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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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murmelte er, und bevor sie noch etwas sagen konnte, trat er durch die Tür und winkte sie mit einer Kopfbewegung herein.
    Die Decke wölbte sich so hoch über ihr, dass der Scheitelpunkt schwer auszumachen war. Darunter kreuzten sich Balken aus hellem Holz und sorgten für ein erstaunliches Maß an Behaglichkeit.
    Das helle Holz fand seine Entsprechung in dem breiten Sims über dem Kamin, der so groß war, dass Chess aufrecht darin hätte stehen können, und auch in den Sesseln und Sofas, die mit elfenbeinfarbenen Polstern und orangefarbenen Kissen ausgestattet waren. Der Teppich war im gleichen blassen Orange gehalten. Es war ein wunderschönes Zimmer und fast schon übertrieben gemütlich.
    In der Mitte stand Roger Pyle und verströmte ein massives Charisma; es war fast wie ein Schlag vor die Brust, und Chess kämpfte gegen seine Wirkung an. Kam gar nicht in die Tüte, dass sie jetzt anfing, sich für ihre Verdächtigen zu begeistern.
    Aber sie konnte nicht anders als ihn ein bisschen zu mögen, als er mit ausgestreckter Hand und einem beflissenen, unsicheren Lächeln den Raum durchquerte.
    »Miss Putnam, richtig? Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie gekommen sind. Wir ... wir sind mit unserem Latein wirklich am Ende, ich bin ratlos, was wir hier noch tun könnten.« Er hob die Hand, um sich am stoppeligen Kinn zu kratzen, und jetzt erst bemerkte sie die dunklen Ringe unter seinen Augen. Sein Lächeln hatte sie glatt davon abgelenkt.
    »Ich werde Ihnen auf jede erdenkliche Weise behilflich sein, Mr Pyle.« Zuerst dankte man ihr immer für ihr Kommen. Nur wenige dankten ihr noch, wenn sie mit einem Fall fertig war.
    »Bitte, sagen Sie doch Roger zu mir. Und, oh, bitte nehmen Sie Platz. Wo habe ich nur meine Manieren - Merritt, würden Sie eins der Hausmädchen bitten, Miss Putnam einen Drink zu servieren? Drink gefällig, Miss Putnam? Wonach steht Ihnen der Sinn? Wir haben alles, Sie brauchen es nur zu sagen. Oder einen Imbiss vielleicht? Wir haben alles mögliche da, kalten Braten, Kartoffelspalten, Krabbencocktails, ist alles in der Küche, wir bringen Ihnen, was Sie nur wollen ...« Er sah sich um und vergrub die Hände in den Hosentaschen wie ein schuldbewusster Junge, der gerade angepflaumt worden war, weil er im Unterricht gequatscht hatte und nun vor aller Augen bloßgestellt wurde.
    Chess ließ ihn nicht länger zappeln und zog die Wasserflasche aus der Handtasche. »Ich brauche nichts, danke.«
    »Oh, Sie haben etwas zu trinken dabei. Gut, gut. Na schön, wo fange ich an? Was müssen Sie denn wissen? Haben Sie sich die Akte angesehen, die ich Ihnen geschickt habe? Nicht an Sie, meine ich, sondern an die Kirche? Ich habe alles eingeheftet, alles, was ich weiß, und auch die Fotos und so weiter.«
    »Ich habe es mir angesehen, Mr, äh, Roger. Es war sehr ausführlich. Bevor wir aber darüber sprechen, sollten wir unbedingt auch Ihre Familie hinzuziehen. Wäre das möglich? Es spart Zeit, wenn ich Sie alle gemeinsam befragen kann.«
    Außerdem fiel es auf diese Weise leichter, zu beobachten, wie sie aufeinander reagierten und ob sie versuchten, sich gegenseitig zu decken, aber das erwähnte sie natürlich nicht.
    »Oh, aber sicher doch. Merritt, holen Sie bitte Kymmi und Arden? Ich glaube, Kymmi ist oben und versucht etwas zu schlafen, und Arden - keine Ahnung. Vielleicht im Hobbyraum? In ihrem Zimmer? Sie schaut vielleicht fern, ja, das wäre möglich.«
    Merritt nickte und verließ den Raum, wobei er Chess einen beruhigenden Blick zuwarf, so als glaubte er, es mache sie nervös, mit Pyle allein zu bleiben.
    »Nervös« war nicht ganz das richtige Wort, »gespannt« wäre treffender gewesen. Denn ein Verdacht hatte sich bereits in ihrem Kopf eingenistet, der sie zwar nicht überraschte, aber neugierig machte. Vielleicht redeten ja alle berühmten Leute so viel, und sie gab eigentlich nicht viel auf Promis und ihr Leben, aber es fiel schwer, nicht gelegentlich mal eine Schlagzeile oder etwas Klatsch mitzukriegen, und sie wusste auch, dass solche Leute meistens ein Riesenego hatten und sich einfach gerne selber quatschen hörten.
    Aber hinter Roger Pyles Redseligkeit vermutete sie etwas ganz anderes. Es lag weder am Ego, noch an den Nerven. Und als er sich ihr gegenüber auf dem Beistelltischchen niederließ, sah sie, dass sie recht hatte.
    Roger Pyle war zugedröhnt bis in die Haarspitzen.
    Seine Pupillen waren nur noch staubkorngroße schwarze Punkte in den berühmten goldbraunen Augen, und er blickte nervös

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