Seelentraeume
Jason kannten, sie indes nicht.
Jason grinste. »Ha, sie ist keine Prinzessin, und du würdest dir wünschen, so ein guter Schwertkämpfer zu sein.« Damit wandte er sich Charlotte zu. »Wie halten Sie ihn bloß aus?«
»Weil er mit seinem Schwert vor der Tür schläft und mich beschützt«, erklärte sie ihm. »Nicht bewegen.«
Als sie zufrieden war, trat sie einen Schritt zurück.
Er sah gut aus. Eine ihrer besten Wiederherstellungen. Charlotte überkam Erleichterung. Sie konnte noch heilen. Sie hatte keine ihrer Fähigkeiten oder Kräfte verloren. Anscheinend hatte sie befürchtet, Leben nur um den Preis ihrer eigentlichen Daseinsberechtigung als Magierin genommen zu haben. Nun wusste sie, dass sie nicht von der Heilkunst ausgeschlossen war, konnte aber nicht beurteilen, ob ihre Kontrolle oder Präzision Schaden genommen hatte.
Die Erschöpfung, die sie nach jeder Heilung überfiel, hüllte sie ein und machte sie benommen. Jason berührte sein Gesicht. Die Narbe hatte ihn älter gemacht. Jetzt konnte sie sein Gesicht besser sehen, und Charlotte erkannte, dass er noch ein sehr junger Mann war.
Miko trat vor und reichte Jason einen Spiegel. Er betrachtete sich. Seine Augen wurden groß.
»Magische Hände«, sagte er. »Sie haben ein sehr wertvolles Talent. Könnte einem fast leidtun, es selbst nicht zu besitzen.«
»Wenn du sie anfasst, bist du deine Finger los«, knurrte Richard.
Jason blickte sie an. »Arbeiten Sie für mich. Ich werde besser auf sie aufpassen.«
»Nein.«
»Schauen Sie, das Problem mit Richard ist, dass er nicht weiß, wie man mit Frauen umgeht. Man muss gut auf eine Frau aufpassen. Frauen sind wie Pferde.«
Mutter der Morgenröte, bitte nicht. »Wie das?«
»Wenn man eine Stute zähmen will, gibt man ihr einen Apfel. Damit man ihr das Zaumzeug anlegen kann, muss man sie an seinen Geruch und seine leckeren Äpfel gewöhnen, und wenn man sie dann ignoriert, läuft sie einem hinterher und will einen Apfel. Wenn man ihr lange genug Leckerbissen gibt, lässt sie einen schließlich auf ihr reiten.«
Aha.
Richard lehnte am Tisch wie ein Schatten, entspannt lächelnd, ohne Jason auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Wie ein Wolf, der seine Beute beobachtet, dachte sie.
Jason zeigte seine gleichmäßigen, weißen Zähne. Miko verdrehte die Augen.
»Ich will damit nur sagen, ich habe jede Menge Äpfel«, sagte der Verbrecherkönig. »Sie sollten es sich überlegen. Meine Äpfel würden Ihnen gefallen.«
Charlotte beugte sich zu ihm. »Jason, wer auch immer Ihnen diesen Quatsch erzählt hat, war nicht Ihr Freund. Frauen sind keine Pferde, oder Hunde, oder Katzen. Wir sind Menschen, und je eher Ihnen das klar wird, desto unwahrscheinlicher, dass Sie mit Mikos Messer in der Kehle aufwachen.«
Er blickte sie an.
»Sie haben mich gefragt, was ich will. Ich will den Sklavenhandel zerschlagen. Ein Techtelmechtel mit Ihnen reizt mich nicht. Sie sehen gut aus, aber Sie sind zu unerfahren und arrogant, um gut im Bett zu sein. Viele Pferde geritten zu haben macht noch keinen guten Reiter, es beweist nur, dass Sie ein gutes Pferd nicht von einem schlechten unterscheiden oder nicht zu halten wissen. Sie sind zu jung für mich, und in zehn Jahren, wenn Sie den Bogen raushaben, werde ich zu alt für Sie sein. Also reden wir nicht mehr darüber.«
Von der Wand her ließ sich ein dünner, schriller Laut vernehmen. Miko kicherte.
Jason drehte sich auf seinem Stuhl um und sah sie wütend an.
Sie gluckste umso heftiger.
Der Verbrecherkönig blinzelte und wandte sich wieder Charlotte zu. »So mancher hätte jetzt ein Problem. Wer so etwas sagt, endet schnell mit durchschnittener Kehle.«
»So mancher weiß nicht, dass man Heilungen auch rückgängig machen kann«, teilte sie ihm mit. »Fragen Sie Voshak mal, was er dazu sagt.«
Richard stakste durch den Raum und stellte sich neben sie.
»Sie sind genauso verrückt wie er«, knurrte Jason.
»Jetzt hast du es begriffen«, bemerkte Richard.
»Mal angenommen, wir machen den Markt dicht und Sie bekommen Ihre Informationen, was können Sie ausrichten?«, fragte Miko mit einem Mal. »Sie sind nur zu zweit. Die Sklavenhändler sind Hunderte.«
Richard verzog das Gesicht. »Weiß ich. Das ist wirklich eine Schande. Ich hätte ihnen gerne eine sportliche Chance gewährt, aber im Leben geht es manchmal einfach nicht fair zu.«
Charlotte lächelte. Einfach bewunderungswürdig, dieser Mann.
»Dein Gesicht ist wieder so schön wie früher.« Richard
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