Seelentraeume
können nicht aufgeben«, erwiderte sie. »Wenn wir das täten, wäre alles, was wir bisher geschafft haben, umsonst.«
»Spürst du den Sog deiner Magie?«
»Es ist, als würde sie ein Eigenleben führen. Ich stelle sie mir immer als dunkle Bestie oder als Schlangennest vor. Manchmal schläft sie, jetzt zum Beispiel, völlig selbstgenügsam. Dann setze ich sie ein, die Bestie erwacht und will sich mit ihren Krallen einen Weg ins Freie bahnen.«
»Ich wünschte, das hättest du mir früher gesagt.« Er drückte sie und küsste ihren Mund. Sie schmeckte so süß. »Ich hätte dich nicht darum bitten sollen, die Sklavenhändler zu töten. Und dich nicht vom Schiff lassen sollen. Punkt.«
»Du wirst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.« Sie lächelte.
»Doch, werde ich, du hast versprochen, mir zu gehorchen.«
Sie wälzte sich herum und bestieg ihn, in ihren Augen leuchtete der Schalk. »Und was werdet Ihr tun, wenn ich Euch nicht gehorche, mächtiger Sir Richard?«
»Weiß nicht, dann werde ich wohl wild und männlich knurren.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ihr Haar floss über ihre linke Brust. Die rechte blieb unbedeckt, eine vollkommene, wunderbare Brust, die sich zu einem kleinen, dunklen Nippel zuspitzte, der sich fast rosig gegen ihre weiche, weiße Haut abhob.
Sie war so schön. Er staunte darüber, dass er sie anfassen durfte. Dass sie hier bei ihm war, grenzte an ein Weltwunder.
»Du glotzt mir auf die Brüste.«
Er hob die Brauen. »Natürlich.«
Sie beugte sich vor, ihre Locken hüllten sie ein wie ein glänzender Vorhang. Ihre Nippel strichen über seine Brust, kühle Spitzen auf seiner heißen Haut. Ihre feuchten Locken dufteten leicht nach Zitronen.
»Hast du Angst, dass deine Liebe zu mir dich schwächen könnte, Richard?«, flüsterte sie.
»Nein.« Sie wusste gar nicht, wie sehr er sie wollte. Er war sich nicht sicher, wie er reagiert hätte, wenn ihm jemand in diesem Moment garantiert hätte, dass sie bei ihm bliebe, wenn er seine Mission aufgeben würde.
Du hast dich zu schnell zu heftig verliebt, du Narr
.
Nein, seine Liebe machte ihn nicht schwächer, sie ließ ihn verzweifeln.
»Du gehörst zu mir«, sagte er und schlang die Arme um sie. »Ich habe nicht vor, dich gehen zu lassen.«
Sie lächelte. Ein durchtriebenes, aufregendes Lächeln.
»Es ist mein Ernst. Du kannst mir nicht entkommen.«
Sein Verstand sagte ihm, dass die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft sie nur hemmen würde. Dass sie zögerlich würden. Dass sie Gefahren aus dem Weg gehen und unvorsichtig werden würden. Doch was sie taten, konnten sie nur tun, weil keiner von ihnen noch etwas zu verlieren hatte. Nur stimmte das jetzt nicht mehr. Er ignorierte seinen Verstand. Er brachte ihm nichts.
»Vielleicht will ich dir ja gar nicht entkommen.« Sie biss ihm in die Unterlippe, zog vorsichtig daran und ließ sie wieder los. Ihre Augen strahlten. »Mein tödlicher, edler Schwertkämpfer.«
Er war so steif, dass er beinahe verrückt wurde.
»Ich will dich noch mal«, flüsterte sie. »Kann ich?«
Er rollte sie auf den Rücken und drückte sie aufs Bett. Sie riss die Augen auf. »Oh, ich bin gefangen. Und jetzt?«
Er beugte sich über sie und genoss ihren weichen Körper. »Das wirst du gleich sehen …«
11
Charlotte fegte den Hüttenboden und kehrte Staub und Ascheflocken zu einem sauberen Häufchen zusammen. Sie waren nun schon drei Tage hier. Richard nannte die Hütte seine Zuflucht, aber selbst eine Zuflucht konnte einen Besen vertragen. Drei Tage nichts als Gespräche, leckeres Essen und Sex. Zügelloser, unglaublicher Sex. Sie lächelte.
Der Küche entströmte köstlicher Duft, untermalt von in der Pfanne brutzelndem Essen. Sie wusste nicht, was Richard zum Frühstück zubereitete, aber was es auch sein mochte, es roch einfach göttlich. Sie wusste inzwischen, dass er sehr gerne kochte.
Leises Fauchen kündigte die Ankunft eines Phaetons an. Sie hatten schon darauf gewartet.
»Wir kommen in Frieden«, verkündete eine Männerstimme von draußen. »Nicht schießen!«
Richard wandte sich vom Herd ab. »Mein Bruder.«
»Ich mache ihm auf«, sagte sie.
Charlotte entriegelte die Tür und öffnete sie. Auf der Veranda stand ein Mann Anfang dreißig mit einer dicken Ledermappe. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen: Haare und Gesicht glichen sich, beide Männer sahen gut aus, mit kantigem Kinn und hervorstechenden Wangenknochen, und waren in etwa gleich groß.
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