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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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mir nichts aus, wenn sie das tun, solange alles erledigt wird ...« Er bemerkte Kyms missbilligenden Blick. »Na ja, ich finde das eben nicht so schlimm. Ich fand es komisch, dass er mir nicht antwortete, als ich Hallo sagte, und dann ist er einfach, puff, verschwunden.«
    »Und das ist tagsüber passiert?«
    »Streng genommen ja. Es war ungefähr fünf Uhr nachmittags. Aber es wird jetzt so früh dunkel.« Er schauderte. »Die Nächte sind so lang.«
    »Und die Sichtungen sind seither bedrohlicher geworden?«
    Beide Pyles nickten. Arden rührte sich keinen Zentimeter, verschränkte die Arme und starrte entnervt vor sich hin.
    »Vor zwei Wochen sind wir im Schlaf angegriffen worden«, sagte Roger. »Kymmi wurde verletzt. Und seitdem ist es immer schlimmer geworden. Wir trauen uns nicht mal mehr, alleine unter die Dusche zu gehen, und abends geht niemand mehr allein durchs Haus.«
    Chess blätterte durch den Stapel Fotografien in ihrem Schoß, bis sie die gesuchte fand. Sie nahm an, dass sie Kym zeigte; auf dem Ausschnitt war ein durchtrainierter Frauenrücken mit langen, blutigen Striemen zu sehen. Sie hielt das Bild hoch.
    »Sind Sie das, Mrs Pyle?«
    »Ja. Die Kratzer sind immer noch zu sehen.«
    »Zeig sie ihr, Mom.« Arden wandte sich Chess zu. »Meine Mom zeigt den Leuten gerne ihren Körper, oder, Mom?«
    Kym sah aus, als wollte sie dem Mädchen am liebsten eine klatschen, aber sie beherrschte sich. »Müssen Sie das sehen, Miss Putnam?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wäre das sehr hilfreich.«
    Kym erhob sich aus dem Sessel, drehte sich um und kreuzte die Arme, um nach dem Saum ihres Kleides zu greifen. Chess öffnete den Mund - sie hatte die Frau nicht aufgefordert, das vor den Augen ihrer Tochter zu tun -, aber es war zu spät. Das Kleid rutschte hoch und entblößte Kyms glänzenden Tanga und die schlanke Rückenfläche mit dem BH in passendem Pink.
    Sie gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie absolut krank sie das alles fand, und stand auf, um die Verletzungsspuren genauer in Augenschein zu nehmen. Die Striemen heilten. Sie waren nicht mehr flammend rot und geschwollen wie auf dem Foto, sondern flach und verschorft. »Das ist vor zwei Wochen passiert?«
    »Sie wollten einfach nicht richtig heilen«, sagte Roger. »Wir haben alles versucht. Es ist erst vor Kurzem besser geworden.«
    »Antibac?« Chess konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    »Ja, woher wissen Sie das?«
    »Wir werden oft verletzt, deshalb kennen wir uns mit solchen Mitteln aus.« Sie setzte sich und hoffte, dass Kym den Wink verstehen und das Kleid wieder senken würde, aber es dauerte noch eine gute halbe Minute, bis die Frau den dünnen Stoff endlich wieder über ihren Körper fallen ließ.
    »Ach, hätte ich das bloß gewusst, dann hätten wir einfach bei der Kirche anrufen und nachfragen können. Wäre das nicht toll gewesen, Kymmi?«
    Kym schenkte ihm ein verkniffenes Lächeln, aber ihr Blick ruhte unbeirrt auf Chess.
    Wenn diese Zicke glaubte, dass sie Chess in Verlegenheit bringen konnte, hatte sie sich getäuscht. Chess gestattete sich ein winziges Augenrollen, als sie den Blick abwendete und nach ihrem Spektrometer griff. »Okay, dann führen Sie mich jetzt bitte ein bisschen durchs Haus und zeigen mir, wo die Sichtungen und der Angriff stattgefunden haben. Schauen wir mal, was wir da finden.«
    Die Kirche betrieb ein paar Museen mit Livevorführungen zur Weiterbildung ihrer Angestellten. Ganz besonders mochte Chess die Synagogen-Abteilung, wo die Vortragenden diese kleinen Mützen trugen, die man früher Kippa genannt hatte. Das Haus der Pyles erinnerte sie an diese Museen: Es war genauso detailliert und sorgfältig ausgestattet und genauso unpersönlich.
    Sie zockelten im Gänsemarsch die elegant geschwungene Wendeltreppe hinauf und gelangten in einen langen Flur. Die Fenster an beiden Enden waren blinde weiße Löcher, die mit Gardinen verhängt waren. Das bisschen Licht, das dort einfiel, wurde von den grellen elektrischen Glühbirnen geschluckt, die in kurzen Abständen an der Decke hingen. Es musste ein Vermögen kosten, all diese Birnen ständig brennen zu lassen.
    Es gab zehn Zimmer, darunter eine Schlafzimmersuite für die Eltern, Ardens Zimmer, einen Computerraum, eine Bibliothek und einen separaten Wellnessbereich. Die übrigen waren Gästezimmer, die nur wegen ihrer extrem unauffälligen Farbgebung bemerkenswert waren.
    Chess’ Spektrometer stieß ab und zu ein Piepen aus, während sie den Pyles durch

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