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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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als sonst. Als ich vorsichtig nach seiner Hand griff, zuckte er zusammen und zog sie von mir weg. Er lächelte mich entschuldigend an. Ich hätte fast geweint.
    »Wir sind da«, sagte ich, als wir vor unserem neuen Haus standen. Heribert sah ungläubig an der Fassade nach oben. »Möchtest du selbst aufschließen?«, fragte ich vorsichtig. Seine Schlüssel hatte ich ihm schon am Flughafen überreicht. Er wollte nicht. Also ging ich voraus. Heribert sah sich die Klingelschilder an. Er entdeckte seinen Namen an einem fremden Haus. Meine Hände zitterten, als ich den Schlüssel im Schloss umdrehte. Wir gingen vorbei an den Briefkästen. Ich zeigte ihm, wo unsere Namen standen. Er nickte stumm. Ich wollte einen Scherz machen, die Situation irgendwie auflockern. Mir fiel nichts ein. Schweigend stiegen wir die Treppen hinauf.
    »Hier wohnen wir«, sagte ich und deutete mit dem Kopf auf eine Wohnungstür. Heribert schwieg noch immer. Da stand er nun, seinen schweren Seesack auf dem Rücken, nicht ahnend, was gleich passieren würde. Ich schloss die Tür auf und ließ ihn als Erstes hineingehen. Er betrat den Flur, der etwa dreimal so groß war wie der Flur unserer alten Wohnung. Heribert setzte seinen Seesack vorsichtig ab, breitete die Arme aus und strahlte mich an.
    »Endlich Platz«, rief er freudig. Dann ging er langsam von Zimmer zu Zimmer. Ich lief hinter ihm her. Ich beobachtete ihn. Ich folgte seinen Blicken. Als Erstes ging er ins Bad. Er war begeistert von der Badewanne. Im Wohnzimmer sah er zuerst nach seinem Fernseher. Er war erleichtert, als er ihn dort stehen sah. Er machte ihn sogar kurz an. Er funktionierte, alles war gut. Dann ging er auf den Balkon. Er wollte sehen, ob dieser auch groß genug für seine Hängematte war. Der neue Balkon bot genug Platz für drei Hängematten. Wieder machte er ein zufriedenes Gesicht.
    Die Besichtigung dauerte etwa 20 Minuten. Als Letztes ging Heribert ins Schlafzimmer. Er sah sich kurz um, setzte sich auf die Bettkante und ließ sich mit ausgebreiteten Armen auf die Matratze fallen. Als er dort lag, sah er mich an und machte eine einladende Geste. Ich setzte mich neben ihn, und auch ich ließ mich nach hinten fallen. Dann umarmte er mich. Sein Gesicht war über meinem Gesicht. Er gab mir einen Kuss und sagte einen Satz, den ich nie vergessen werde: »Nancy, ich gratuliere. Jetzt hast du auch die letzte Prüfung einer Seemannsbraut bestanden.« Wir mussten beide lachen.

    Das Telefon klingelt und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sitze noch immer im Flur, neben mir liegen die Einkäufe. Ich sehe auf das Display. Es ist die Nummer meiner Eltern.
    »Hallo«, sage ich leise.
    »Hallo, mein Kind. Jetzt sind sie gerade wieder gefahren. Die Kleine ist so süß. Du hättest sie sehen müssen. Hach, wann machst du mich endlich zur Oma?«, fragt meine Mutter gutgelaunt.
    »Wie denn? Durch Windbestäubung?«, meine Stimme klingt sehr hart. Ich erschrecke selbst ein bisschen. Meine Mutter merkt sofort, dass etwas nicht stimmt.
    »Oh, nein. Was ist passiert?«
    »Mama, er kommt nicht nach Hause. Sie haben keine Ablösung für ihn. Der eine Kapitän ist krank und der andere musste …«, noch bevor ich den Satz zu Ende sagen kann, versagt meine Stimme. Jetzt heule ich wie ein Baby.
    Meine Mutter hört sich alles an, dann tröstet sie mich. Irgendwann geht es mir wieder etwas besser. Meine Mutter überredet mich sogar dazu, noch zu Nicoles Abschiedsparty zu gehen.
    »Mir ist nicht nach feiern«, sage ich.
    »Die Ablenkung wird dir guttun!«, erwidert sie. »Und wenn man keine Lust hat, wird es meistens umso schöner.« Wahrscheinlich hat sie recht, denke ich. Ich ziehe mich um und mache mich auf den Weg.

    Als ich bei der Party ankomme, ist der Geräuschpegel so hoch, dass mir der Schädel brummt. Alle Leute hier sind gut gelaunt. Sie lachen und tanzen. Ich fühle mich fehl am Platz. Noch in der Tür überlege ich, ob ich schnell wieder umdrehen und gehen soll. Doch in dem Moment kommt Nicole auf mich zu. Sie umarmt mich zur Begrüßung, hakt sich bei mir ein und zieht mich am Arm zur Garderobe.
    »Ich muss dir etwas erzählen«, flüstert sie mir ins Ohr.
    »Oh, Gott, ist was passiert?«
    »Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes. Nur etwas unerwartet.«
    Dann macht sie eine Pause und sieht mich an.
    »Ich bin schwanger.«
    »Du bist was?«, frage ich erschrocken. Ich versuche, ihrem Gesicht etwas abzulesen. Freut sie sich? Ist sie geschockt? Ich kann nichts erkennen.
    »Psst! Nicht so

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