Seepest
über die
Stuhllehne warf. »Wenn Sie meinen, dass Sie dann schneller Erfolg haben – bitte
sehr!«, antwortete er aufgebracht.
»Aber nein, so war das nicht gemeint«, ruderte Alex
postwendend zurück. Zu spät war ihm aufgegangen, dass er mit seiner unbedachten
Äußerung sein Lieblingsprojekt gefährden könnte. »So war das wirklich nicht
gemeint, entschuldigen Sie meine Impulsivität, Dr. Stratton. Bin heute
wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden. Bitte machen Sie weiter, ich bin
sicher, Sie kriegen das hin.«
In diesem Augenblick vernahm er hinter sich ein
Räuspern. »Äh … Herr Rottmann …«
Ungehalten fuhr Alex herum. Unter der Tür stand
Lindchen, verlegen lächelnd wies sie auf Karin Winter, die der
Auseinandersetzung mit offensichtlichem Interesse gefolgt war.
»Was soll das? Wie lange steht ihr schon hier?«,
fauchte Alex die beiden an.
»Entschuldigen Sie, Herr Rottmann. Frau Winter wollte
Sie nur kurz etwas fragen, und da dachte ich –«
»Ja, ich bin auch gleich wieder weg«, warf Karin ein.
»Haben Sie eine Sekunde für mich, Herr Rottmann … unter vier Augen, wenn’s
recht ist?«
Mit einer unwilligen Handbewegung forderte Alex
Lindchen zum Verschwinden auf. Danach fasste er Karin grob am Arm und zog sie
hinter sich her, hinaus auf den Flur. Als die Labortür zugefallen war,
herrschte er sie halblaut an: »Sag mal, spinnst du, einfach hier aufzukreuzen?
Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was bei uns gerade abgeht?« Er schlug,
die Hand noch immer an ihrem Ärmel, den Weg Richtung Verwaltungsgebäude ein.
»Bitte beruhige dich, genau darauf zielt ja meine
Frage«, antwortete sie beinahe flüsternd. »Ich habe soeben erfahren – bitte
frag mich jetzt nicht, von wem – dass man deinen Onkel entführt hat. Offen
gestanden bin ich hier, um die Nachricht von dir bestätigt zu bekommen. Und um
dich zu fragen, ob die Entführung nach deiner Einschätzung etwas mit dem
geplanten FE .23-Einsatz vor der galicischen Küste zu tun hat – darüber hat sich mein
Informant leider nicht näher ausgelassen.«
Alex blieb wie vom Donner gerührt stehen, kaum dass
sie den Satz zu Ende gebracht hatte. Seine Augen verengten sich zu schmalen
Schlitzen. »Woher weißt du das von Galicien?«, fragte er gepresst und sah sich
vorsorglich nach eventuellen Lauschern um.
Karin lächelte ihn nur spöttisch an. »Schon mal was
von Informantenschutz gehört?«
»Also gut«, meinte er widerwillig und ging weiter,
»dann schlage ich dir folgenden Deal vor …«
»Nach dem Motto ›Eine Hand wäscht die andere‹, was? Oh
nein, mein Lieber, darauf kann ich verzichten. Stell ich meine Fragen eben
jemand anderem – ich finde schon einen willigen Informanten.«
»Und? Danach stehst du ja doch wieder hier auf der
Matte und bittest mich um Bestätigung.« Er lachte ironisch. »Sei nicht albern,
Karin – du weißt, ich bin deine einzige kompetente Quelle. Ich könnte mich …
ja, ich könnte mich sogar zu einer Information hinreißen lassen, nach der sich
deine Kollegen die Finger lecken würden. Was hältst du davon?«
»Tut mir leid, mein Lieber, aber so läuft das nicht.
Lass es mich noch einmal sagen: Ich gebe meine Informanten niemals preis, und
damit basta!«
Inzwischen hatten sie das Bürogebäude erreicht. Alex
hielt Karin die Tür auf. »Also gut, dann keine Namen … aber doch wenigstens
eine kleine Andeutung, das würde mir schon reichen. Ich muss unbedingt wissen,
durch wen diese Interna über FE .23 an die Öffentlichkeit gelangt sind! Wir reden hier schließlich über
Geheimnisverrat, darauf steht Gefängnis.«
Während Karin noch unentschlossen an ihrer Unterlippe
nagte, begann Alex’ Pager schrill zu piepen. Er entschuldigte sich und sah auf
die Anzeige, bevor er rasch zu einem Telefon ging.
»Was gibt’s?«, meldete er sich harsch, um nach kurzem
Zuhören nachzuhaken: »Ich habe also die Wahl zwischen einer Cessna Bravo und
einer Hawker 750 XP ? Wie ist die Reichweite der Cessna? … Das ist schlecht! Das geht nicht
ohne Zwischenlandung. Dann buche die Hawker, und zwar one-way. Und lass es dir
per Fax bestätigen.« Er legte auf, ohne eine Antwort abzuwarten.
Mittlerweile war Karin offenbar zu einem Entschluss
gekommen, denn als er zu ihr zurückkehrte, fragte sie vorsichtig: »Welcher Art
ist denn die Information, nach der sich meine Kollegen angeblich die Finger
lecken?«
Mit einem schnellen Schritt trat er vor sie hin und
fasste sie an den Hüften. »Na siehst du, ich wusste doch,
Weitere Kostenlose Bücher