellen.
    «Kann sein.»
    Connie klang unsicher, doch Vera sprang auf und tigerte in der kleinen Küche auf und ab. Es kam Ashworth so vor, als wäre sie explodiert, wenn sie noch länger ruhig dagesessen hätte. Sie brabbelte vor sich hin und schleuderte Joe und Connie dann und wann eine Frage entgegen, ohne aber ernsthaft Antworten zu erwarten. «Wer sucht seine Kunden zu Hause auf? Rechtsanwälte? Immobilienmakler, wenn sie ein Grundstück schätzen sollen? Na los, Joey, jetzt helfen Sie mir schon weiter!»
    «So sah er aber nicht aus», sagte Connie. «Er hat keinen Anzug getragen.»
    Und da kam Vera zu dem Punkt, den sie, wie Joe genau wusste, schon die ganze Zeit über im Hinterkopf gehabt hatte. Sie sah Connie direkt in die Augen. «Könnte es Michael Morgan gewesen sein?»
    «Nein! Den hätte ich erkannt.» Aber Ashworth konnte sehen, dass Vera die Spur eines Zweifels gesät hatte. Und Connie wollte Vera gefallen, wollte noch einmal anerkennend angestrahlt werden. «Davon abgesehen, weshalb sollte Morgan denn die Eliots besuchen?»
    «Vielleicht lässt sich Veronica gern mit Nadeln spicken. Oder vielleicht wollte er gar nicht zu ihr, und es war bloß eine Ausrede.»
    «Er würde niemals herkommen», sagte Connie. «Nicht, wenn er weiß, dass ich hier im Cottage wohne. Er hätte Angst, dass ich ihn wiedererkenne. Ich bin ihm nur zweimal begegnet, aber sein Bild war in allen Zeitungen.»
    «Wie ich schon sagte …» Vera lächelte grimmig. «Wir suchen jemanden, der gern Spielchen spielt, der es genießt, Risiken einzugehen. Und so ein gewaltiges Risiko wäre es gar nicht. Wie oft erkennt man Leute nicht wieder, die man außerhalb der gewohnten Umgebung sieht?»
    Keiner von beiden reagierte.
    «Veronica war heute Nachmittag hier», sagte Connie. «Sie war zum Tee da, ist aber gleich gegangen, nachdem ich Sie angerufen

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