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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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dem Spiegel. Ihre Eingeweide zogen sich zusammen, als aus einem Tropfen zwei wurden, dann drei, bis schließlich Blut aus dem Abfluss gurgelte, dickflüssiges, helles Blut voll zappelnder Schaben, das langsam das Becken füllte.
    Dass sie zurückgewichen war, bemerkte sie erst, als sie mit der Rückseite der Oberschenkel gegen den kalten Rand der Badewanne stieß. Eine Sekunde lang schwankte sie und versuchte, nicht hineinzufallen, während ihr Blick wie gebannt an dem gurgelnden, Blasen werfenden Blut hing.
    Haltsuchend griff sie nach dem Wannenrand. Sie würde sich jetzt nicht übergeben, nein, das würde sie nicht, durfte sie nicht. Selbst dieses Schauspiel konnte ein Täuschungsmanöver sein. Es war nicht mal ein besonders schwieriger Trick. Auch der Gestank von sich zersetzendem Blut ließ sich imitieren. Etwas so Ausgeklügeltes hatte sie zwar noch bei keinem bisherigen Fall erlebt, aber sie hatte auch noch nie bei Millionären ermittelt.
    »Okay. Okay.« Die eigene Stimme beruhigte sie und brachte sie wieder zur Besinnung. Es war Zeit, zu verschwinden. Jede Faser ihres Körpers schrie danach, sich aus dem Staub zu machen. Sie würde später wiederkommen, die Sache untersuchen, ermitteln. Sie hatte den Grundriss des Hauses, sie hatte einen Eindruck von den Familienverhältnissen und wie die Mitglieder zueinander standen; das war alles, was sie brauchte.
    Nachdem sie die Fassung wiedergewonnen hatte, spazierte sie mit einem Lächeln, das ihr an den Wangen wehtat, aus dem Badezimmer. Kirchenvorschrift für Debunker: niemals, unter keinen Umständen, anmerken lassen, dass man etwas Ungewöhnliches gesehen hat oder in Angst versetzt wurde. Falls die Pyles die ganze Sache inszeniert hatten, würden sie sich wundern, warum sie es nicht erwähnte, und das würde sie verunsichern. Falls nicht, würde jede Bemerkung wie ein voreiliges Urteil klingen.
    »Okay«, sagte sie. »Ich glaube, ich habe erst mal alles, was ich brauche, also fahre ich zur Kirche zurück und setze mich an meinen Bericht. Ich werde mich bald wieder bei Ihnen melden.«
    »Bald? Wie bald?« Kym sah nicht zufrieden aus.
    »Oh, ähm, vielleicht morgen, nach Sonnenuntergang. Natürlich arbeiten wir am Heiligen Tag eigentlich nicht.«
    Kym runzelte die Stirn. »Wir geben morgen Abend eine Party. Arden wird nicht hier sein.«
    Ja! Endlich mal ein bisschen Glück. Sie würde viel leichter ins Haus gelangen, wenn eine Menge Leute da waren. Und wenn Arden nicht zu Hause war ...
    »Ich habe Ardens Zimmer noch gar nicht gesehen.« Sie wandte sich dem Mädchen zu. »Würdest du es mir zeigen, bevor ich gehe? So kannst du dabei sein, während ich es mir ansehe; dann dringe ich nicht so in deine Privatsphäre ein.«
    Arden wirkte nicht überzeugt, führte Chess aber trotzdem über den Flur zur zweiten Tür auf der linken Seite - war es nicht seltsam, dass ihr Zimmer genau gegenüber dem ihrer Eltern lag? - und öffnete sie.
    Die dunklen Vorhänge vor den Fenstern verwandelten den Raum in eine Höhle. Chess bahnte sich den Weg durch die farblosen Umrisse achtlos hingepfefferter Kleidung und zog die Vorhänge beiseite. Es kostete sie nur eine Sekunde, die Alarmanlage zu deaktivieren, indem sie das Fenster öffnete und das Kabel herauszog. Sicher, das konnte entdeckt werden, aber immerhin erhöhte es ihre Chancen auf ein reibungsloses Eindringen, wenn sie später wiederkäme. Sie verbarg das Kabel in der Hand und wandte sich dem Zimmer zu.
    Es war ... einfach nur ein Zimmer. Die Wände waren mit Postern von Popsängern tapeziert - anscheinend stand Arden nicht gerade auf Filmstars, was ja auch nicht weiter überraschend war, wenn man bedachte, womit ihr Vater seinen Lebensunterhalt verdiente -, und Klamotten und Schulbücher bedeckten jeden Quadratzentimeter. Ein glitzerndes grell rosa Handy und ein farblich passender Laptop lagen auf einem verschnörkelten weißen Schreibtisch, der selbst beinahe unter Aufklebern, Bildern und hingekritzelten Telefonnummern verschwand.
    Das restliche Zimmer war in dunkelblau und gelb gehalten, eine überraschende Wahl, die Arden aber vermutlich nicht selbst getroffen hatte, überlegte Chess.
    Weitere Klamottenberge quollen aus dem Kleiderschrank, und aus den ängstlichen Seitenblicken des Mädchens auf die halb offen stehende Tür schloss Chess, dass sie etwas darin versteckt hatte. Im Moment hätte es keinen Zweck gehabt, herausfinden zu wollen, was es war. Außerdem würde sie den Schrank sowieso in der kommenden Nacht

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