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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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paar verschmierte Ektoplasma-Spuren tauchten im Licht auf den Ziegeln auf, während Terrible hinter ihr ins Telefon brummte. Auch das war keine Überraschung, lediglich eine weitere Bestätigung. Ein Geist und sein Verbündeter. Einfach nur ein ganz normales, unheilvolles, psychotisches Pärchen.
    »Berta hat keine Zeit.«
    Sie drehte den Kopf und sah ihn mit reumütiger Miene dastehen. »Sagt, sie hat die Bude gerammelt voll. Hat alle Mädchen bei sich, damit sie sich nich auf der Straße rumtreiben. Versuch's später noch mal.«
    »Okay.«
    »Haste Hunger?«
    Mit dem ganzen Speed in der Blutbahn sicher nicht - oder jedenfalls würde sie den Hunger nicht mehr spüren, sobald es kickte. Aber eine Cola würde sie schaffen, und vielleicht auch ein paar Fritten oder so.
    »Zahlst du?«
    »Sicher.«
    »Okay, dann ja.« Ach, warum denn nicht. Im Restaurant war es wenigstens warm - sie wusste, wohin er sie einladen würde, in den üblichen Laden, ein Diner, das ein paar Häuserblocks von ihrer Wohnung entfernt lag. Er mochte die Shakes dort, und die Burger, die man ihm servierte, und aß ihren manchmal noch hinterher. Er bekam mehr Fleisch in seine Burger als die anderen Kunden, sodass sie sogar einigermaßen genießbar waren. Ihr war auch klar, dass es dort laut und voll und hell sein würde, und das war im Moment genau das Richtige.
    Ein bisschen Leben um sich herum konnte sie jetzt gut gebrauchen.

8
    Die Bestrafung von Verbrechen und Sünden ist das
    alleinige Vorrecht der Kirche. Sie beginnt im Leben und
    setzt sich nach dem Tode fort, dessen sei gewiss.
    Das Buch der Wahrheit, »Veraxis«, Artikel 220
    Die freien Stunden nach den Gottesdiensten am Feiertag konnte man sicher auf viele angenehmere Arten verbringen, aber Chess war nicht dazu in der Lage. Wirklich schade. Sie hatte noch ein paar frisch gedrehte Tüten zu Hause, eine Decke, in der nicht allzu viele Löcher waren, und eine Disc mit zehn Episoden von Roger Pyles Fernsehserie - eigentlich nicht gerade ihr Ding, aber sie fand, dass es ein ganz annehmbarer Nachmittag hätte werden können. Und ein annehmbarer Nachmittag war im Moment schon viel wert.
    Stattdessen ging sie den langen Korridor entlang, der das Hauptgebäude der Kirche mit den Nebengebäuden verband. Sie war auf dem Weg zu den noch weiter abseits gelegenen Geistergefängnissen. Den Akten zufolge befand sich Charles Remington in Gefängnis Nummer zehn, und Chess wollte sich vergewissern, ob er noch dort war.
    Sie wusste nicht, was ihr lieber wäre: ihn dort vorzufinden oder nicht.
    Ihre Schritte hallten von den Wänden des kahlen Ganges wider, sodass es klang, als wäre sie nicht allein. Als ob ihr eine ganze Armee in das sterile Elend von Gefängnis Nummer zehn folgte. Sie widerstand dem Drang, sich umzudrehen. Dieser Gang war Kirchenangestellten vorbehalten. Sie hatte den Zeigefinger auf das Lesegerät drücken und ihren Schlüssel benutzen müssen, um hineinzukommen; die Tür hatte sich automatisch hinter ihr geschlossen, und sie hatte kein Summen gehört, das ihr verraten hätte, dass noch jemand nach ihr hereingekommen war. Fahles graues Licht sickerte durch die Deckenfenster aus verdunkeltem Glas und mischte sich mit dem bläulichen Schein der speziellen Glühbirnen, die oben entlang der Wände angebracht waren. Von allen Orten in Triumph City, an denen sie sich im Moment hätte aufhalten können, war dies hier zweifellos der sicherste.
    Die Haare in ihrem Nacken schienen das nicht so ganz zu glauben, aber ihr Verstand tat es, und das war alles, was zählte. So schlimm die Geistergefängnisse waren - da gab es kein Vertun -, so schrecklich wie die Stadt der Toten waren sie nicht.
    Die meisten hätten das wohl anders gesehen, aber die empfanden die ewige Stille dort auch nicht wie ein erstickendes Vakuum.
    Chess drückte den Finger auf das Bedienfeld neben der Tür und drehte mit der rechten Hand den Schlüssel. Die Tür summte, öffnete sich, und Chess betrat den Vorraum des Gefängnisses.
    Goody Chambers, die Gefängnis-Goody, saß am Schreibtisch, die Bänder der schwarzen Haube sorgsam unter dem spitzen, haarigen Kinn verknotet. Manchmal fragte sich Chess, wie alt die Frau eigentlich genau war; sie schien in den neun Jahren, die Chess bei der Kirche war, keinen Tag gealtert zu sein. Vielleicht war sie ja schon im mittleren Alter vergreist und seitdem so geblieben.
    »Guten Morgen.« Die Goody griff nach ihrem Stift und verharrte damit über der Besucherliste. »Haben Sie eine Botschaft

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