Seelentraeume
Dauer ins Koma fiel oder sich nur von der Erschöpfung ausruhte.
Ich hätte besser nichts gesagt
. Sie bemerkte, dass sie laut gesprochen hatte.
»Sie war unsere Großmutter«, sagte George. »Wir haben ein Recht, es zu erfahren.«
Charlotte atmete aus.
Er ist wieder bei Besinnung. Endlich
.
Äußerst behutsam löste sich der Junge von ihr, stand auf und reichte ihr die Hand. Sie nahm sie und stand ebenfalls auf.
»Richard geht die Familie über alles«, sagte George. »Wenn Sie nichts gesagt hätten, hätte er es getan.«
»Weißt du, was er tut?«, fragte sie.
George nickte.
»Dann weißt du auch, dass er alles daransetzen wird, um den Tod eurer Großmutter zu rächen. Und ich auch.«
»Sie mochte Sie«, sagte George. »Sie hat uns viel von Ihnen erzählt. Und uns ein Bild von Ihnen gezeigt.«
Charlotte schluckte. »Eure Großmutter war sehr freundlich zu mir.«
»Sind Sie deshalb mit ihm zusammen?«
»Das ist kompliziert«, antwortete sie. »Aber irgendwie schon.«
»Wir kommen mit.«
Er sagte das so bestimmt, als wäre es das Natürlichste von der Welt, wenn ein Sechzehnjähriger zum Killer wurde. Nein. Jedenfalls nicht in ihrem Dienst.
»Bei dem, was wir vorhaben, haben Kinder nichts zu suchen. Richard wird euch dasselbe sagen.«
»Ich bin sechzehn«, sagte George. »In weniger als einem Jahr werde ich erwachsen. Ich brauche das. Ich brauche Gerechtigkeit für mich selbst. Sie wissen doch, wie es mir geht. Sie war Ihnen bestimmt nicht egal. Warum sollten Sie sich mir in den Weg stellen?«
»Sieh mich an.« Sie wartete, bis sich ihre Blicke trafen. »Nein. Wir erledigen unseren Teil, ihr beide passt derweil auf Rose auf. Ich gebe dir mein Wort, dass die Sklavenhändler für das, was sie getan haben, bezahlen werden. Ich werde sie bis zu ihrem oder meinem Ende bekämpfen. Das ist mein Krieg, ihr haltet euch da raus!«
»Genau«, sagte Richard, als er die Tür öffnete.
Jack schlüpfte ins Zimmer.
»Eure Schwester kann Hilfe gebrauchen.« Damit trat Richard ein und schloss die Tür.
»Sie hat Declan«, sagte Jack.
Richard wandte sich ihm mit plötzlich verhärteten Zügen zu. Charlotte kämpfte gegen den Drang an zurückzuweichen. Jack straffte sich.
»Es ist deine Pflicht, auf deine Familie aufzupassen, und Rose und dein Bruder sind alles, was dir an Familie noch geblieben ist. Ein Mann stellt sich seinen Pflichten. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Kristallklar«, antwortete George.
»Heute Abend wird an einer geheimen Stelle ein Sklavenschiff anlegen«, erklärte Richard. »Ihr zwei werdet zusehen, wie wir an Bord gehen, und eurem Schwager anschließend mitteilen, wie das Schiff heißt. Er wird dann seine Spur verfolgen. Für den Fall, dass sich die Dinge nicht wie geplant entwickeln, weiß er wenigstens so weit Bescheid. Weiter werde ich euch nicht beteiligen.«
Jack öffnete den Mund.
»Denk lieber nach, bevor du was sagst.« Richards Stimme kannte kein Erbarmen. »Denn im Unterschied zu meinem Bruder schrecke ich nicht davor zurück, euch zwei zu fesseln und zu knebeln und Barlo Geld dafür zu geben, dass er seinen Hintern auf eure Bälger pflanzt, solange wir auf See sind.«
Jack hielt lieber den Mund.
»Also gut«, sagte George.
»Kluge Entscheidung. Habe ich dein Wort darauf?«
Georges Gesichtsausdruck wirkte überzeugend. »Ja.«
»Dann wartet draußen auf mich.«
Die Kinder gingen hinaus.
»Was soll das?« Charlotte beäugte ihn. »Warum ziehen Sie die beiden überhaupt mit hinein?«
»Weil ihre Großmutter tot ist und sie ohnmächtig und wütend sind. Wenn sie symbolisch an unserer Rache teilhaben, lindert das ihre Wut ein wenig. Wenn nicht, wird die Trauer dazu führen, dass sie etwas Überstürztes tun, und weder Sie noch ich werden dann Gelegenheit haben, sie vor den Folgen zu bewahren.«
Das war offensichtlich ein Fehler
. »Und wie wollen Sie verhindern, dass die beiden mit uns an Bord gehen?«
Richard lächelte. »George hat mir sein Wort gegeben.«
Wie kann sich ein kluger Mann so idiotisch aufführen
? »Haben Sie nicht gespürt, wie viel Magie von diesem Jungen ausgeht, Richard? Wenn ihm so viel an seiner Großmutter lag, wird ihn eine vage Erinnerung an männliche Ehrbegriffe kaum davon abhalten, sich eigenhändig zu rächen.«
»Hatten wir nicht vereinbart, dass Sie keine Fragen stellen, Mylady?«
»Das wird in einer Katastrophe enden, Mylord.«
Er schenkte ihr ein schmales, sardonisches Lächeln. »Dann können Sie mir ja mitteilen, dass Sie
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