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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Christian ist«, erklärte Charlotte. »Im Broken gilt Jesus Christus als Gottes Sohn, seine Nachfolger nennt man Christen. Im Weird gab es Johannes den Nazariten, dessen Nachfolger ebenfalls Nazariten heißen. Im Weird würde eine Christina deshalb Johanna heißen.«
    Kaldar zuckte die Schultern. »Es steht jedenfalls fest, dass wenigstens ein paar Frauen auf der Liste aus dem Edge, wenn nicht aus dem Broken stammten. Es gibt keinen logischen Grund, warum Angelia die Liste hätte anfertigen sollen. Als ein verkleideter Agent des Spiegels sie ihr zurückzugeben versuchte, behauptete Lady Ermine, sie nie zuvor gesehen zu haben. Der Spiegel hat sie darauf als Kuriosität in ihrer Akte abgelegt. Aber jetzt, da wir wissen, dass sie in den Sklavenhandel verwickelt ist, ergibt das alles Sinn.«
    Unterdessen studierte Richard das Bild eines weltläufig wirkenden, gepflegten jungen Mannes mit scharfen Gesichtszügen und übertrieben kunstvoller Frisur. Sein Blick hatte etwas Stechendes, Wildes. »Was ist mit ihm?«
    »Baron Oleg Rene.« Kaldar verschränkte die Arme. Seine Miene zeigte einen unerwartet bösartigen Ausdruck. »Ihr würdet nicht glauben, mit wem er verwandt ist. Erkennt ihr die Familienähnlichkeit?«
    »Spider.« Richard spie das Wort aus wie Gift.
    »Entfernt. Wie findet ihr das?«
    Die beiden Männer starrten das Bild an, der Hass in ihren Gesichtern glich sich so sehr, dass sie wie Zwillinge wirkten.
    »Der Spider, der Sophies Mutter ermordet hat?«, fragte Charlotte.
    Kaldar nickte. »Rene ist der Sohn von Spiders jüngerer Halbschwester. Der adrianglianische Zweig der Familie. Er wurde aufgrund dieser unpassenden Verbindung vom Militärdienst, dem Innenministerium sowie dem Diplomatischen Korps ausgeschlossen.«
    »Womit beschäftigt er sich stattdessen?«
    »Kunst, Sport und Entertainment«, antwortete Kaldar. »Er reist im ganzen Land als gepriesener Eventmanager umher, organisiert Festivals, Tourneen und so weiter. Solange jemand anders für seine Sicherheit sorgt, hat das Innenministerium nichts dagegen. Anscheinend beherrscht er sein Handwerk.«
    »Also kann er nach Belieben herumreisen«, bemerkte Richard.
    Kaldar nickte. »Ich vermute, er wird als Käufer, Kundschafter und Troubleshooter eingesetzt.«
    Damit wandte er sich dem letzten Bild zu. Darauf schaute ein Mann Mitte vierzig mit verschleiertem Blick in die Welt. Er sah gut aus, besaß eine männliche Schönheit, die eine Spur zu schroff war, um perfekt zu sein, andererseits erhöhte das Kantige seine Attraktivität eher noch. Seine Miene war würdevoll, jedoch ohne Dünkel. Um seine Lippen und Augen spielte ein verbindliches Lächeln und verkündete, dass dieser Mann Loyalität verdiente, weil er ein guter Mensch war, der stets das Richtige tat. Das Lächeln war so prononciert, dass Charlotte sich versucht fühlte, es zu erwidern.
    »Viscount Robert Brennan«, sagte Kaldar. »Der eigentliche Kopf der vielköpfigen Hydra.«
    Er setzte sich. »Wie wollt ihr vorgehen?«
    »Wir benötigen ein Geständnis«, antwortete Richard. »Oder zumindest ein Schuldeingeständnis.«
    »Brennan ist eine harte Nuss.« Kaldar setzte eine grimmige Miene auf. »Er ist nicht nur der Vetter des Königs, sondern auch sehr beliebt. Blaublütige Damen halten ihn für ein Goldstück, und die Männer sehen in ihm einen echten Kerl. Er ist sportlich, charmant, humorvoll, und alle haben ihn gern. Wenn man sich gegen ihn stellt, stellt man sich gegen die öffentliche Meinung.«
    »Dann müssen wir die öffentliche Meinung gegen ihn wenden«, meinte Richard.
    »Aber wie zum Teufel willst du das anstellen?«
    »Warum können wir ihn nicht einfach aus der Gleichung streichen?«, wollte George wissen.
    »Weil die Organisation fortbestehen würde, wenn wir ihn einfach töten«, teilte Richard ihm mit. »Denk an die Monarchie. Der König ist tot, es lebe der König. Die Institution überlebt.«
    »Richard hat recht.« Charlotte erhob sich.
    Die beiden Männer und der Junge taten es ihr nach.
    »Warum bist du aufgestanden?«, wandte sich Charlotte an George.
    »Weil Sie eine Frau sind«, antwortete George.
    »Ja, aber wieso?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Du bist aufgestanden, weil eine Frau, die einen Raum voller Männer betrat, vor Hunderten von Jahren nicht wirklich sicher war. Vor allem wenn sie schön oder vermögend war. Unsere Magie ist nicht weniger tödlich, aber körperlich ist eine durchschnittliche Frau immer noch schwächer als ein Durchschnittsmann, wenn also eine Frau

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