Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Adrianglia werde ich sie beenden. Sophie wird niemals erleben müssen, was ich erlebt habe. Ich werde nicht zulassen, dass diese Grausamkeit ihr noch mehr Narben zufügt.« Seine Stimme sank zu einem Knurren herab. Dann fing er sich wieder. »Ich habe ihr erlaubt, in das Boot zu steigen. Ich war derjenige, der zu ihr gesagt hat, er könne kein Übel darin sehen, sie solle ruhig fahren.«
    »Du konntest nicht wissen, was passieren würde.«
    »Das ändert nichts daran, dass es passiert ist.«
    »Aber es ist nicht deine Schuld. Und ihre auch nicht. Ich kann sie zu Lady Augustine bringen, meiner Pflegemutter am Garner College. Sie versteht sich darauf, unruhige Geister zu beruhigen, und kann Krankheiten der Seele ebenso gut heilen wie ich die Krankheiten des Körpers. Wenn jemand Sophie helfen kann, dann sie, und sie wird es tun.«
    »Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt Hilfe will.« So gingen sie die Dinge einfach nicht an. Man verließ sich nicht auf Fremde.
    Charlotte hob die Arme. »Natürlich will sie keine Hilfe. Niemand möchte mit fünfzehn Hilfe, wenn die Welt einem übel mitgespielt hat. Deshalb gibt es Erwachsene, die für uns Entscheidungen treffen. Sie mag keine Hilfe wollen, aber sie braucht welche. Versprich mir, dass du sie zum College bringst, sobald auf die eine oder andere Weise alles vorbei ist. Wenn wir beide nicht heil davonkommen, sollte ihre Schwester oder Rose dafür sorgen, dass sie dorthin geht. Ich werde einen Brief schreiben. Wenn du den vorlegst, wird Lady Augustine dich empfangen. Versprochen?«
    »Versprochen«, nickte Richard.
    »Ich werde dich daran erinnern.«
    Ein trauriges Winseln hallte durchs Haus.
    Charlotte blinzelte. »Ist das der Hund?«
    »Unmöglich. Den haben wir bei den Jungs gelassen.« Richard glitt vom Bett. »Ich bin gleich wieder da.«
    Er stieg die Leiter hinunter und öffnete die Tür. Ein schwarzer Schemen schoss, der nach nassem Fell stank und Regenwasser versprühte, an ihm vorbei.
    »Und ich dachte, ich wäre dich los«, knurrte Richard.
    Der Hund schüttelte sich, bis die Feuerstelle zischte.
    »Er findet wohl, dass er uns gehört«, rief Charlotte vom Dachboden.
    Richard nahm das Handtuch, das sie auf dem Sofa liegen gelassen hatte, und breitete es vor dem Hund aus. Sofort ließ der große Köter sich darauffallen.
    Richard stieg zurück auf den Dachboden, streckte sich auf dem Bett aus und zog sie an sich. »Und jetzt du.«
    Charlotte hob die Brauen.
    »Erzähl mir, wieso du deinen Exmann umbringen wolltest.«
    Charlotte legte sich auf den Rücken, blickte an die Decke und seufzte. »Ist das jetzt fair?«
    »Ja.«
    »Als ich siebzehn war, hat man mich aufs College geschickt. Bis ich siebenundzwanzig wurde, kannte ich kein anderes Leben, stattdessen las ich Abenteuer- und Liebesromane. Ich hatte Flirts. Ich habe sogar mit Jungs rumgemacht.«
    »Ich bin schockiert.«
    »Zu Recht. In den letzten Jahren meiner Zeit dort konnte ich es nicht abwarten zu entkommen. Ich wollte reisen. Und kein Abenteuer auslassen.« Sie seufzte erneut. »Mit siebenundzwanzig erhielt ich mein Land, mein Haus und meinen Adelstitel für die zehnjährige Dienstzeit. Bald nachdem ich umgezogen war, ging mir auf, dass ich keine Ahnung hatte, wie groß die Welt ist. Ich wollte reisen, ja, endlich sollte es so weit sein, doch dann fielen Arbeiten im Haus an, und der Garten musste gepflegt werden, und es gab jetzt gute Bücher …«
    Sie sah ihn mit großen Augen an.
    »Du hattest Angst«, erriet er.
    Sie nickte. »Ich war so gut ausgebildet und so zuversichtlich, wie man nur sein kann, trotzdem konnte ich mich nicht überwinden, etwas damit anzufangen. An dem Punkt trat Elvei Leremine in mein Leben. Ein Blaublütiger ohne Fehl und Tadel und dazu noch gut aussehend …«
    »Ich hasse ihn jetzt schon«, sagte er.
    Charlottes Lippen teilten sich traurig zu einem Lächeln. »Ich war vernarrt in die Vorstellung, mich zu verlieben und eine Familie zu gründen. Und da stand er, mein Prinz. Das Ganze schien die perfekte Abkürzung zum Glück. Anstatt mir die Männer genau anzusehen und mich an Zurückweisungen zu gewöhnen, hatte ich ohne Umwege den idealen Mann gefunden, und weil ich vollkommen verblödet war, habe ich ihn geheiratet. Er stand damals an, das Familienerbe anzutreten, doch wir fanden, dass er bis dahin bei mir leben sollte. Von Anfang an redete er über Kinder. Sechs Monate lang haben wir es versucht. Dass ich nicht schwanger wurde, brannte ihm immer mehr auf den Nägeln.

Weitere Kostenlose Bücher