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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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gegeben«, knirschte Richard.
    George trat einen Schritt vor, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, nur für Richard bestimmt. »Dieses Schiff heißt
Intrepid Drayton
. Bevor Earl Camarine mich adoptiert hat, lautete mein Nachname ebenfalls Drayton. Und im Haus meiner toten Großmutter hängt ein Gemälde von dem Schiff.«
    Damit nahm er Richard die Handschellen ab und schloss sie klickend um seine Handgelenke. »Es ist das Schiff meines Vaters, also haben die Sklavenhändler meinen Vater entweder umgebracht und sein Schiff gestohlen, oder er arbeitet für sie und ist somit für den Tod seiner eigenen Mutter verantwortlich. Ich muss wissen, was zutrifft. Und wenn du dich mir in den Weg stellst, Richard, werde ich dich beseitigen.«
    Richard stand einen Moment lang finster blickend da, dann prüfte er die Handschellen an Georges Handgelenken. »Aber mach keinen Blödsinn.«
    Damit drehte er sich um und marschierte neben Jason nach vorne.
    George atmete aus. Die Familie bedeutete Richard alles. Er wusste, was Blutschuld und das Recht, im Namen der Familie Gerechtigkeit zu fordern, bedeuteten, trotzdem hatte er hoch gepokert.
    Sein Vater konnte unmöglich für die Sklavenhändler arbeiten. Nicht mal er konnte so tief gesunken sein. Sogar Rose, die den Mann beinahe hasste, sagte stets, er sei kein schlechter oder gemeiner Kerl gewesen. Opportunistisch, töricht, selbstsüchtig, ja, aber selbstsüchtig genug, um für die Sklavenhändler zu arbeiten? Georges Gedanken bewegten sich im Kreis. Er musste sich Gewissheit verschaffen.
    Die Boote landeten, ihre flachen Rümpfe schabten leise über den Sand. Zuerst sprang ein älterer Mann an den Strand, gefolgt von vier Seeleuten. Groß und breitschultrig, ging auch er wie ein Seemann, bei jedem Schritt ein wenig schlingernd und mit festen Tritten.
    George musterte ihn, bemerkte jede Einzelheit. Graue Augen, spülwasserblonde, kurz geschnittene Haare, älteres Gesicht, das früher mal schön gewesen sein mochte, jetzt infolge von zu wenig Schlaf und vermutlich zu viel Alkohol aufgedunsen wirkte, ergrauende Bartstoppeln … War er das? George strengte sich an, versuchte sich zu erinnern, aber das Gesicht seines Vaters war nur ein verschwommener Fleck. Früher hatte er sich erinnert. Früher hatte er gewusst, wie sein Vater aussah, doch mit den Jahren hatte sich die Erinnerung verloren.
    »Crow«, sagte der Mann. »Wo ist Voshak?«
    »Der Jäger hat ihn erwischt«, antwortete Richard mit krächzender Stimme. »Hat ihn abgeknallt, als wir aus Veresk geritten sind.«
    »Und Ceyren?«
    »Ihn auch. Mit einem Pfeil ins Auge. Beschissener Anblick.«
    Der Mann seufzte. »So macht er es meistens. Sollte sich mal jemand um den Scheißkerl kümmern. Er kostet uns Geld.«
    »Wird ihn schon jemand erledigen«, blaffte Richard-Crow und spuckte in den Sand. »Aber ich bestimmt nicht, das kann ich dir versichern.«
    »Hab’s gehört.« Der Mann sah an Richard vorbei nach den Sklavenhändlern. »Du hast gut für dich gesorgt.«
    »Bin zufrieden«, nickte Richard-Crow.
    Vielleicht war er es ja nicht. Vielleicht hatten die Sklavenhändler ihn umgebracht und ein anderer befehligte jetzt das Schiff. Es wäre echt besser, ihr Vater war tot, als dass er vom Mord an seiner Mutter profitierte.
Los, sag, wie du heißt
, verlangte George stumm.
    »Dann kommst du an Voshaks Stelle an Bord, nehme ich an«, rief der Mann.
    »Ich und alle, die du hier siehst«, knurrte Richard-Crow.
    Der Mann hob die Brauen.
    Richard trat vor, als wolle er zuschlagen. »Ich bin seit vier Jahren dabei. Zuerst bekam Bes das Sagen, und nachdem seine alte Dame ihn umgebracht hatte, Carter. Und als Carter so dämlich war, sich umbringen zu lassen, bin ich hingegangen und habe eine eigene Crew verlangt. Aber es hieß, mir fehlten die Führungsqualitäten. Und Voshak bekam den Zuschlag. Tja, seine verdammten Führungsqualitäten verfaulen jetzt im Wald. Das ist jetzt meine Crew, und um das zu beweisen, lege ich mich sogar zu meinen Wölfen.«
    Der Seemann hob die Hand. »Schon gut, ich hab’s kapiert, Wunderknabe. Ich schere mich nicht um Politik. Ich transportiere bloß die Fracht. Wenn du zur Insel willst, schön, an Bord mit denen da.«
    »Bewegung«, knurrte Richard.
    Über Georges Kopf knallte eine Peitsche. Die Sklaven setzten sich zu den Booten in Bewegung. Angetrieben wie menschliches Vieh.
    George trabte hinter Charlotte her. Ihm wurde heiß und kalt, sämtliche Körperzellen schlugen Alarm, als sei sein Innerstes in

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