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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Kym, während sie die Gabel in die Schokoladensoße tauchte, die am Tellerrand verteilt war, und sich in den Mund steckte, »iss nicht so viel davon. Du hast sowieso schon zugenommen.«
    Arden spießte einen gewaltigen Bissen auf und schaufelte ihn sich in den Mund.
    »Arden! Was habe ich dir gerade gesagt?«
    »Ist mir doch egal!«
    »Mir aber nicht.«
    »Jetzt lass sie doch in Ruhe ihren Nachtisch essen«, sagte Fletcher. Er lehnte sich zurück und hängte einen Arm über die Stuhllehne, eine Pose, die unzweifelhaft seine muskulöse Brust unter dem legeren weißen Hemd zur Geltung bringen sollte. Er zwinkerte Arden zu, die mit einem Lächeln antwortete.
    »Siehst du? Oliver mag mich so wie ich bin.«
    »Oliver ist aber nicht deine Mutter.«
    »Ich wünschte, er wäre es.«
    Chess ging es auf die Nerven, wie sich die beiden beharkten. Warum konnten sie nicht einfach den Mund halten?
    Der Wortwechsel wurde immer hitziger und entwickelte sich zu einem lautstarken Streit. Jeder Muskel in Chess’ Körper verkrampfte sich. Sie sollte sich das nicht mit anhören, es war, als hätten sie vergessen, dass sie einen Gast hatten. War sie wirklich hier? Warum eigentlich?
    Die Hand mit der Gabel zitterte, als sie einen weiteren Bissen vom Nachtisch nahm. Es war irgendein Kuchen mit Sahne obendrauf. So etwas rührte sie normalerweise nie an; es war ekelhaft süß und überzog ihre Zunge mit einem klebrigen Film. Es war, als würde man Schmalz schlucken.
    Eigentlich sogar ganz genau so.
    Das war eine Erinnerung, die sie keinesfalls auffrischen wollte. Sie wollte keine von ihren Erinnerungen auffrischen. Zu schlimm. Alles kam wieder, das wusste sie genau, es lauerte ihr auf wie die Geister, die angeblich oder tatsächlich im Haus der Pyles umgingen, und wartete nur auf einen Moment der Schwäche, um sich auf sie zu stürzen.
    Ardens Gezeter verlor jeden Zusammenhang, und die schrillen Erwiderungen schabten wie Fingernägel über Chess’ Gehirn. Endlich stampfte sie aus dem Zimmer, dass der Boden bebte.
    Erleichterte Stille machte sich breit. Chess jedenfalls war erleichtert. Die anderen wirkten peinlich berührt. »Ich rede mal mit ihr«, sagte Oliver und warf die Serviette mit wohlkalkulierter Nachlässigkeit auf das schneeweiße Tischtuch.
    »Nein«, sagte Kym. »Niemand kann vernünftig mit diesem Mädchen reden. Ich weiß einfach nicht, was wir mit ihr anstellen sollen. Es gibt eine Kirchenschule außerhalb von Arkadia, von der ich gelesen habe. Da werden sie ihr die Flausen schon austreiben. Finden Sie nicht auch, dass eine kirchliche Erziehung das Beste wäre, Miss Putnam?«
    »Was? Oh, äh, ja.«
    »Glauben Sie, dass man Arden dort helfen könnte?« Ihr stählerner Blick nagelte Chess auf ihrem Stuhl fest wie einen Käfer unter dem Vergrößerungsglas.
    »Mit Arden ist alles in Ordnung, das sind nur die üblichen Pubertätsprobleme«, meinte Fletcher. »Mein Angebot, dass sie eine Weile bei mir bleiben kann, gilt nach wie vor, das wisst ihr
    »Das können wir dir nicht zumuten«, sagte Kym. Chess warf einen Blick zu Pyle, der immer noch reglos auf seinem Platz saß. War er schon wieder stoned? Wo bewahrte er nur seine Drogen auf? Vielleicht könnte sie sich ins Büro schleichen und sie aufstöbern. Sie hatte ihre Alarmanlage schon unter dem Teppich hervorgezogen, die könnte sie doch vor der Bürotür aktivieren. Vielleicht gab es da drinnen irgendwas zu holen.
    Und wenn sie erwischt wurde? Scheiß drauf. Im Moment war ihr das völlig egal. Sie brauchte ihre Pillen. Sie brauchte irgendein Dope, egal was. Sogar ein anständiges Erkältungsmittel wäre schon etwas. Einfach ... irgendwas. Sie wischte sich erneut über die Stirn und stand auf. Die Gabel fiel scheppernd auf den Teller.
    »Entschuldigen Sie mich. Das Essen war vorzüglich, vielen Dank, aber ich ... ich ziehe mich dann für den Rest des Abends zurück, wenn ich darf.«
    »Aber das brauchen Sie nicht.« Pyle meldete sich das erste Mal zu Wort. »Wirklich nicht. Wir wollten uns noch einen Film ansehen, Olivers neustes Werk. Ist noch gar nicht erschienen. Wenn Sie schon die Nacht im Spukhaus verbringen müssen, sollten sie doch wenigstens irgendwie dafür entschädigt werden, oder?
    Ihr Lächeln fühlte sich mehr nach einer Grimasse an. »Bitte, nein, ich möchte sie wirklich nicht stören. Ich ... ich werde jetzt lieber gehen. Aber vielen lieben Dank auch.«
    »Sind Sie sicher?«
    Sie nickte. Wenn er nicht auf der Stelle den Schnabel hielt, würde sie sich umdrehen

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