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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Gewalttätiges, Wütendes hatte sie aus seinen Iriden angestarrt. In Jack lebte etwas Wildes, und er wendete seine ganze Kraft auf, es zu beherrschen. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie wusste, wie er sich fühlte, aber ihr Instinkt warnte sie, dass jedes unbedachte Wort das Gleichgewicht zugunsten der Bestie in ihm stören konnte. Sie hatte früher bereits Formwandler behandelt oder genauer Formwandlersoldaten, jene abgehärteten, kaum mehr menschlichen Killer aus der Kaderschmiede der adrianglianischen Gestaltwandlerakademie. Wenn Jack hier im Laderaum die Kontrolle verlor, würde das keiner von ihnen überleben.
    George wusste das auch. Er saß neben seinem Bruder und hielt seine schützende Hand über ihn. Seine Augen leuchteten vor Entschlossenheit; Trauer und Zorn waren ihm ins Gesicht gemeißelt. Er fühlte sich verraten und verkauft, er wollte Rache, und sie konnte es ihm nicht im Mindesten verübeln.
    Auch sie spürte Zorn und hielt sich daran fest, tauchte darin ein und festigte ihre Entschlossenheit. John Drayton. Éléonores verlorener Sohn. Nicht mehr gar so verloren. Sie stellte sich sein dreckiges Grinsen vor. »
Hübsche Jungs

Das sind deine Kinder, du herzloser Bastard. Der Tod ihrer Großmutter war noch nicht genug, du bist auch noch indirekt an ihrem Tod schuld
. Am liebsten hätte sie das Schwein erwürgt, doch er war jetzt oben an Deck. Dieses Leben hätte sie mit Freude genommen. Wieder sah sie die Jungen an. Ja, mit größtem Vergnügen.
    Charlotte warf einen Blick aus dem winzigen Bullauge, das kaum größer war als ein Lüftungsschlitz. In dem Moment, als sie den Anker lichteten, hatte das Schiff eine Tarnvorrichtung aktiviert. Darauf legte sich eine dichte Wolke mit Magie getränkten Nebels um das Boot und hüllte es wie eine Wolldecke ein. Die Myriaden winziger Wassertropfen, aus denen dieser Dunst bestand, wirkten wie zahllose die Umgebung reflektierende Spiegelsplitter. Ein Beobachter von außen hätte das Schiff unmöglich erkennen können. Er hätte vielleicht gerade noch einen Fleck vor der perfekten, Himmel und Meer trennenden Linie ausgemacht. Eine Irritation, die am hellen Tag ziemlich deutlich ausfiel, die
Intrepid Drayton
aber
bei Nacht, wenn der Nebel vom Wasser aufstieg, so gut wie unsichtbar machte. Vom Schiff aus sah Charlotte nur einen dichten Dunstvorhang.
    Sie waren nun schon mindestens ein oder zwei Stunden auf See. Und hier, im Laderaum, wurde ihr die Zeit lang.
    »Ich will von diesem verfluchten Kahn runter. Wie kommen wir bloß hier raus?«, flüsterte eine Blondine neben ihr Miko zu. »Wir können die Seeleute erst umbringen, wenn wir im Hafen sind, und wenn wir das tun, wird es einen Tumult geben.«
    Das schlanke Mädchen deutete nickend auf Charlotte. »Sie ist unser Schlüssel.«
    Die Blonde blickte sie an. »Du siehst nicht besonders aus.«
    »Der Anschein kann täuschen«, beschied Charlotte ihr.
    »Das will ich hoffen.« Die Blonde zeigte ihre Zähne. »Denn wenn ich in Ketten aus diesem Pott in die Sklavenunterkünfte gebracht werde, wirst du die Erste sein, die ich mir vorknöpfe. Wird nicht schwer sein, dein mageres Hälschen durchzuschneiden.«
    In Reaktion auf die drohende Stimme regte sich Charlottes Magie und stieg brodelnd an die Oberfläche. Doch sie hielt sie zurück und starrte die Blondine stattdessen geringschätzig an.
    Die Frau zog darauf ein Messer aus ihren Lumpen.
    Da trat ihr Miko in den Weg und zischte: »Sei nicht blöde!«
    »Hast du gesehen, wie sie mich angestarrt hat? Als wäre ich der letzte Dreck und sie die Marchesa von Louisiana. Ich schneide ihr den Hals ab!«
    Miko machte eine Bewegung, dann lagen zwei schlanke Klingen in ihren Händen. »Du
bist
der letzte Dreck, Lynda. Jason hat einen Plan. Und wenn du den vermasselst, vermasselst du es dir mit mir.«
    »Du hast ein ganz schön großes Mundwerk für so ’ne dämliche Schlampe. Höchste Zeit, dass es dir jemand stopft.«
    Lynda griff an. Miko wirbelte herum, stieß zu, die Frau ging auf die Bretter und würgte an ihrem Blut.
    Miko drehte sich um, einen Arm erhoben, den anderen gesenkt, und sah sich im Frachtraum um, von ihren Klingen tropfte Blut. »Will sonst noch jemand unseren Plan vereiteln?«
    Niemand meldete sich.
    Lynda krümmte sich auf dem Boden, rings um sie breitete sich heißes, schwarzes Blut auf den Holzplanken aus. Vorsichtig berührte Charlotte sie mit ihrer Magie. Die äußere Drosselvene durchtrennt, die innere angeritzt, rapider Blutverlust, geschätzte

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