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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Stunde später, als sie Richards Pfannkuchen verspeist hatten, hatte Kaldar mindestens zehn Witze erzählt, eine Anekdote über seine Frau zum Besten gegeben und sich über den Botschafter von Louisiana lustig gemacht. Charlotte verstand, wieso Richard stets ein leicht genervtes Gesicht machte, wenn er von seinem Bruder sprach. Die beiden hatten nichts gemeinsam. Kaldar, die Stimmungskanone, hielt nicht das Geringste von Tugenden wie Würde und Zurückhaltung, während Richard keine Lust hatte, andere mit seinem Witz zu unterhalten oder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    »Wir fangen jetzt besser an«, sagte Kaldar.
    George zog eine große, freistehende Korktafel heran.
    Kaldar versprühte Heiterkeit. »Also dann.«
    Er schlug die Ledermappe auf und begann Bilder an die Tafel zu heften. Insgesamt fünf. Charlotte empfand einen Anflug von Bedauern. Tulip erschien ihr immer noch im Traum, doch jetzt lag sie beim Aufwachen in Richards Armen, und dieses Gefühl war einfach unglaublich. Er sprach es nicht aus, aber so wie er sie ansah, ihr zuhörte, wie sie einander Vergnügen bereiteten, fühlte sie sich geliebt, und tief in ihr rührte sich ein erbärmlicher Hoffnungsschimmer. Sie hasste sich dafür. Ihre Hoffnung beeinträchtigte ihre und seine Entschlossenheit. Sein Weg erforderte Opfer. Das wussten sie beide. Und sie hatten sich damit abgefunden. Jeder Augenblick, in dem sie ihn ganz für sich hatte, war wie ein Geschenk. All das versetzte ihrer Hoffnung den Todesstoß, ihr Todeskampf bescherte ihr Erleichterung und schreckliche Angst.
    »Lord Casside«
    Kaldar deutete auf das erste Bild. Ein dunkelhaariger Mann mit ausgeprägtem Profil blickte sie an.
    »Niederer Adel, aus dem weniger bekannten Zweig der Dwellers. Einzelkind und Selfmademan. Vor ungefähr fünf Jahren begann er, in aller Stille sein Vermögen zu liquidieren, anschließend investierte er den Erlös in Blackwolf Import und Export.«
    »Blackwolf?« Richard verzog das Gesicht.
    »Nicht sehr einfallsreich, der Typ.« Kaldar klopfte gegen das Bild. »Du hattest übrigens recht. Größe, Gewicht, Haut, Augenfarbe, alles passt. Wenn Nase und Kinn nicht wären, könnte er zur Familie gehören.«
    »Welche Familie?«, fragte Charlotte.
    »Unsere«, gab Richard zurück. »Erkläre ich gleich.«
    »Als Nächstes hätten wir Earl Maedoc.«
    Kaldar tippte auf das zweite Bild. Darauf war ein düsterer alter Mann zu sehen, mit brutalen Zügen und stechendem Blick. Das graue Haar war fast bis auf die Kopfhaut abrasiert, die verhangenen Augen blickten unfreundlich.
    »Veteran der Armee von Adrianglia, hochdekoriert, hochgelobt und hochgeachtet. Kümmert sich heute um Rekruten. Und liefert den Sklavenhändlern neue Muskelkraft.«
    »Als Rekrutierungsoffizier kann er alles aussortieren, was für den Militärdienst nicht infrage kommt«, sagte George. »Zum Beispiel Bewerber mit sadistischen Neigungen. Die führt er dann den Sklavenhändlern zu.«
    »Lady Ermine.«
    Kaldar berührte Bild Nummer drei. Eine Frau Ende zwanzig. Zarter Knochenbau, karamellfarbene Locken, schmale Augen von einem seltenen leuchtenden Hellgrün.
    »Eine weitere Geldgeberin. Lady Ermine hegt besonderes Interesse an Sklavinnen. Sie wählt in jeder Saison einige aus und steigert ihren Wert durch eine Spezialausbildung.«
    »Woher weißt du das?«, wollte Richard wissen.
    »Der Spiegel ist im Besitz einer Liste, die sie während eines Regierungstermins in ihrem Zimmer vergessen hat. Darin sind persönliche Gegenstände aufgeführt, zum Beispiel aufreizende Kleidung und einige unaussprechliche, aber vergnügliche Dinge für sieben Frauen mit unterschiedlicher Kleidergröße sowie ausführliche Rezepte für Midwife’s Bane …«
    Diese Schweine.
    »… wobei es sich offenbar …«
    »… um ein Verhütungsmittel handelt«, knirschte Charlotte sauer. »Wenn das Mittel zu hoch dosiert wird, kann es zu Schädigungen der Gebärmutter und Unfruchtbarkeit kommen.« Um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden, beraubte man die Sklavinnen ihrer Gebärfähigkeit. Charlotte war ebenfalls unfruchtbar, daher verstand sie das Ausmaß dieses Verlustes. Sie würde dieses Weib Ermine wie eine Made zerquetschen.
    »So ist es«, nickte Kaldar. »Die Namen auf ihrer Liste klangen nach dem Broken. Es gab eine Britney, ein Name, der hier nicht sehr häufig vorkommt, aber auch eine Christina, ein Name, den es ausschließlich im Broken gibt.«
    Treffer.
    »Wieso?«, fragte George.
    »Weil es eine Ableitung des Namens

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