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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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füllte
seinen Becher.
    »Ich sehe schon, das D1 ist auch nicht mehr, was es
mal war«, seufzte Wolf und ließ sich gegenüber von Jo und Terry auf einen der
Stühle fallen.
    »Ich könnte einen Lkw für Sie beschaffen, Chef«, bot
sich Terry an.
    »Donnerwetter, du lernst schnell«, stellte Wolf
anerkennend fest und fischte einen Geldschein aus einer Tasche. »Hier, ich halt
euch frei. Für jeden einen, das muss reichen; ein voller Bauch studiert nicht
gern. Und beeil dich, uns läuft langsam, aber sicher die Zeit davon.«
    Schon drei Minuten später war Terry wieder zurück,
bald roch es durchdringend nach Leberkäs.
    »Jo, du fängst an«, bestimmte Wolf mit vollem Mund.
»Also, was haben wir?«
    »Immerhin eine erste heiße Spur!« Jo wirkte richtig
aufgekratzt. Sie legte ihren Wecken auf einer Serviette ab, um ungehindert
vortragen zu können. »Den Kollegen im Labor ist es gelungen, die verfremdete
Stimme des anonymen Anrufers beim ›Seekurier‹ zu identifizieren.«
    »Jetzt bin ich gespannt.«
    »Halten Sie sich fest: Es war Dieter Leschek … unser Leschek! Endlich kommen wir voran, Chef.«
    Wolf blickte skeptisch. »Wie kommst du darauf? Spuckt
die Stimmanalyse jetzt schon Namen aus?«
    »Ganz einfach. Ich hab unter einem Vorwand Alex
Rottmann angerufen und mich von ihm mit Leschek verbinden lassen. Das Gespräch
habe ich mitgeschnitten. Mayer zwo hat bei einem Stimmvergleich unseren Freund
Leschek herausgefiltert, jeder Zweifel ist ausgeschlossen.«
    »Eine ziemlich krumme Tour«, knurrte Wolf, und doch
war eine gewisse Hochachtung in seiner Stimme nicht zu überhören. »Hoffentlich
erfährt Schneidewind nichts davon.«
    »War ein Schuss ins Blaue und nicht ganz legal, das
muss ich zugeben. Aber schließlich heiligt der Zweck die Mittel. Der Mann ist
übrigens mehrfach vorbestraft, hier hab ich seine Akte.«
    »Oha! Sehr gut! Sonst noch was?«
    »Ja, und das ist fast noch besser: Vor wenigen Minuten
hat der Geschäftsführer der Bregenzer Bootsvermietung zurückgerufen, dem hatte
ich ein Foto von Leschek geschickt, hier aus der Akte. Er hat den Mann sofort
wiedererkannt. Kein anderer als Leschek hat die ›Luisa‹ gechartert.«
    »Sieh mal einer an! Leschek ist also Suhrbier … warum
wundert mich das nicht?«
    »Damit dürfte seine Deadline abgelaufen sein – oder
reicht das noch nicht für eine Festnahme?«, wollte Terry wissen.
    »Jetzt hör endlich auf mit dieser verdammten
Anglo-Manie«, platzte Wolf der Kragen, »sonst … sonst wirst du … immediately outgesourct !«
    Doch so schnell ließ sich Terry nicht ins Boxhorn
jagen. »Seit wann gibt es eine Dienstverordnung, die den Gebrauch gängiger
Fremdwörter verbietet?«, maulte er zurück.
    Für einen Moment war Wolf perplex. Der Junge wusste
sich seiner Haut zu wehren. Respekt.
    »Wo er recht hat, hat er recht«, stieß Jo ins gleiche
Horn, um sich anschließend direkt an Terry zu wenden: »Trotzdem wäre es gut, du
würdest dich etwas zurücknehmen. Weniger ist oft mehr – da denke ich wie der
Chef. Stell dir vor, er würde uns ständig mit französischen Ausdrücken
beharken, nur weil er gut Französisch spricht.«
    »Im Übrigen«, fuhr Wolf einigermaßen besänftigt fort:
»Ob wir einen Haftbefehl bekommen, muss sich erst noch zeigen. So weit sind wir
noch nicht. Was ist mit der Fahndung nach Studer? Schon was eingegangen?«
    »Leider nein«, bedauerte Terry.
    »Dafür haben die Hamburger endlich reagiert.« Jo hielt
eine Akte hoch. »Nach ihren Angaben waren Kauder und Abul ganz gewöhnliche
Kriminelle. Mit religiösem Fanatismus hatten die nie was am Hut, mit
islamistischem schon gar nicht. Zumindest enthält ihre Akte keine
diesbezüglichen Einträge, und auch eine Befragung der Nachbarn hat
diesbezüglich nichts ergeben. Demnach lagen Sie richtig mit Ihrer Vermutung,
Chef. Der Islamistenspuk war nur vorgeschoben.«
    Wolf nickte grimmig, ohne sein Kauen zu unterbrechen.
»Wurde Rottmanns Wagen schon gefunden?«, fragte er.
    »Ja. Vor einer Stunde. In Konstanz, ganz in der Nähe
des Münsters. Der Wagen wird gerade von der KTU auseinandergenommen.«
    Mitten in die aufkommende Stille hinein schrillte
Wolfs Handy. Er hatte sich kaum gemeldet, da bildete sich eine steile Falte
zwischen seinen Brauen. »Wo, sagtest du, ist das?«, hakte er nach. »Okay, wir
kommen.« Dann unterbrach er die Verbindung.
    »Eine brennende Motorjacht, die Wapo-Kollegen sind
bereits vor Ort. Der Haftbefehl für Leschek muss leider warten. Jo, du kommst
mit. Und

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