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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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verfallenen Duft ein, der durch die geöffneten Fenster wehte. Den rußigen Rauch einer zerstörten Welt.
    Es war Sinuhe, der sprach:»Vor vielen, vielen Jahren, so berichtet man sich, trafen zwei Herzen aufeinander. Die eine war aus Erde, die andere aus Wasser. Licht und Dunkelheit und alle Farben der Welt erhoben sich aus den Träumen dieser zwei. Weit jenseits der Berge entstand ein Palast an der Küste. Mit einer legendären blauen Kuppel, aus fernen Wellen geschmiedet, die das Licht der Sonne in unsteten Kreisen auf den Boden der Halle warf.Straßen begannen sich zu formen, Häuser, ja ganze Viertel, tauchten auf wie aus dem Nichts. Dann kamen die Geräusche. Wie dahin gewürfeltes Leben erschienen sie. In Tavernen wurde plötzlich gesungen, geschmaust und gelacht. Wäsche und Klatsch wurden über die engen Gassen gehängt, säuselten im warmen Wind. Stein auf Stein. Stimme um Stimme. Ein Kai aus feuerroten Steinen fiel wie aus dem Himmel geworfen dahin. Hölzerne Piers, die tief in den Hafen reichten. Es war fantastisch anzusehen. Schon bald erschienen die ersten Segel von geschwungenen Schiffen am Horizont und schwebten wie winkende Hände über das endlose Meer.
    Der Leuchtturm erhob sich in nur wenigen Stunden. Wie ein Atemstoß schoss er in die Höhe. Über einhundert Schritt und aus einem Gestein, das die Welt noch nicht gesehen hatte. Lapislazuli! Geformt wie eine Frau, die ihre Hand hielt, als würde sie ein Geschenk überreichen, spannte sich der ausgestreckte Leuchtarm über die schroffen Klippen. Und in ihrer Hand, zwischen den zarten Fingern, brannte das Feuer, das jedem Segel dort draußen ein Hoffnungsschimmer und Wegweiser war.
    Oh ja, das Leben begann.
    Dann die große Bibliothek, die einfach wie ein gestrandetes Schiff auf der Kuppe des Stadthügels erschien. Die Taverne Der erschöpfte Wal war eine der beliebtesten der ganzen Region. Hier wurden jene mit heißem Grog und würzigem, warmen Wein bewirtet, die draußen, fern allen festen Bodens, ihre Beute machen wollten und sie wurden irgendwann - freundlich aber bestimmt - des Hafens verwiesen.
    So wurde die Taverne umbenannt in Die ölige Frucht .
    Üppig reifte auf den Feldern das Getreide und manchmal, wenn Worte nichts mehr halfen, wurden die wenigen Streitigkeiten, die es gab, von einem Wesen aus Licht so schnell beendet, dass jede Partei diesen sehr überzeugenden Einspruch akzeptierte. Denn es konnte sogar die Gezeiten beherrschen.
    Und so bekamen die Stadt und das Land darum herum den Namen des Meeres und des Mondes. Nahrilian .«
    Hier unterbrach Nilah den Redefluss des Alten mit einem Ruck ihres Körpers nach vorn.
    »Nari ... was?« Ein Schwall Gedanken riss sie fort. Woher kannte sie diesen ..., sie ... Liran? Nilah? Der Name dieser Stadt war in ihren Kopf gebettet, wie eine lange vorher bekannte Zeile.
    »Ja! Das ist der Name der Stadt. Aber wieso seid Ihr denn so aufgewühlt?«
    »Warum trägt diese Stadt diesen Namen?«
    »Warum?«, stammelte der alte Mann und sah sie verständnislos an.
    »Weil Ihr ihn ihr gegeben habt.«
    Nilah hörte gar nicht mehr richtig zu, als Sinuhe ergriffen von einer vergangenen und prachtvollen Einweihung des Hafens schwelgte, an der sie angeblich persönlich teilgenommen hatte.
    So hatte sie irgendwann einen mit Feuer gefüllten Tonkrug an einem Felsen zerbrochen, der wie ein rauer gekrümmter Finger ins Meer ragte und ihre nackten Füße – sehr schöne Füße übrigens – hinein getaucht und habe somit das Land mit dem Meer verbunden. Aus Freundschaft. Sie allein habe es verstanden, dass sich zwei Fremde in jenem Moment für den Rest ihres Lebens so sehr ineinander verliebten, dass sie trotz allem ihre so unterschiedlichen Leben, aller Gegensätze zum Trotze, auf ewig ineinander verflochten.
    Der alte Mann bemerkte Nilahs Unaufmerksamkeit.
    »Hört Ihr mir überhaupt zu?«, fragte er tadelnd.
    »Liran«, murmelte Nilah wie geistesabwesend.
    Plötzlich wich Sinuhe zurück.
    »Nein!«, zischte er. »Das sagt mir gar nichts!«, und stieß dabei eine seiner Apparaturen um.
    Nilah hatte jetzt einen Trumpf. Einen, den sie sich nicht wieder nehmen lassen wollte. Sie ging auf den Alten zu, der weiter zurückwich. Angst war jetzt in seinen Augen.
    »Wo ...«, sagte Nilah und legte alles, was sie hatte in einen vor Energie strotzenden, entschlossenen Blick. »... bin ich hier?«
    Sinuhe hatte keine Wahl mehr. Er wollte weglaufen, aber er konnte nicht. Er griff Halt suchend in ein paar Kräuter über ihm, die

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