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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zu ihm, zu ihm ...‹ Es war dieses Echo, dass Nilah nicht mehr aus dem Kopf bekam. Sie umklammerte den Gedanken, stieß ihn von sich. Beides fühlte sich hilflos an. Dennoch brannte sich diese Erkenntnis durch sie hindurch und hinterließ schwarze Schmauchspuren.
    Nilah zerfiel. Und sie sah dabei zu.
     
    Der Tod hinterlässt Schatten, in denen die Überlebenden zurückbleiben und zu begreifen versuchen. Auch wenn dieser Schatten zu wandern vermag, von einem sonnigen Tag zu langen Nächten, so bleibt er doch, was er ist - ein Schatten. Er wird nicht heller und auch nicht dunkler, er bleibt, was er ist - ein Fleck, der niemals mehr verschwindet.
    Keine einzige Träne hatte Nilah geweint. Sie konnte es nicht. Eine Stimme in ihr sagte: ›Wenn du das tust, dann hörst du nie wieder damit auf.‹
    Alle waren allein. Sie, die Welt, jeder Atemzug. Und doch sog sie es in ihre Lungen. Auch wenn das Leben keinen Namen mehr hatte.
    Wie noch wachsen, wenn man in Dunkelheit getaucht war, immer-
zu?
    Ganze Tage, dann Wochen glitten an ihr vorüber ohne ein Zeitgefühl. Manchmal hörte sie gar zu denken auf, wenn sie mit verne-
beltem Blick auf einen Kieselstein starrte und einfach immer weiter machte, durch den Stein, unter die Erde, auf der er lag, durch den glühenden Kern der Welt hindurch bis hinaus ins Weltall, vorbei an Milliarden von Lichtern, immer weiter, immer weiter, immer weiter ... Ein endlos langer Tunnel ins Nirgendwo.
    Dann ging sie wie ein Geist. Ohne Hunger, ohne Durst, Schlaf, ohne Träume. Ein mechanisches Wesen, angetrieben durch Sehnen und Muskeln, die nach jahrelanger Übung taten, was sie eben zu tun hatten. Nilah sah Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, sie spürte Felsen, auf die sie sich setzte, und ein Lager, auf das sie sich legte. Doch nichts davon erreichte sie wirklich. Denn es gab keine Zeit mehr, nichts was man noch messen konnte. Es gab nur noch Endgültigkeit.
    Ihre Gedanken rollten wie Wellen, die eine Küste abtrugen, eine Insel kleiner machten, bis sie verschwand, einfach so.
    Nilah wurde etwas bewusst. Sie, nicht ihr Vater, war diese Insel! Jeden Tag wurde sie schmaler, kleiner - sie verschwand aus der Welt, einfach so. Ohne ein Wort, ohne Erinnerung. ›Wollte sie das? Diese Art von Selbstzerstörung? Was aber, wenn sie stehen blieb?‹ Benommen schüttelte Nilah den Kopf. Das war nicht recht. Die Zurückgebliebenen trugen nun einmal die Last der Zurückgebliebenen. Man nannte es Schuld. Sie war so leicht und dennoch so schwer. Unüberwindbar. Eine Mauer aus tonnenschweren Steinen. Nilah sah sich das erste Mal wieder als das, was sie wirklich war. Einfach nur ein Mensch. Jemand der liebte, der verloren hatte, der einen Weg suchte.
    Verstehen. Leben. Rennen. Freisein.
    Sie gab auf. Sie ließ los. Endlich.
    »Mir ist kalt«, mehr sagte sie nicht. Es war alles, was sie noch übrig hatte.
    »Mir auch.« Seine Augen waren blau.
     
    Es war ein warmer Abend, der von den Bergen herunterfloss, die ihre spitzen Rücken in die letzen Sonnenstrahlen hielten. Der See war ruhig, glatt wie Glas. Sie fand Liran am Ufer stehend, die Füße exakt dort, wo das Wasser den Sand nicht mit seinen Wellen dunkel gefärbt hatte. Sie stellte sich neben ihn, er hatte die Augen geschlossen, atmete schneller als sonst, nervös. Er hatte die Schuhe ausgezogen. Vorsichtig schob er den rechten ein wenig vor, zog ihn aber wieder zurück.
    »Du kannst nicht schwimmen, oder?« Sie sprach nicht zu ihm, sie sagte es dem See.
    Liran verzog den Mund zu einem Lächeln, das Feinde in die Flucht geschlagen hätte.
    »Du hast vor etwas Angst? Das kann ich nicht glauben.« Nilah sah ihn an. Der Krieger wirkte nachdenklich. Er atmete tief ein, als wollte er gleich aus größer Höhe in die Tiefe springen.
    »Die meisten Menschen denken, auf einem Schlachtfeld zu stehen, erfordere Mut. Dem ist nicht so«, er schüttelte sanft den Kopf. »Sie glauben, wenn man rennt und wild schreit, wird alles gut. Doch nichts ist gut auf solch einem Feld«, Liran senkte den Blick. »Es nimmt dir etwas weg und bringt es an einen dunklen Ort. Und du findest es niemals wieder. So ist das.« Nilah schluckte. »Ich sah den Wangenknochen eines Römers im Mondlicht schimmern, dann tötete ich ihn. Ich durchtrennte mit meiner Klinge seinen Lebensfaden, Schöpferseele. Es ist so fürchterlich einfach, das zu tun.« Er schwieg einen kurzen Moment, lange genug für Nilah, um zu begreifen. »Am Ende bist du allein mit diesen Taten, denn sie bleiben bei

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