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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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Wochenende mit meinen Freundinnen durch die Clubs. Ich wohne in einer riesigen Wohnung und teile mir die Miete mit einem Mann, der gar nicht da ist. Viele andere würden mich sicher beneiden.
    Morgens liegt niemand mehr im Bett, wenn ich aufstehen und ins Büro muss. Ich kann beim Duschen das Radio laut aufdrehen, ohne Rücksicht zu nehmen. Ich kann nach Herzenslust mit dem Staubsauger durch die Wohnung spazieren, ohne meinen Putzfimmel rechtfertigen zu müssen. Ich genieße die Ordnung und die Sauberkeit. Wenn ich am Abend nach Hause komme, sieht alles genauso aus, wie ich es am Morgen hinterlassen habe. Ich kann auch länger im Büro bleiben und arbeiten, ohne mich dafür entschuldigen zu müssen. Und das Beste ist: Niemand fragt mich, wo seine Schlüssel liegen oder ob ich seine Brille gesehen habe.
    Die vier überflüssigen Kilogramm habe ich auch wieder verloren. Und das ganz ohne Mühe. Ich treibe wieder mehr Sport, ich ernähre mich gesünder. Fleisch esse ich fast gar nicht mehr. Natürlich fehlt Heribert mir trotzdem. Natürlich möchte ich mal wieder in den Arm genommen werden. Ich vermisse es, ihn zu küssen, neben ihm einzuschlafen und neben ihm aufzuwachen. Mir fehlt sein Lachen. Und ich sehne mich danach, von ihm gestreichelt zu werden. Zärtlichkeiten fehlen mir viel mehr als Sex. Aber im Moment leide ich nicht. Was auch daran liegen mag, dass ich so selten von ihm höre. Während er sich am Anfang der Reise alle paar Tage gemeldet hat, werden die Abstände nun immer größer. Aber das hat auch seine Vorteile. Manchmal denke ich, dass es schlimmer wäre, eine ganz normale Fernbeziehung zu führen. Eine, in der man sich jedes Wochenende sieht, jedes Wochenende für den Partner frei hält. In einer Fernbeziehung muss man durch die halbe Republik reisen, freitags hin, sonntags zurück. Und weil die Erwartungen an den anderen und die gemeinsame Zeit viel zu hoch sind, kommt es dann auch noch regelmäßig zum Streit. Bei Heribert und mir ist es dagegen ganz harmonisch. Wir sehen uns nicht, wie sollen wir da streiten? Wenn wir uns am Telefon hören, sind wir meist unendlich lieb zueinander. Die Briefe und E-Mails triefen geradezu vor schmalzigen Liebesbekundungen. Ich glaube auch, dass es schlimmer wäre, wenn Heribert in den USA, Australien oder Brasilien leben würde. Die Zeitverschiebung macht es bei solchen Beziehungen schwer, regelmäßig miteinander zu telefonieren. Außerdem ginge das auch schon deshalb nicht gut, weil ich viel zu eifersüchtig wäre. Wenn Heribert mir davon erzählen würde, dass er gleich auf eine Party gehe, oder davon, dass er eine neue, total nette Kollegin habe, würde ich wahrscheinlich wahnsinnig werden.
    Ich bin froh, eine Seemannsbraut zu sein. Heribert ist unterwegs auf einem Schiff. Gemeinsam mit nur einer Frau, 24 anderen Männern und Tausenden Containern.
    *
    Nachdem Heribert sein Studium im Sommer 2005 beendet hatte, heuerte er bei einer Hamburger Containerschiff-Reederei an. Ich wohnte zu der Zeit schon in Berlin, er noch in Bremen. Am 7. Juli 2005 verabschiedeten wir uns am Berliner Flughafen Tegel. Er musste nach Singapur, um dort an Bord seines Schiffes zu gehen. Sein erster Brief erreichte mich am 3. August 2005. Abgestempelt wurde er in Durban (Südafrika).

    Indischer Ozean, 19. 07. 2005
     
    Liebe Nancy,
    endlich habe ich Zeit, dir zu schreiben. Ich hatte in den vergangenen Tagen unglaublich viel zu tun. Aber nun erst einmal der Reihe nach.
    Ich war ganz schön traurig, als ich dich am Flughafen hinter der Scheibe stehen sah. Auf der einen Seite war ich natürlich froh, dass es nach all den Jahren des Studiums nun richtig mit der Seefahrt losging. Ich war endlich Dritter Offizier, mein erster Einsatz stand mir bevor. Aber auf der anderen Seite hast du mir schon in dem Moment gefehlt, in dem wir uns zum letzten Mal geküsst haben. Ich weiß nicht, ob dieses zwiespältige Gefühl mich so verwirrt hatte oder die Gedanken daran, was noch so kommen würde, auf jeden Fall ließ ich erst einmal meine Jacke bei der Sicherheitskontrolle liegen. Als ich sie wiederfand, war es auch schon Zeit, ins Flugzeug zu steigen. Der Flug nach Frankfurt verlief ganz gut. Aber leider hatten wir eine knappe Stunde Verspätung, so dass das Treffen mit Maria nur sehr kurz ausfiel. Sie kam für ihren Bruder extra aus Wiesbaden angefahren, und wir hatten nur eine Viertelstunde Zeit. Ich habe mich aber trotzdem sehr gefreut, sie zu sehen. Sie wünschte mir eine gute Reise und hat mir ein

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