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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Geist gewesen, nein, ganz sicher nicht, aber Chess hatte sich nicht näher mit ihm befasst, insbesondere nicht, nachdem Terrible den Wirt angegriffen und dessen Gast beschlossen hatte, auch einen kleinen Gastauftritt hinzulegen. Es schien Jahre her zu sein, dabei waren es erst drei Monate.
    »Glaubst du, sie haben den Kasten benutzt und ihn dann hiergelassen? Wäre Blödsinn, oder?«
    »Ja, wäre es.« Sie schloss den Kasten. »Aber wer weiß schon so genau, warum die Leute tun, was sie tun? Vielleicht ist das alles nicht so gut gelaufen, wie der Täter gehofft hat, oder vielleicht war der Kasten auch schon hier, und da hat er ihn einfach benutzt, aber nicht mitgenommen.«
    »Kommt er dir irgendwie komisch vor?«
    »Hat die gleiche Ausstrahlung wie alles andere auch. Die gleiche Energie, meine ich.«
    Er nickte. »Was müssen wir denn hier noch checken?«
    »Tja, ehrlich gesagt, so viel wie möglich. Das Spektrometer zu benutzen hat vermutlich nicht viel Sinn, nicht wenn es keine aktive Heimsuchung war - der Geist, um den es hier geht, ist ein Reisender -, aber wir sollten noch mal nachsehen, ob wir etwas von dem menschlichen Verbündeten oder der Hexe finden, die den Geist beschworen hat, für den Fall, dass der Psychopomp dafür gedacht war.«
    Gemeinsam suchten sie so gut es ging die Mauern ab. Terrible hielt sich mit der Taschenlampe hinter ihr. Die Ziegel vibrierten förmlich vor Energie, wenn Chess mit der Handfläche darüberstrich. Irgendetwas war hier auf jeden Fall passiert. Es ließ sich bloß nicht feststellen, wann.
    »Kannst du mal den ollen Sessel beiseiteschieben? Ich will dahinter.«
    In der inzwischen dunklen Gasse war Terrible nur ein dunkler Schemen, der das Möbelstück hochhob und aus dem Weg wuchtete.
    Chess trat auf etwas Weiches, das durchdringend quiekte. Eine Ratte. Erschrocken machte Chess einen Satz rückwärts. Terrible fing sie an den Schultern auf, aber das war unnötig. Sie hatte ihr Gleichgewicht schon wieder.
    Dennoch blieb sie einen Augenblick länger so stehen und ließ die Berührung zu, während sie gegen die steigende Flut des Begehrens ankämpfte, die nur von dem verdammten Zauber kam. Den schlichten Wunsch nach zwei schützenden Armen musste sie sich allerdings zugestehen, hier in der kalten Dunkelheit, wo eine Frau ermordet worden war. Wie seine Hände selbst in der Winterkälte so warm blieben, wusste sie nicht, aber die Hitze, die durch ihren Mantel und den Pullover kroch, fühlte sich fantastisch an.
    Vermutlich hätte es sich noch viel besser angefühlt, wenn sie nicht jede Sekunde damit rechnen müsste, dass der Geist sich wieder blicken ließ - oder noch schlimmer: Slobags Leute. Jetzt, wo sie hier mit Terrible allein war, konnte sie unmöglich Lex anrufen und um Hilfe bitten. Der Gedanke ließ sie erschaudern. Oder wenigstens glaubte sie, dass es der Gedanke war.
    »Alles klar, Chess?«
    Sie räusperte sich und entzog sich seinen Händen. »Ja. Ja, alles in Ordnung. Ich will das hier nur schnell hinter mich bringen. Macht mich nervös.«
    »Ach, na komm. Hier gibt’s nichts, womit wir nich fertig werden, du und ich.« Der Lichtkegel setzte sich wieder in Bewegung.
    Sie drehte sich um und wusste nicht genau, was sie darauf antworten sollte, obwohl sie sich freute. »Ja, schätze, da hast du recht.«
    »Soll ich mal Red Berta anrufen und gucken, ob sie Zeit für ’n Schwätzchen hat? Wär doch gut, wenn wir da so bald wie möglich Bescheid wissen.«
    »Ja, okay.«
    Wo war denn bloß ihre Schnelligkeit? Dieser Tag brauchte irgendwie viel länger, um zu einem Ende zu kommen, als sie gehofft hatte. Vor ihrem inneren Auge erschien ihr Sofa, ihre lauwarme Wohnung, das kalte Bier im Kühlschrank. Sie seufzte.
    Normalerweise nahm sie kein Speed, wenn sie Arbeit vor sich hatte; sie wusste aus Erfahrung, dass es ihr körperliches Gespür für Geister abstumpfte, bis sie sie nicht mehr bemerkte. Aber im Moment war sie ja keinem Geist auf den Fersen. Dass ein Geist bei dieser Sache die Finger im Spiel gehabt hatte, war eine Tatsache; sie brauchte ihre Kräfte nicht, um das herauszufinden. Sie brauchte nur mehr Hinweise, eine Spur, und außerdem war sie verdammt müde. Immerhin schlug sie sich mit weniger als fünf Stunden Schlaf und leerem Magen durch die Winterkälte.
    Terrible gab ihr die Taschenlampe zurück und klappte sein Handy auf. Sie fragte sich, wie viele Nummern er wohl eingespeichert hatte. Mehr als drei, vermutete sie, und würgte eine Handvoll Nips runter.
    Ein

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