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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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wandte sich an Jason. »Hältst du dich nun an deinen Teil der Abmachung?«
    Jason erhob sich und zog sich die Kapuze seines Mantels ins Gesicht. »Ich bin dabei, Alter. Ich erinnere mich. Du hast gesagt, das Schiff legt um Mitternacht an. Wo genau soll es festmachen?«
    »Teal Inlet.«
    »Dann treffen wir uns heute Abend um zehn zwei Meilen nördlich von dort.«
    Er ging hinaus, Miko im Schlepptau.
    »Und jetzt?«, wollte Charlotte wissen.
    »Jetzt gehen wir in die Stadt«, antwortete Richard. »Ich habe hier Verbindungen, die wir heute Abend brauchen werden.«
    Kelena sah im Tageslicht auch nicht besser aus, dachte Charlotte, als sie mit Richard am Kanal entlangging. Die Stadt roch auch genauso. Wenigstens war die Leiche verschwunden, vermutlich von der zurückweichenden Flut aufs Meer hinausgetragen worden. Den Hund hatten sie in Jasons Haus zurückgelassen. Sie hätte nichts dagegen gehabt, ihn mitzunehmen, doch Richard meinte, wenn er jemanden bisse, würde man sie beide wahrscheinlich im nächsten Kanal ertränken. Also hatten sie ihn zusammen mit einem Rindsknochen aus Jasons Küche eingesperrt.
    Richard bog in eine Gasse zwischen den Häusern ab, die so eng war, dass sie kaum nebeneinandergehen konnten. Die Gasse öffnete sich auf einen kleinen, von den hohen Gebäuden gebildeten Hinterhof. Rechts führte ein wesentlich breiterer Weg von dem Hof. Drei nicht sehr freundlich aussehende Männer blockierten die Gasse.
    Furcht schnürte Charlotte die Kehle zu. Ihr Herz schlug schneller, eine schwere Last legte sich ihr unbehaglich auf die Brust. Charlotte schluckte, doch die Last wollte nicht weichen. Sicher würde es jetzt zum Kampf kommen.
    Das ist nur eine physische Reaktion
, sagte sie sich.
Angst, nichts weiter
. Gestern hatten sie Wut und Empörung betäubt, doch dieser Schutz hatte sich über Nacht aufgelöst. Nun war sie sich ihres Lebens bewusst. Und spürte Angst. Charlotte straffte die Schultern. Sie musste sich daran gewöhnen.
    Der erste Mann, hart, groß, kahl, mit Wirbeln dunkler Tätowierungen auf der blassen Kopfhaut, grinste breit. Dabei verzog er die Lippen unnatürlich weit und offenbarte einen Mund voller sechs Zentimeter langer Fangzähne. Seine Fingerknöchel bedeckten stachelbewehrte Metallstreifen.
    Seine Magie erfasste sie, scheuerte ihre Haut wie eine Handvoll Sand. Charlotte überflutete ein vertrauter Widerwille. Ihre Angst vollführte einen Satz. Der Mann war mittels illegaler Magie modifiziert worden, Magie, wie das Herzogtum Louisiana sie bei den Geheimagenten der Hand einsetzte. Sie hatte schon mal damit zu tun gehabt. Die Empfänger solcher Modifikationen wurden stärker, schneller und tödlicher. Außerdem beraubten sie sie ihrer Menschlichkeit und waren so gut wie nie rückgängig zu machen.
    Charlotte richtete ihre Aufmerksamkeit auf die beiden Kumpane des Alligatorenmauls. Der Mann links war groß und trug eine kurze, mit einem faustgroßen Metallklumpen verstärkte Keule. Die Gestalt rechts, schlanker und vermutlich auch schneller, hatte zwei Messer. Der rote Ausschlag am Hals des Messerkämpfers ließ auf einen Fall fortgeschrittener Lues schließen, die man sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr mit den falschen Partnern zuziehen konnte.
    Von den dreien stellte das modifizierte Alligatorenmaul die größte Bedrohung dar. Charlotte spürte, wie sich ihre Magie regte. Sie gähnte, streckte sich wie eine aus dem Schlummer erwachende Katze und leckte sich die Zähne. Die Männer zu infizieren würde zu lange dauern. Sie musste zu drastischeren Maßnahmen wie Organversagen greifen.
    »Der Kerl mit den komischen Zähnen ist durch verbotene Magie optimiert«, half sie Richard. »Und der mit den Messern hat Schwellungen in der Leiste.«
    Er blinzelte. »Danke. Ich lasse mir das durch den Kopf gehen.«
    Sie hatte noch nie jemanden unmittelbar krank gemacht. Infiziert, ja, aber abgesehen von ihrem Ausrutscher mit Elvei nichts, das innere Blutungen verursacht hätte. Kupfergeschmack trat ihr auf die Zunge. Adrenalin.
    Das Alligatorenmaul bemerkte, dass die Zurschaustellung seiner Zähne nicht den gewünschten Effekt hatte. »Ihr seid dran«, verkündete er mit tiefer Stimme.
    Richard ging weiter. Charlotte folgte ihm, in ihr wirbelten dunkle Ströme.
    »Keine Sorge, wir werden dir und deiner Schlampe schon zeigen, wo’s langgeht.«
    »Sehr freundlich«, gab Richard zurück,
dann setzte er sich in Bewegung
.
    In der einen Sekunde befand er sich noch neben ihr, in der nächsten

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