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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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dass hier früher das pralle Leben geherrscht hatte.
    Sie durchquerten das alte Hafenviertel, wo verfallene Lagerhäuser, ausgebrannte Tavernen und verfallene Häuser die Straßen säumten. Irgendwie erinnerte es Nilah an ein heimeliges mediterranes Küstenstädtchen, das dummerweise von einer Armee überrollt worden war. Sie gingen über eine Bogenbrücke, die einen Fluss überspannte, der schäumend aus den Bergen kommend hier ins Meer strömte. Dann waren sie in der Altstadt. Nilah hielt den Atem an.
    Ruinen, es waren fast nur noch Ruinen da. Einst mussten die Häuser, wie Pueblos übereinandergestapelt gewesen sein, mit Gärten und Dachterrassen, runde Holzbalken ragten noch aus den Wänden und Decken. Wie ein Flüchtling bewegte sie sich. Der Geruch von Schnee und verbranntem Holz hing in der grauen Luft, nass und schwer. Immer wieder sah sie frische Mauerdurchbrüche, eingeschlagene Türen, verschmorte Fassaden oder in den Boden geschaufelte Gruben, in denen man etwas angezündet hatte. Manche nur ein paar Fuß, andere so tief, dass man nicht erkennen konnte, wie tief sie wirklich waren. 
    »Verrrfluchte Häscher«, zischte Queequeg und der Schaft seiner Axt knarrte zwischen seinen geballten Fäusten, während er sich wachsam umblickte. Nilah sah ihn fragend an.
    Sinuhe nestelte an seinem Kaftan herum, fast glaubte sie, er würde gleich verlegen mit seinen Sandalen scharren.
    »Wir nennen sie so, weil sie, nun ja, es sind Wesen die beauftragt wurden, jemanden zu verfolgen, zu hetzen und versuchen ihn zu ergreifen. Häscher eben.« Er hustete.
    »Ich nehme an, die wollen mich.« Sinuhe nickte ängstlich, kratzte sich am Haarkranz. Seine Segelohren waren wirklich niedlich.
    Doch auch wenn sie sich für den Moment gewappnet fühlte, die Häuser, die wie schläfrige helle Kästen zwischen dunklen Gärten und Parks lagen, sie hatte sie schon einmal gesehen. Doch konnte sie die beiden Bilder nicht übereinanderlegen, denn eines davon war viel zu blass.
    Als sie vor der Stadtmauer stand, verschwand die Hoffnung, es irgendwann zu verstehen. Wind war aufgekommen und irgendwo schlug im Takt der Böen Holz gegen Stein. Der intensive Geruch von Sand kroch ihr in die Nase.
    Sie stapfte mühsam über Dünen, die zwar mit Gras bewachsen waren, welches aber verdorrt und tot aussah. Nach einer Weile schritt sie durch merkwürdige Gebilde hindurch. Allesamt tief versunken und verwittert, stakten wahre Ungetüme aus Holz aus dem Sand. Verrußte Balken, schief und zerfranst, gigantische Räder mit dicken, spitzen Zacken, von denen nur noch der obere Teil herauslugte und ihre einstige Größe erahnen ließen. Ein auf die Seite gekippter riesiger Turm mit zerschmetterten Wänden und Leitern, der, wie man noch sehen konnte, mehrere Stockwerke gehabt hatte. Hölzerne Skelette von einst mit rostigen Schilden überdachten Wagen. Aus einem ragte vorn ein mit Metall beschlagenes Gesicht, aber man konnte nicht mehr erkennen, was es darstellen sollte. Und je länger Nilah sich umsah, desto deutlicher wusste sie, dass sie durch eine Ansammlung von Kriegsmaschinen wanderte. Wann immer das auch gewesen sein mochte, hier hatten irgendwann große Katapulte, Schild bewährte Rammwagen und mächtige Belagerungstürme gestanden, um die Stadt einzunehmen. Nur sah man keinen einzigen Toten. Denn die lagen, so nahm sie an, unter metertiefem Sand begraben.
    Sie folgte weiter dem Geräusch und dann stand sie vor dem Stadttor, das ihr die Luft nahm. Vor ihr ragte eine gewaltige Wand in den Himmel. Verschiedenförmige Basaltblöcke von unglaublicher Größe waren so exakt und geradezu kunstvoll auf und ineinander gelegt worden, dass man kaum die Ritzen dazwischen erkennen konnte.
    Das Geräusch war nun ganz nah und schon bald erreichte sie ein Tor. Auch hier war der Sand wie ein dickes verschleierndes Tuch am Werk gewesen. Das Tor von über zwölf Metern Durchmesser, so schätze Nilah, hing nur noch schräg und leicht nach hinten gekippt in den ausgerissenen eisernen Angeln. Das Holz der halbrunden Torflügel, die im Sand steckten, war schwarz gefärbt von Feuer, große Teile waren herausgesplittert, sicher von den metallenen Rammböcken, aber so wie es schien nicht vollends durchgebrochen. Es musste also noch gehalten haben. Was es dann aber aus diesen starken Angeln gehoben haben musste, das wollte sich Nilah nicht einmal vorstellen.
    »Das war die strafende Hand Gottes. So nannten sie es später. Die halbe Stadt wurde dabei zerstört.«
    Nilah nahm

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