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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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ganzen Körper wie bei schwerem Entzug; es juckte so schlimm, dass sie meinte, alle müssten sie auf dem Laufsteg zittern sehen. Die Macht vibrierte in ihr wie eine zehnfache Dosis Speed, als ihre Tätowierungen auf die Energie der Geister ansprangen und ihre Muskeln sich unter den hasserfüllten Blicken versteiften.
    Links von ihr sprühten Funken, und lange nicht geölte Zahnräder kreischten hoch in der rauchgeschwängerten, dünnen Luft. Sie brauchte eine Sekunde, bis sie begriff, was passierte, und sich erinnerte, was zu tun war, aber sie schaffte es gerade noch rechtzeitig und duckte sich hinter das heiße Eisengeländer, bevor der erste Metallkäfig darüber hinwegsauste. Alle ein bis zwei Stunden wurden die Geister zu einer neuen Folterstation verlegt. Einige bekamen auch eine Atempause. Chess wusste besser als irgendjemand sonst, dass dieser kurze Moment des Friedens die schlimmste Form der Quälerei sein konnte. Selbst einem Geist war klar, dass der Friede nicht von Dauer sein würde, er wartete lediglich auf die nächsten Schmerzen.
    Durch die Lücken im Geländer sah sie den Käfigen hinterher, aus denen Ektoplasma tropfte wie Schweiß.
    Sie erhob sich und setzte ihren Weg fort, wobei sie nur noch starr geradeaus blickte. Wie lange war sie jetzt schon hier unten? Fünf Minuten, sieben? Das letzte, was sie gebrauchen konnte, war eine plötzlich losheulende Alarmsirene.
    Der Laufsteg schlängelte sich zwischen den Feuern hindurch. Links von ihr stachen Eisenspitzen in die Käfige. Rechts wurden zwei durch hohe bläuliche Flammen geschwenkt. Und das waren die weniger harten Strafen. Die schweren kamen erst weiter hinten, wohin Chess bei ihrem Besuch nicht vordringen würde.
    Schweiß lief ihr in die Augen. Sie wischte ihn fort und nahm die nächste Biegung. An jedem Käfig prangte eine Hinweistafel mit dem Namen des Geistes; Remington sollte sich eigentlich in diesem Abschnitt befinden.
    Und so war es auch.
    Sein Käfig hing kopfüber über einem Becken mit kochendem Wasser, wurde abgesenkt und verharrte lange Augenblicke, bevor er endlich wieder hochgezogen wurde. Zum Glück konnte sie während der Aufwärtsbewegung einen ausreichend genauen Blick auf den Insassen erhaschen: Der Geist war in der Tat Charles Remington.
    Aber vielleicht war es doch kein so großes Glück. Sosehr es sie auch befriedigte zu sehen, wie er seine gerechte Strafe erhielt - die Fotos aus der Leichenhalle und von den leeren Augenhöhlen würden sie noch lange verfolgen -, es warf doch eine Reihe neuer kniffliger Fragen auf.
    Remington war im Gefängnis, sein Geist in Eisen geschlagen und der Folter ausgeliefert und deshalb logischerweise nicht auf den Straßen von Triumph City als Prostituiertenmörder unterwegs.
    Aber wenn der Täter nicht Remington war - wer dann?
    Zu dieser Tageszeit hielten sich nur eine Handvoll Menschen in der Bibliothek auf; die Goody der Bibliothek - heute war es Goody Martin - und ein paar Studenten, die in der hintersten Ecke in der Grundlagenabteilung die Köpfe zusammensteckten. Chess hatte ihre neugierigen Blicke schon einige Male gespürt und sie ignoriert. Es ging sie nicht das Geringste an, wer sie war, was sie hier tat oder warum ihr das Haar in verschwitzten Strähnen vom Kopf abstand.
    Bisher war alles vergeblich gewesen. Ein Geist brachte Nutten um, und sie war absolut ratlos, wie sie ihm auf die Spur kommen oder ihn gar finden sollte, es sei denn, sie ertappte ihn auf frischer Tat. Und einer der Frauen vorzuschlagen, als Köder zu fungieren, kam überhaupt nicht infrage. Nicht nur aus Menschenfreundlichkeit; sie konnte nicht einschätzen, wie Bump oder Lex reagierten, wenn sie den Tod einer ihrer Nutten verursachte.
    Natürlich konnten die Lamaru dahinter stecken. Aber sie glaubte nicht, dass sie es waren, diesmal nicht. Sie bekannten sich immer zu ihren Verbrechen. Und eigentlich sah sie auch keine überzeugende Verbindung zwischen ein paar toten Nutten und dem fanatischen Kampf der Lamaru für den Sturz der Kirche.
    Chess schüttelte den Kopf und holte ihre Kamera hervor. Das Symbol, das auf Daisys Brust eingebrannt gewesen war, musste ihr doch irgendetwas sagen können.
    Tat es aber nicht. Das Foto blieb so stumm wie Daisy selbst. Sie hatte dieses Symbol noch nie zuvor gesehen, da war sie sich ganz sicher.
    Okay, aus Runen bestand es also nicht. Was dann?
    Sie griff nach Stift und Notizbuch und schlug eine leere Seite auf. Symbole zu kopieren konnte gefährlich sein. Die meisten mussten bloß

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