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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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erstklassigen Entsprechung und setzte ein falsches Grinsen auf. »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Mrs Pyle. Setzen Sie sich doch zu uns. Ich habe jede Menge Fragen an Sie.«
    Kym hob eine perfekt geschwungene Augenbraue, sagte aber nichts, sondern ließ sich in einem der Sessel nieder und kreuzte die Beine sittsam an den Knöcheln.
    Ein paar Minuten saßen sie da und hörten zu, wie Roger mit den Zähnen knirschte, bis Arden Pyle eintrat. Sie war schätzungsweise vierzehn, hübsch, hatte graue Augen und eine mürrische Ausstrahlung. Ein unförmiger Pullover hing ihr vom Hals bis zu den Oberschenkeln. Darunter trug sie blaue Jeans, und die Zehennägel der nackten Füße waren schwarz lackiert. Irgendwie musste Chess bei ihrem Anblick grinsen.
    »Okay«, sagte sie. »Erzählen Sie mir doch mal, wie das alles angefangen hat. Wann haben Sie den Geist zum ersten Mal gesehen — den ersten Geist, meine ich? Datum, Ort, alles, woran Sie sich erinnern.«
    »Das ist doch völlig überflüssig«, sagte Arden. Ihr Tonfall passte überhaupt nicht zu ihrem runden, kleinen Gesicht.
    »Arden, Liebes, lass bitte Miss Putnam ...«
    »Es ist überflüssig«, beharrte Arden und starrte ihren Vater hasserfüllt an, »weil du das Ganze nämlich bloß vorspielst.«

6
    Nicht jeder Tag mit der Familie ist angenehm, nicht jedes
    Heim ist fröhlich. Deine Aufgabe wird es sein,
    herauszufinden, ob ein etwaiger Verdruss darüber
    in Unredlichkeit umgeschlagen ist.
    Karriere machen in der Kirche: Ein Ratgeber für junge Leute
    von Praxis Turpin
    »Arden!« Kym Pyles Haut rötete sich unter der perfekten Maske ihres Make-ups. »Was fällt dir ein, so etwas zu sagen!«
    Ihr Mann warf einen nervösen Blick in Chess’ Richtung, der außerdem ziemlich glasig war, und sagte: »Arden, Liebling, du weißt, dass das nicht stimmt. Du bist wirklich ausgesprochen unfair. Mommy und Daddy würden so etwas niemals tun.«
    Ardens hübsches kleines Gesicht faltete sich zu einer fiesen Schnute zusammen. »Jetzt tut bloß nicht so.«
    »Miss Putnam, ich versichere Ihnen, dass wir nichts dergleichen tun. Unsere Tochter hat eine sehr lebhafte Fantasie.«
    Vielleicht, vielleicht auch nicht, dachte Chess. Sie musste für eine Gelegenheit sorgen, mit Arden Pyle allein zu sprechen. Nicht heute - man würde sie zu genau im Auge behalten -, aber irgendwann. »Schon in Ordnung, Roger. Kommen wir einfach zu meiner Frage zurück. Wann haben Sie die Erscheinung zum ersten Mal gesehen?«
    »Das ist doch Bullshit«, sagte Arden. Chess bereitete sich innerlich auf weiteres Lamentieren der Eltern vor, aber keiner der beiden reagierte.
    Stattdessen begann Kym zu erzählen. »Ich war in meinem Arbeitszimmer und habe gestickt. Ich arbeite an einem Teppich mit unserem Familienstammbaum für diese Wand dort.« Sie deutete mit dem Kinn auf die Wand hinter Chess, die sich aber nicht umdrehte.
    »Ich war gerade dabei, den Namen meiner Urgroßmutter zu beenden, als mir ziemlich kalt wurde, obwohl ich einen Pullover trug. Also stand ich auf, weil ich einen Bediensteten rufen wollte, damit er die Heizung aufdrehte, und ...« Ihre Hände verkrampften sich in ihrem Schoß. »Es war eine Frau. Sie sah vollkommen verängstigt aus, und ich fuhr herum, um nachzusehen, was hinter mir war, aber da war nichts. Als ich mich wieder umdrehte und sie fragen wollte, was sie da anstarrte - ich dachte, sie gehörte vielleicht zum Personal -, da war sie verschwunden.«
    »Ich habe einen Mann gesehen«, sagte Roger. »In einem der Gästezimmer. Ich bin hineingegangen, um nachzuschauen, ob es dort vielleicht an etwas fehlte - an diesem Wochenende hatten wir ein paar Freunde zu Gast ...«
    Arden schnaubte verächtlich.
    Er ignorierte sie. »... und ich dachte, ich sehe mal im Badezimmer der Gäste nach, nur um sicherzugehen, dass genug Shampoo und Zahnpasta da war, wissen Sie, was man eben so braucht. Ich habe ihn nur kurz gesehen, nur aus den Augenwinkeln. Er stand vor dem Fenster - ich glaube jedenfalls, dass es ein Mann war, er war größer und kräftiger als eine Frau -, aber als mir klar wurde, dass es keiner von den Bediensteten war, war er auch schon verschwunden.«
    »Haben Sie irgendetwas gespürt? Kälte, Nervosität, Furcht, irgendetwas Außergewöhnliches?« Das war nicht immer der Fall, aber natürlich war das nicht allgemein bekannt.
    »Nein. Wie ich schon sagte, dachte ich zuerst, er gehört zum Personal und würde hier auf mich warten oder ein paar Minuten Pause machen. Es macht

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