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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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    Sie warf einen flüchtigen Blick in Ardens gelbes Badezimmer - wobei sie sich von den Abflüssen fernhielt - und verabschiedete sich dann. Sie nahm Roger Pyles Visitenkarte mit - und das brennende Verlangen, nie mehr hierher zurückzukehren.
    Von Merritt war weit und breit nichts zu sehen, als sie ins Auto stieg und aus der Garage fuhr. Man hatte den Wagen durchsucht - sehr professionell, aber sie merkte es. Sie konnte sie riechen, konnte sie spüren, die rauen Hände, die ihr Eigentum durchwühlt und unter den Sitzen herumgetastet hatten.
    Erneut rollte das Holztor vor ihr zur Seite, und weg war sie, mit Vollgas die Straße hinunter, sodass sie es gerade noch aushielt, bis sie außer Sichtweite der Mauer war und rechts ranfahren und ihre Pillen schlucken konnte.

7
    Noch verworfener aber sind die, die die schlimmste Missetat
    begehen, indem sie sich an die Toten binden.
    Nichts Gutes kann aus einer solchen Tat erwachsen;
    Elend ist am Ende immer ihre Frucht.
    Das Buch der Wahrheit, »Regeln«, Artikel 37
    »Vielleicht hat er das Brandmal angebracht, ja«, sagte sie, als Terrible den Wagen auf die Straße steuerte. Die Johnny-Cash-CD wurde mit der Zündung abgewürgt, und zurück blieb eine allzu laute Stille. »Nicht gerade ein typisches Verhalten für einen Geist, aber möglich wär's. Vielleicht hat er es auch gefunden, oder - ich weiß nicht. Es musste wohl einfach unmittelbar vor dem Moment ihres Todes passieren, aber ich habe keine Ahnung, warum.«
    »Hat er die Ladys denn auch früher schon gebrandmarkt?«
    »Nein. Oder wenigstens stand davon nichts in den Akten, und es gab - es gab Fotos.« Noch mehr tote Gesichter für die Galerie, die sie mit sich herumschleppte: Randy Duncan, Brain - der Teenager, den sie vor ein paar Monaten nicht hatte schützen können ... Brains schmales, blasses Gesicht ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Sie hatte das neue Bett an einer anderen Stelle aufbauen müssen, an der gegenüberliegenden Wand. Jedes Mal, wenn sie ins Schlafzimmer kam, hatte sie den Umriss seiner reglosen Gestalt mit den weit aufgerissenen Augen stumm und kalt auf dem Bett liegen sehen.
    »Dann hat er wohl ’n paar neue Tricks dazugelernt, hm?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    Er nahm es kommentarlos hin und stieg aus dem Wagen, dessen eine Seite ohne sein Gewicht mehrere Zentimeter in die Höhe schnellte. Chess wartete im Warmen, bis er auf die andere Seite kam und ihr die Tür öffnete, eine Angewohnheit von ihm, an die sie sich mittlerweile gewöhnt hatte.
    Komischerweise sah die Straße ohne die Leiche noch bedrohlicher aus als in der Nacht zuvor.
    Chess vermied es, die Stelle anzusehen, wo die Tote gelegen hatte, und deutete zu der Gasse. »Erst mal da rein, schätze ich. Solange wir noch ein bisschen Licht haben.«
    Ihre Kleidung scheuerte auf der Haut. Sie war unter die Dusche gestürzt, sowie sie nach Hause gekommen war, und hatte sich gründlich abgeschrubbt. Jetzt fühlte sich die Haut wund an und kribbelte etwas. Die Energie war noch zu spüren, wenn auch bei Weitem nicht mehr so stark wie letzte Nacht.
    »Hab vorgesorgt«, sagte Terrible und zog eine lange, stählerne Taschenlampe aus dem Kofferraum. Als er sich vorbeugte, malte sich eine Pistole und irgendeine andere Waffe unter seinem T-Shirt ab. Nicht, dass sie etwas anderes erwartet hätte, aber der Anblick beruhigte sie. Terrible ging kein Risiko ein.
    Sie selbst auch nicht. In ihrer Handtasche hatte sie alles dabei, was gebraucht werden könnte, falls sich der Geist von Charles Hemington wieder zeigte, und noch einiges mehr, von dem sie zwar nicht glaubte, dass sie es brauchen würde, das sie aber trotzdem hineingestopft hatte.
    »Willste danach noch mit Red Berta sprechen? Vielleicht hat sie noch was für dich. Die Toten sind nicht vergessen, weißte?«
    »Wie meinst du das? Die Nutten kennen Remingtons Opfer?«
    »Klar. Mit mir reden sie nicht unbedingt drüber, aber - die haben so ihre Geheimnisse. Wissen, das sie nicht teilen, jedenfalls nicht mit mir oder Bump. Nicht mit Kerlen.«
    »Hm, okay. Ist sie heute Abend zu sprechen?«
    »Ich kann sie ja mal anrufen, wenn du willst. Später.«
    »Okay.« Ein rascher Blick verriet ihr, dass niemand auf der Straße war, aber es wäre leichtsinnig gewesen, in dieser Gegend seinen Augen zu trauen, zumal es schon dämmerte. Sie straffte die Schultern und bog in die Gasse ein. Eine neue Welle von Sexmagie stürmte auf sie ein und verebbte dann. »Glaubst du, wir haben

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