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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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ich am Sonntag vorhabe. Sie schlagen vor, gemeinsam zu kochen. Ich bin erleichtert. Dann höre ich die zweite Nachricht ab. Es ist Heribert. »Halloooooooo? Wo bist du?«, fragt er gutgelaunt und mit melodischer Stimme. »Amüsierst du dich etwa wieder ohne mich? Ruf mich doch bitte an. Ich würde mich so freuen, deine Stimme zu hören.« Die Nachricht ist von 22.23 Uhr. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Jetzt ist es kurz vor zwei. Mein Herz klopft immer schneller. Dann die dritte Nachricht. Es ist wieder Heribert. Jetzt klingt seine Stimme nicht mehr so fröhlich. Er macht sich Sorgen. »Ruf mich doch bitte an, sobald du die Nachricht abhörst. Ich bin noch etwa vier Stunden in Jacksonville. Ich liebe dich«, sagt er, dann legt er auf. Dieser Anruf war vor einer Stunde. Ich schäme mich. Warum war ich so lange auf der Party? Ich habe mir doch extra vorgenommen, früh nach Hause zu gehen. Ich bin eine schlechte Freundin. Was bin ich für eine egoistische Kuh, schimpfe ich mit mir selbst. Ich überlege, was ich jetzt tun kann. In spätestens fünf Minuten bin ich zu Hause, dann könnte ich ihn direkt auf seiner US-Handynummer anrufen. Meine Schritte werden noch schneller. Oder ich rufe ihn gleich jetzt an, denke ich. Immerhin macht er sich Sorgen. Kaum habe ich den Gedanken zu Ende gedacht, wähle ich seine deutsche Handynummer. Die Roaming-Gebühren sind mir gerade egal. Nach nur einem Klingeln ist er am Apparat.
    »Hallo, mein Engel, geht es dir gut?«
    »Ja, es geht mir gut. Mach dir keine Sorgen. Es tut mir so leid. Ich war auf einer Party. Ich hatte keinen Empfang«, plötzlich kullern Tränen über meine Wangen. Ich bleibe stehen und schluchze ins Telefon.
    »Nancy, weinst du?«, fragt Heribert besorgt.
    Ein bejahendes Quieken schafft es aus meinem Mund. Warum weine ich jetzt? Gerade habe ich noch gutgelaunt auf einer Party getanzt, jetzt laufen mir die Tränen über die Wangen.
    »Was ist denn los?«, fragt Heribert irritiert.
    »Ich weiß nicht. Ich ärgere mich über mich selbst. Ich habe den ganzen Tag auf deinen Anruf gewartet. Und dann war ich auf dieser Party.«
    »Aber das ist doch nicht schlimm. Die Hauptsache ist doch, dass es dir gutgeht.«
    Ich sage nichts.
    »Wir sind übrigens in einen Sturm geraten. Du hast sicher davon gehört. Der Sturm hat schlimme Verwüstungen auf Jamaika und Haiti hinterlassen.«
    »Oh, nein, ich habe gar nichts gehört. Geht es dir gut? Ist alles okay?«, frage ich besorgt. Ich bin schockiert. Warum weiß ich nichts von diesem Sturm? Ich bin Journalistin, jeden Tag verfolge ich die Nachrichten, lese Agenturmeldungen. Von einem Sturm in der Karibik habe ich nichts mitbekommen.
    »Ja, alles okay. Wir wurden nur etwas durchgeschüttelt. Wir mussten den Kurs ändern. Deshalb haben wir nun fast einen Tag Verspätung.«
    »Ich bin gleich zu Hause. Kann ich dich auf deiner US-Nummer erreichen?«
    »Die SIM-Karte funktioniert leider nicht. Ich weiß nicht, warum. Und das Internet funktioniert heute auch nicht. Wir haben einen ungünstigen Liegeplatz erwischt. Es tut mir leid. Ich muss jetzt auch wieder los.«
    »Aber ich dachte, wir telefonieren?«
    »Es tut mir leid, Nancy, aber ich habe gerade keine Zeit. Ich muss ballasten, und dann fahren wir auch schon weiter. Ich melde mich von Port Everglades wieder bei dir.«
    »Okay«, sage ich. »Ich liebe dich! Pass auf dich auf!«
    »Ich liebe dich. Tschüs, mein Engel! Und feiere noch schön.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich.«
    Dann legt er auf. Es ist mitten in der Nacht, ich stehe auf dem Fußweg, Tränen laufen mir über die Wangen. Ich habe mich so sehr auf dieses Telefonat gefreut, und jetzt ist es schon wieder vorbei. Ich überlege kurz, ob ich zurück zur Party gehen soll. Ich hatte doch eben noch so viel Spaß. Jetzt stehe ich hier wie ein Häufchen Elend. Ganz langsam laufe ich auf meinen hohen Schuhen nach Hause.

    Als ich in die Wohnung komme, gehe ich direkt ins Arbeitszimmer. Ich lasse mich auf den Schreibtischstuhl fallen und schalte meinen Rechner ein. Ich fange an, im Internet zu recherchieren. Warum weiß ich nichts von diesem Sturm? Ich muss lange suchen, bis ich etwas finde. »Tropensturm entwickelt sich zu Hurrikan; Jamaika, Haiti und Dominikanische Republik in Gefahr«, lese ich auf einer internationalen Wetterseite. Der Artikel ist auf Englisch und drei Tage alt.
    Ich kann es noch immer nicht fassen. Mein Freund befindet sich in einem Hurrikan, und ich ahne noch nicht einmal etwas davon. Wahrscheinlich

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