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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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gezeichnet werden, um ihre Kraft zu entfalten, und da sie keine Ahnung hatte, was dieses hier bedeutete oder wozu es gut war, würde sie es sicher nicht eins zu eins tun. Stattdessen wollte sie die einzelnen Elemente getrennt voneinander darstellen und dann nach und nach zusammensetzen.
    Wahrscheinlich würde auch das nichts nützen. Selbst wenn sie erkannte, was die einzelnen Teile darstellten, wüsste sie immer noch nicht, was sie zusammen bedeuteten. Aber es war besser als nichts, und irgendetwas musste sie schließlich tun.
    Wenn sie dieser Linie weiter folgte, konnte der Teil dort ein A sein ... vielleicht war dieser Abschnitt eine Rune, Higam vielleicht? Allerdings war Higam ein Schutzzeichen, und ihr leuchtete nicht ein, wieso jemand eine Schutzrune auf die Brust einer Frau brennen würde, die er gleich rituell töten wollte.
    Mist! Wenn sie doch nur wüsste, was zu welcher Ebene gehörte und welche der Elemente sich überschnitten, dann könnte sie mit diesem Scheißding viel schneller vorankommen. So aber ...
    »Guten Morgen, Cesaria. Geht es dir gut?«
    Schuldbewusst krampfte sie die Finger zusammen und versuchte, das Papier zu zerknüllen, hielt sich aber zurück, bevor sie die ganze Seite aus dem Notizbuch riss. Schließlich konnte man niemanden wirksamer überzeugen, dass etwas Unrechtes vor sich ging, als wenn man direkt vor seinen Augen Beweise vernichtete.
    Wahrscheinlich würde der Älteste Griffin sowieso keinen Verdacht schöpfen, aber trotzdem. »Ausgezeichnet, Sir. Und Euch?«
    Er nickte. Ohne den Hut stand ihm das graue Haar wellig vom Kopf ab und leuchtete im Schein der Deckenlampen.
    Er nahm ihr gegenüber Platz und faltete die geschmeidigen Hände vor sich auf der Tischplatte. »Wie geht es mit dem Fall voran?«
    »Ganz gut, schätze ich. Wenn ich morgen Abend zurückkomme, weiß ich mehr.«
    »Ausgesprochen interessant, das Ganze«, sagte er. »Ich muss zugeben, dass ich selbst auch so meine Zweifel habe.«
    »Zweifel?«
    »Roger Pyle genießt einen so ausgezeichneten Ruf als Ehrenmann und Wohltäter. Allein seine Stiftung zur Drogenprävention ... Na ja, du wirst die Informationen in der Akte ja gesehen haben.«
    Stiftung zur Drogenprävention? Mist, das hatte sie noch nicht recherchiert. Noch nicht. Sie hätte es noch getan, hatte es auch nicht vergessen, es war nur, dass sie noch nie etwas von der Tageslicht-Stiftung gehört hatte. Was mit Drogenprävention zu tun hatte, war nicht wirklich ihr Ding.
    Sie nickte und rang sich ein verkrampftes Lächeln ab. »Natürlich. Er ist ein sehr netter Mann.«
    Allerdings war er bei ihrer Begegnung auch vollkommen zugedröhnt gewesen. So ein Heuchler!
    »Meinst du, dass du schnell zu einem Urteil gelangen wirst?«
    »Auf jeden Fall.« Sie nickte bekräftigend.
    »Ausgezeichnet. Mir gefällt seine Serie wirklich sehr. Ich hoffe inständig, dass er sich in jeder Hinsicht als unschuldig erweist.«
    »Aber Ihr würdet ihm doch sicher auch keine Heimsuchung wünschen.«
    Er stieß ein kurzes Lachen aus, wie sie es ihm nur selten entlocken konnte. »Selbstverständlich nicht. Aber es heißt, er habe einige ziemlich ... skrupellose Partner. Na ja, das lässt sich in seiner Branche wohl kaum vermeiden, nehme ich an. Ich wünsche niemandem etwas Böses, Cesaria, aber ich wäre doch sehr enttäuscht zu hören, dass jemand, der so vielen Menschen Freude bereitet, sich als Lügner und Verbrecher entpuppt, als jemand, der zum eigenen Vorteil die Wahrheit leugnet.«
    Seine schwarz umrandeten Augen funkelten schwach, als er den Kopf schüttelte. »Es tut mir leid, Cesaria. Ich neige wohl heute etwas zum Philosophischen.«
    »Kann ich Euch irgendwie helfen, Sir?« Erst als sie es ausgesprochen hatte, begriff sie, wie ernst es ihr damit war. Es lag nicht nur daran, dass sie ihn immer schon gemocht hatte; sie verspürte vor allem den Drang, sich mit Problemen zu befassen, für die es eine eindeutige Lösung gab. Oder wenigsten mit Problemen, die zur Abwechslung mal jemand anderen betrafen.
    Aber er schüttelte den Kopf. »Danke, nein. Das geht vorbei. Woran arbeitest du gerade?«
    »Was?« Sie bedeckte das Papier so gut sie konnte mit der Hand, aber anscheinend war es nicht genug. Ein paar von den Skizzen und halb fertigen Runen, die sie gezeichnet hatte, guckten unter der Handfläche hervor. »Ach nichts. Ich kritzele nur so vor mich hin.«
    »Darf ich mal sehen?«
    Scheiße. Wie konnte sie jetzt noch Nein sagen, ohne sich verdächtig zu machen? Überhaupt nicht.

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