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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Augustines Stimme.
Wer Schaden zufügt, begeht eine selbstsüchtige Perversion
.
    Die Last war nicht wirklich weg, dachte Charlotte. Sie hatte lediglich den durch das Ungleichgewicht ihrer Magie verursachten Druck gegen die Last des Mordes auf ihrem Gewissen eingetauscht.
    »Und dieses Heilen ist eine besondere Gabe?«, fragte Jason.
    »Ja.«
    »Manche Magie kann man lernen.«
    Charlotte nickte. »Ja. Blitze schleudern kann man lernen und durch Übung verbessern, das können sogar Menschen aus dem Broken – vorausgesetzt, sie verfügen überhaupt über Zauberkraft. Man kann auch eine bessere Heilerin werden, muss aber mit dieser Gabe zur Welt gekommen sein.«
    Jason sah Richard an. »Das, was du in dein Schwert leitest, ist ein Blitz, oder?«
    Richard nickte.
    Nun sah Jason sie an. »Ich hab hier schon eine Menge magischer Scheiße gesehen, aber noch nie, was er drauf hat. Ich habe ihn gebeten, es mir beizubringen, aber er will nicht.«
    »Du richtest so schon genug Unheil an«, meinte Richard.
    Jason grinste. »Aah, du kränkst mich, Alter.«
    Richard verdrehte die Augen zum Himmel. »Ich habe dich auf diese arme, nichts ahnende Stadt losgelassen. Ich habe einfach Mitleid mit den Halsabschneidern von Kelena. Wenn ich dir beibringe, Blitze zu schleudern, wird das keiner von denen überleben.«
    »Dazu brauche ich keine Blitze.« Jason fasste an seine Narbe. »Machen wir weiter.«
    Charlotte nahm sich einen Stuhl und setzte sich in den Lichtstrahl, der durch das hohe Fenster unter der Decke fiel. »Nehmen Sie bitte Platz, bitte.«
    Er tat, wie ihm geheißen. Charlotte trat näher und drehte mit den Fingerspitzen sein Gesicht ins Licht, um die Narbe besser erkennen zu können. Eine Verbrennung zweiten Grades, die bis in die retikuläre Dermis, die tief liegende Hautschicht reichte, die den Körper vor Stress schützte. Sie hatte schon Schlimmeres geheilt.
    Sie hob die Hand und entließ die goldenen Funken ihrer Magie in seine Haut. Er hielt absolut still, die beunruhigenden grauen Augen stur geradeaus gerichtet.
    Die Haut war großflächig geschädigt. Sie versenkte sich in die Aufgabe, das Gewebe zu reparieren. Sobald ein Körper verletzt wurde, eilten ihm spezielle Zellen zu Hilfe, die die Ärzte im Broken Fibroblasten und die Heilerinnen am College Strukturzellen nannten. Sie wanderten in die Wunde, gaben Kollagen ab und bewegten sich so lange in dem Gerinnsel, bis sie schließlich Halt fanden und die Wunde schlossen. Der Moment der Verankerung hing von zahlreichen Faktoren ab. Wenn der Vorgang zu lange dauerte, führte dies zum Aufbau von Narbengewebe und manchmal, wenn sich Narben an Organen bildeten, zu einer womöglich tödlichen Fibrose.
    Narben bestanden aus denselben Kollagenfasern wie normale Haut, doch anstatt im Zickzack ordneten sich diese Fasern in nur einer Richtung an. Charlotte musste das harte Narbengewebe zuerst aufweichen und die Kollagenfasern der Haut dann sorgfältig annähernd zu ihrem normalen Flechtmuster umsortieren. Eine langsam und methodisch vonstattengehende Arbeit. Gesichtsnarben erforderten Präzision – schließlich stand die Symmetrie der Gesichtszüge auf dem Spiel. Der Raum, Richard, Jason, alles verblasste. Nur noch das verletzte Gewebe blieb, und sie konzentrierte sich darauf, alles wiederherzurichten.
    Wie durch eine Wand hörte sie gedämpfte Stimmen.
    »Du wirst deine Narbe los, und du hast dir einen Doppelgänger besorgt«, sagte Richard. »Woher das plötzliche Bedürfnis, für tot zu gelten?«
    »Weil der Spiegel sich für mich interessiert«, antwortete Charlottes Patient.
    »Was hast du angestellt?«
    »Eine Menge, nichts davon gut, aber auch nichts, was Spione etwas angeht. Trotzdem beobachten die mich, und das gefällt mir nicht.«
    »Ich habe dich gewarnt, Jason«, sagte Richard.
    »Halt mir keine Vorträge, Alter.«
    »Du expandierst zu schnell und bringst zu viele Menschen um. Gewalt erregt Aufmerksamkeit.«
    Jason seufzte. »Falls es deiner Aufmerksamkeit entgangen sein sollte, mir geht es recht gut.«
    »Die Fünf Banden schäumen vor Wut und würden dich am liebsten auf dem Meeresgrund versenken, Rook hat ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt, und jetzt überwachen die Agenten des Spiegels dein Haus. Deine Definition von
recht gut
ist im günstigsten Fall beunruhigend.« Plötzlich lächelte er und sprach dann mit einem leichten Akzent weiter. »Aber ich nehme nicht an, das Wort bedeutet, was du glaubst, dass es bedeutet.«
    Offenbar eine Redewendung, die er und

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