Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
wollte sie dahinschmelzen, doch der Schrecken behielt die Oberhand. »Richard, du machst mir Angst.«
    »Lass uns fortgehen«, flüsterte er. »Lass uns einfach abhauen. Nur du und ich.«
    »Was? Warum?«
    »Weil ich dich nicht verlieren will. Ich liebe dich, Charlotte. Geh mit mir.«
    Sie musterte sein Gesicht. »Bist du eifersüchtig auf Brennan?«
    »Ja.«
    Oh, um der himmlischen Liebe willen
… »Richard!«
    »Ich weiß, ich kann dir keinen Titel oder Reichtum geben …«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund. »Halt den Mund. Ich habe einen Titel, und reich bin ich auch. Du musst unser Vorhaben nicht abbrechen, weil es dir nicht gefallen hat, dass ich mit ihm getanzt habe.«
    »Es hat dir gefallen«, sprach er in ihre Hand.
    »Nein.«
    »Du hast aber so ausgesehen, als hätte es dir gefallen.«
    »So musste ich doch aussehen, Idiot. Das nennt man schauspielern.«
    Er sah sie an, offenbar fehlten ihm die Worte.
    »Wenn du dein Leben riskieren kannst, kann ich ja wohl mit Brennan tanzen und mich ihm in Unterwäsche präsentieren.«
    »Was?«
    Das hätte sie besser nicht gesagt.
    »Charlotte?«
    »Ja, ich habe mich ihm halb nackt gezeigt. Wenn du willst, mache ich dir später eine Zeichnung davon. Und jetzt raus mit dir!« Sie schubste ihn auf den Balkon. »Raus, raus, raus. Und nimm dein Seil mit. Du bist zu alt für so was. Und ich bin auch zu alt dafür.« Damit schloss sie die Glastüren.
    Er stand noch lange da, dann sprang er, fasste das Seil und zog sich daran hoch.
    Charlotte ließ sich rücklings aufs Bett fallen. Idiot. Schwachkopf. Er erklomm Wände für sie wie ein Räuberbaron aus einem Abenteuerroman. Zog sich an einem Seil hoch.
Mal ehrlich, wer zieht sich schon an Seilen hoch
?
    Da klopfte es an der Tür. Und nun? Sie ging hin, raffte den dünnen Morgenmantel enger um den Leib und spähte durch das Glasfenster. Brennan.
    »Sie kommen äußerst unpassend«, sagte sie durch die Tür.
    »Ich bin ein sehr unpassender Mann.«
    »Der besser auf dem Korridor bleibt.«
    »Ich will nur mit Ihnen reden, Charlotte.«
    »Moment.«
    Charlotte ging zum Kommunikator und wählte das Schlosspersonal. Die Rädchen drehten sich, dann erschien das Gesicht eines Mannes über der Kupferhalbkugel. »Zu Diensten, Mylady.«
    »Robert Brennan steht vor meiner Tür. Er will sich mit mir unterhalten. Ich verlange Begleitung.«
    Der Mann wandte sich einen Moment ab, dann sah er sie wieder an. »Die Begleitung ist unterwegs. Die Leute werden in zwanzig Sekunden bei Ihnen sein.«
    »Danke.«
    Sie ging zurück zur Tür und spähte durchs Glas. Die Sekunden verstrichen. Sie zählte im Kopf bis zwanzig. Bei achtzehn bogen ein Mann und eine Frau in Schlossuniformen um die Ecke und blieben vor ihrer Tür stehen.
    Charlotte schloss auf.
    Brennan seufzte. »Aufpasser? Wir sind doch keine Kinder.«
    »Nein, wir sind Erwachsene, und genau aus dem Grund wünsche ich Zeugen.«
    Er grinste. »Jage ich Ihnen Angst ein, Charlotte?«
    »Euer Hoheit, ich habe Dinge gesehen, bei deren Anblick die meisten über Nacht schlohweiß werden würden. Ich habe keine Angst vor Ihnen. Ich bin einfach nur vorsichtig.«
    Er neigte den Kopf. »Sie öffnen nachts Ihr Haar.«
    »Natürlich.« Das Haar offen zu tragen stand ihr nicht sehr gut. Mit hochgesteckten Haaren sah sie viel besser aus, aber ihre Kopfhaut musste sich auch mal erholen.
    »Warum sind Sie gegangen?«
    »Mein Mündel hatte für einen Abend genug Aufregung.«
    »Die Kleine? Wer ist sie?«
    »Die Tochter eines Freundes. Ihre Mutter ist tot, und ihr Vater kann nicht für sie sorgen.«
    Brennan schüttelte den Kopf. »Ohne Publikum könnten wir uns weit besser unterhalten.«
    »Genau deshalb haben wir Publikum.«
    »Ich würde unsere Bekanntschaft gern vertiefen«, sagte er.
    »Trinken Sie morgens gerne Tee?«
    »Schon möglich.«
    »In dem Fall könnte ich morgen früh um zehn zum Tee bitten.«
    »In dem Fall komme ich überaus gerne. Wer wird noch dabei sein?«
    »Nur mein Mündel und ich. Aber wenn Sie kommen, lade ich, um den Anstand zu wahren, besser noch ein paar andere Leute ein.«
    »Sie scheinen sehr auf Anstand bedacht.«
    Und du scheinst sehr bedacht darauf zu sein, Geld mit dem Verkauf von Kindern in die Sklaverei zu verdienen
. »Ich kann beizeiten auch recht unanständig sein.«
    In Brennans Augen blitzte ein kleiner gieriger Funke. »Wie unanständig?«
    »Ein bisschen Geduld, vielleicht zeige ich es Ihnen dann.«
    Er grinste. »Sie wollen Ihr Spiel mit mir treiben, nicht

Weitere Kostenlose Bücher